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  • Hartmut Ustorf 16/01/2018 21:49

    Ja, man kann. Aber sei vorsichtig damit. So spontan zuraten will ich Dir nicht.

    Zunächst einmal solltest Du das mit einem Blasebalg versuchen, erhältlich im Fotohandel. Das kann jeder und ist die unkomplizierteste Methode. Das ist so ein Gummibalg mit einem Stift mit Luftaustrittsdüse an der Spitze. Ein größerer Balg hat den Vorteil, daß mehr Luftvolumen zur Verfügung steht, Luft, die man mit höherer Geschwindigkeit auspressen kann. Und dann gleich das ganze Innere freipusten.

    Du wirst aber vermutlich die Erfahrung machen, daß ein Teil des Staubes festklebt und so nicht entfernt werden kann. Dann hilft nur noch die klassische Reinigung.

    Zunächst einmal kannst Du das in der Niederlassung Deines Kameraherstellers machen lassen, auch einige Fotogeschäfte bieten Reinigungsservice an. Nachteil: Hoher Preis! Ca. 50 Euros pro Sensor. Und wenn Du Pech hast, dauert das ein paar Tage und vielleicht mußt Du die Kamera sogar dorthin schicken. ...und das nur wegen ein paar popliger Staubkörner, die die Fachleute in 10 Minuten ratz-fatz entfernen. Das entspricht einem Stundensatz von 300,- Euros!!! Und im schlimmsten Fall kannst Du tagelang nicht fotografieren, weil Deine Kamera auf Reisen ist.

    Fuji sitzt in Düsseldorf, vielleicht haben die auch noch anderswo einen Stützpunkt. Da mußt Du mal nachfragen.

    Und leider bleibt der Sensor nun nicht sauber. Wenn Du also fertig bist, wieder vor die Tür trittst und ein Objektiv aufsetzt, dann hast Du eventuell schon den nächsten Staub auf dem Sensor, nachdem Du Minuten vorher 50,- Euros bezahlt hast. Also wieder zurück und noch einmal 50,- Euros? Nein danke, habe ich mir gesagt, nicht nur kein zweites Mal sondern nicht einmal ein einziges Mal. Never ever! Kommt nicht in Frage.

    Es gibt Sensorreinigungssets zu kaufen, auch über das Internet. Davon habe ich allerdings Null Ahnung und ich kenne niemanden, der so etwas benutzt. Dazu kann ich also keinen Kommentar abgeben.

    Ich verwende eine einfache Methode, von der ich weiß, daß auch die Kamerahersteller sie verwenden oder zumindest vor ein paar Jahren verwendeten. Ob sie mittlerweile fortschrittlicheres Werkzeug haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Das ist aber egal, die einfache Methode funktioniert. Sie erfordert aber sehr viel Gefühl. Darum sagte ich auch, ich empfehle das nicht unbedingt Leuten, die ich nicht kenne. Wenn das Gefühl dafür fehlt, ist Dein Sensor nachher schmutziger als vorher.

    Wenn Du möchtest, dann beschreibe ich Dir das Verfahren ganz genau, allerdings nicht jetzt und hier, es ist eine etwas längere Beschreibung. Also sag's mir, das Schreiben ist für mich kein Problem, weil ich sehr schnell mit 10 Fingern schreibe, obwohl ich nie im Leben Sekretärin war, haha.

    Ich sag' Dir jetzt und hier nur, was Du dazu brauchst:

    1.
    Eine Mischung im Verhältnis 60:40 von Isopropanol (60 Volumenanteile) einerseits, hochprozentig (96 oder 97 %) und Waschbenzin andererseits (40 Volumenanteile). Das Waschbenzin hat die Aufgabe, die Flüssigkeit beim Reinigen schneller verdampfen zu lassen, damit beim Trocknen keine Schlieren entstehen.
    Das bekommst du in (fast) jeder Apotheke; aber lasse Dir nicht den 70%igen Isopropylalkohol andrehen; der hat zuviel Wasser und verdunstet zu langsam. Der ist ungeeignet.

    2.
    Einen schmalen Malpinsel mit längerem, dünnen Stift, naturbelassen. Im Bastelladen zu kaufen. Der Pinsel bleibt ohne Funktion. Es kommt nur auf den Stift an. Komme bloß nicht auf die Idee, den Pinsel zu benutzen! Das kann den Sensor beschädigen. Vor allem aber schmierst Du ihn mit dem Pinsel so richtig schön voll!
    Naturbelassen deshalb, weil von einem lackierten Stift Teile abblättern könnten die dann in die Kamera fallen können.

    3.
    Nicht fusselndes Tuch. Ich habe so etwas noch nicht gefunden. Vielleicht gibt es das in der Apotheke, keine Ahnung, also so etwas wie Mulltupfer, Mulltücher, Wundtücher oder Ähnliches. Ich behelfe mir mit weißem Toilettenpapier. Das ist aber leider nicht fusselfrei. Wenn man es trotzdem verwendet, ist eine ganz besondere Feinfühligkeit erforderlich. Also bei mir funktioniert's, ich habe aber vor dem erstenmal stundenlange Trockenübungen mit einem Objektiv-UV-Filter gemacht, den ich fusselfrei gereinigt habe, bevor ich mit dem Pinselstift und dem Klopapier in die Tiefen des Gehäuses zum Sensor abgetaucht bin. Und das erste Mal war wirklich stressig; ich stand kurz davor, die Kamera aus dem Fenster zu werfen.

    4.
    Eine Lupe mit Leuchtdioden, erhältlich im Fotohandel. Die setzt man auf das Bajonett des Kameragehäuses und kann dann die Staubkörner bestaunen, im Großformat.

    So, und wie man mit den 4 Elementen umgeht, das erkläre ich Dir auf Wunsch gerne in einem weiteren Kommentar.

    Gruß Hartmut
  • boloking 16/01/2018 22:16

    Vielen Dank für deine Hilfe. Stereomikroskop, fusselfreie Papiertücher, Isopropanol hochrein, Petroleumbenzin (Petroläther) hochrein - alles vorhanden (Ich bin beruflich Leiter eines Analytiklabores).
    Und dann...? Ich bin gespannt!
  • Hartmut Ustorf 16/01/2018 23:10

    Also das sind ja beste Voraussetzungen, die Du da mitbringst. Hoffentlich kannst Du die auch bei Deiner Kamera einsetzen. Ob das Stereomikroskop verwendbar ist, weiß ich nicht, das weißt Du besser als ich. Den dünnen Holzstift hast Du vergessen.

    Also ich will Dich dann mal nicht auf die Folter spannen, einleitend jedoch nicht unerwähnt lassen, daß die beste Methode das Vorführen und Zuschauen ist. Die Beschreibung alleine ist sicher unzureichend.

    Leider gibt es keine Möglichkeit (vielleicht aber doch mit Deinem Mikroskop?), den Reinigungsvorgang selber in Echtzeit vergrößert mit Lupe zu beobachten; das ist aber das kleinere Problem, weil Du den ganzen Sensor abwischen solltest, nicht nur die verstaubten Stellen. Immer schön und mit konstanter Geschwindigkeit von links nach rechts (oder umgekehrt), und nicht dabei stoppen. Dann bleiben am Tuch hängengebliebene Staubkörner auf dem Sensor zurück, so als wenn Du einen Besen mitten im Fegen hochhebst.

    Du wickelst also den fusselfreien Lappen oder das Klopapier (ich sage im weiteren nur noch "Tuch") so um das Ende des Stifts (gegenüber der Pinselfassung, die ja keine Funktion hat), daß das Tuch dabei so eine kleine Kissenform bildet, mit zwei Ecken. Mit diesen weichen Ecken kannst Du später sehr gut die Kanten und die Ecken des Sensors reinigen. Diese Kissenform sieht aus wie ein Schraubendreher.

    Mit einer Pipette gibst Du nun die Flüssigkeit auf das Tuch. Wieviel optimal ist, mußt Du vorher in einer Trockenübung z.B. auf einem Spiegel oder einem UV-Filter ausprobieren. Wenn es zu naß ist, verdunstet es zu langsam, dann entstehen Schlieren. Wenn es zu wenig ist, staubt - in meinem Fall - das Toilettenpapier mit fortschreitendem Verdampfungsprozeß. Dann verschmutzt der Sensor enorm, weil Du jetzt den Staub so richtig schön auf dem Sensor verteilst.

    Also mit der optimalen Flüssigkeitsmenge mußt Du vorsichtig über den Sensor wischen und die Flüssigkeitsmenge immer wieder auf "optimal" halten. Das heißt, mehrfach wieder tränken. Beim Wischen hilft Dir die erwähnte Kissenform, Du wischst damit nämlich einen Streifen, wie mit einem Schraubenzieher oder Spachtel gezogen.

    Zum Schluß wischst Du die vier Kanten des Sensors entlang und die Ecken des Sensors aus. Dafür ist nun die Kissenform des gewickelten Tuches optimal. Der Staub bleibt nämlich nicht vollständig am Tuch hängen, sondern man wischt ihn teilweise zur Seite, in die Sensorecken und zum Rand hin, besonders bei dem fusselnden Toilettenpapier.

    Also wie gesagt, optimal ist die Menge der auf das Tuch aufgetragenen Flüssigkeit dann, wenn der Flüssigkeitsfilm, der beim Wischen auf dem Sensor zurückbleibt, möglichst dünn ist und sofort verdampft (also möglichst wenig Flüssigkeit), und wenn soviel Flüssigkeit auf das Tuch aufgetragen wird, daß das Tuch/Toilettenpapier noch nicht zu fusseln beginnt (also möglichst viel Flüssigkeit).

    Beides gleichzeitig widerspricht sich natürlich, aber dazwischen liegt tatsächlich ein Optimum, bei dem beides erfüllt werden kann.

    Und zwischendurch immer mal wieder mit der Lupe oder Deinem Mikroskop die Zwischenergebnisse überprüfen.

    Wie schon mehrmals gesagt: Übe das vorher unbedingt mit einem Spiegel oder einem UV-Filter, damit Du die Technik erlernst und gegebenenfalls auch herausfindest, wo das Flüssigkeitsoptimum liegt, mit dem Du wischst. Das kann ich Dir nicht beschreiben, das mußt Du durch Versuchen selber herausfinden. Wenn Du gleich beim Sensor beginnst, ohne vorheriges Üben, geht das mit Sicherheit nicht gut.

    Ich habe beim erstenmal vor etlichen Jahren, trotz stundenlanger Trockenübung, ungefähr 3 Stunden gebraucht, und nach jedem Vorgang war der Sensor schmutziger als vorher. Das war zum Haareausreißen. Aber schließlich hat es funktioniert. Heute brauche ich rund 15 Minuten für eine Sensorreinigung, nachdem ich den Dreh herausgefunden habe. Aber wegen fusselfreier Tücher frage ich selber mal in einer Apotheke nach, wenn eine Reinigung wieder ansteht.

    Es gibt angeblich Reinigungssets, mit denen man mittels einer Lupe den Reinigungsprozeß vergrößert in Echtzeit mitverfolgen kann, ohne die Lupe abzusetzen. Das ist natürlich ideal und hilft eventell dabei, nicht den ganzen Sensor, sondern nur den verstaubten Teil zu säubern. Das wäre optimal. Ich habe aber keine Ahnung, ob das funktioniert. Ich habe meine Methode optimiert und brauche daher so ein Schicki-Micki-Set nicht.

    Aber noch etwas Wichtiges zum Vorbeugen des Verstaubens: Wenn Du vor einem Objektivwechsel die Objektivfassung sowie das Gehäusebajonett mit dem Blasebalg kräftig sauber pustest, ebenso von innen die Abdeckkappen für Objektiv und für Gehäuse, bevor Du sie aufsetzt, dann kommt kaum jemals Staub in das Gehäuse und auf den Sensor. Auch solltest Du, bevor Du ein Objektiv vom Gehäuse entfernst, mit dem Blasebalg rund um das Bajonett herum alles sauberpusten, denn dort sammelt sich viel Staub an. Erst dann das Objektiv entfernen, in das Gehäuse pusten und die saubergeblasene Abdeckkappe aufsetzen. Der meiste Staub, der auf dem Sensor sitzt, befindet sich nämlich bereits im Gehäuse und fliegt nicht von draußen direkt und frisch auf den Sensor. Und beim Objektivwechsel im Freien immer so positionieren, daß Staub möglichst ferngehalten wird. Das klingt alles kompliziert, ist es aber nicht.

    Ich habe zwei identische Kameragehäuse und habe da immer gleich die Objektive aufgesetzt, mit denen ich rund 90-95% meiner Fotos mache. Die bleiben also drauf. Ein Objektivwechsel ist daher sehr selten.

    Es ist mittlerweile ziemlich genau 18 Monate her, daß ich die Sensoren meiner Kameras zuletzt gereinigt habe. Und sie sind - von ganz wenigen und nur sehr kleinen und kaum sichtbaren Staubkörnern abgesehen - noch immer top sauber. Ich zähle nach scharfem Hinsehen bei beiden Kameras jeweils nur 3 sehr kleine Staubflecken. Keine Veränderung seit 18 Monaten. Da mußte ich also noch nicht mal mit dem Blasebalg ran, vom Reinigen ganz zu schweigen. Die entferne ich problemlos am Computer, wenn sie nicht vom Motiv sowieso verdeckt werden. Die sieht man immer nur bei blauem Himmel, aber nur bei sehr genauem Hinsehen. Nicht so stark wie bei Dir.

    So, ich glaube das war's. Es ist nicht so kompliziert, wie es beim Lesen klingt, aber es ist auch nicht so einfach. Unbedingte Sorgfalt ist unverzichtbar und viel Gefühl. Ich könnte mir aber vorstellen, daß es Sinn macht, sich auch mal nach Reinigungssets zu erkundigen. Möglicherweise ist das - ganz bestimmt am Anfang - einfacher als sich in meinen beschriebenen Reinigungsprozeß einzuarbeiten.

    Ach ja, und immer schön den Kamerainnenraum hell beleuchten mit einer Lampe möglichst mit leicht schrägem Lichteinfall, damit Du siehst, wie und wo Du wischst. Dabei erkennst Du auch, wie schnell der Flüssigkeitsfilm verdunstet. Wenn kein Flüssigkeitsfilm mehr erscheint und alles trocken bleibt, mußt Du wieder Flüssigkeit auftragen.

    Also dann mal viel Spaß und viel Erfolg. Aber ich garantiere natürlich für nichts!

    Gruß Hartmut
  • boloking 17/01/2018 9:03

    Woow, vielen Dank für diese Tutorial! Das müsste man hier irgendwo veröffentlichen, damit noch mehr Leute davon profitieren. Ich werde gleich mal ins Labor gehen und üben...
    Die fusselfreien Labortücher, die ich benutzen möchte, findet man hier: https://www.hygi.de/kimtech_science_praezisionstuecher,pd,80281.html?mcid=5&gclid=EAIaIQobChMIhr_Qk8Te2AIV7RXTCh0JYAYuEAQYAiABEgI9d_D_BwE