Nach einer Zeit der Trennungen, der Suche nach dem inneren Gleichgewicht und der Selbstfindung, treffen die beiden Bänke hier erneut aufeinander. Die Ausrichtung der Bänke ist eine andere, als in Kapitel 2 dargestellt, wo wir sie eng nebeneinander und sich gegenseitig leicht zugewandt vorfanden. Wenn nun beide Bänke einen vergleichbaren Reifungsprozess hinter sich haben, dürften sie sich, eine gewisse Vertrautheit vorausgesetzt, grundsätzlich viel zu sagen haben.
Eine Frage steht natürlich im Raum. Was zieht sie gegenseitig an, immerhin war die Liebe bzw. Zuneigung vom Pacman fast aufgefressen worden, warum sollten sie sich überhaupt wieder aufeinander einlassen?
Wenn man einmal versucht, sich in Personen hineinzuversetzen, die, wie in Kapitel 7 des Romans zu lesen war, eine Beziehung zueinander aufgebaut hatten, die jedoch im jeweiligen Innenleben verblieb, was wohl ein nicht unwesentlicher Faktor in diesem Roman ist, die aufgrund einer weiteren Beziehung mit ausgeprägtem erotischem Charakter aufgegeben wurde und die dazu noch tiefe seelische Verletzungen, wenigstens bei der linken grünen Bank nach sich zog, so wird man sich fragen, wenn man nicht gerade auf den rosaroten Wolken der bekannten Cornwall-Filme schwebt, was die Basis dieser erneuten Annäherung sein kann bzw. welches Potenzial eine solche Beziehung überhaupt haben wird. Innerlich gereifte Persönlichkeiten dürften sich wohl nach solchen Ereignissen nicht in Friede-Freude-Eierkuchen-Manier wiederfinden und einfach da anknüpfen, wo sie aufgehört haben.
Grundsätzlich ist in einer solchen Situation ein Dialog erst einmal eine gute Ausgangsbasis für eine erneute Annäherung. Der Begriff „zur Sprache kommen“ könnte als solcher verschieden betont werden, so dass er erstens bedeuten würde, dass überhaupt etwas zur Sprache kommt, d.h, dass die beiden Menschen etwas aussprechen, dass sie über etwas sprechen, was vorher vielleicht in jedem von ihnen nur gedanklich vorhanden war, jedoch bislang nicht in Worte gefasst werden konnte oder sollte bzw. was beide miteinander sowohl inhaltlich als auch verbal im Verlauf der Kommunikation erst entwickeln und erkennen.
„Zur Sprache kommen“ wäre auch im Sinne von Zu-Einer-Gemeinsamen-Sprache-Finden zu verstehen, einer kommunikativen Annäherung als ein Nicht-Aneinander-Vorbeireden-Lernen, so dass die Gesprächspartner auch das verstehen, was sie gegenseitig ausdrücken wollen. Wie wir wissen, kann auch die (Mutter-)Sprache selbst zuweilen ein Labyrinth sein, in dem man sich verirrt.
Betrachten wir die beiden Protagonisten genauer, sehen wir sie in einigem Abstand direkt gegenüber sitzen. Solche Konstellationen bieten einerseits die Möglichkeit, sich beim Sprechen in die Augen zu sehen, dem anderen, symbolisch gesprochen, hinter die Fassade, in die Seele zu schauen, die Äußerungen durch Mimik und Gestik zu unterstützen, vielleicht auch zu vertiefen; andererseits ist es auch eine Position der absoluten Konfrontation, des Nichthausweichenkönnens.
Die beiden Bänke hängen hier nicht schlaff und lustlos herum, sondern „sitzen“ in aufrechter, gespannter Haltung, was auf ein intensives Einlassen hindeutet. Obwohl beide Bänke aus demselben Material bestehen und eine gewisse äußere Ähnlichkeit haben, sind sie doch nicht baugleich und vor allem in ihrem inneren „Gerüst“ verschieden. Dieses innere Gerüst wird es sein, was zunächst zur Sprache kommen muss, um ein Erkennen des Partners zu ermöglichen. Der augenscheinliche Abstand zwischen den Bänken bringt dabei noch eine zusätzliche Spannung in die Bildsituation. Man hat beim längeren Betrachten einerseits zwar den Eindruck, sie könnten sich bereits aufeinanderzubewegen, spürt aber doch andererseits die noch vorhandene Distanz. Das Hauptaugenmerk des von Eduardo Chillida geschaffenen Kunstwerkes zur Toleranz muss also auch im übertragenen Sinne bezüglich der grünen Bänke auf dem HARMONISCHEN Zusammenwachsen der vorhandenen Gegensätze basieren, da die Grenzen des Toleranzbegriffes auch nicht unbedingt immer klar absteckbar sind.
Nun ist hier zwar scheinbar noch keine Erotik zu finden, aber sehr abstrakt gedacht könnten die beiden Stahlbänke durch die perspektivische Darstellung, ähnlich der Beeteinfassung in Kapitel 18, und unterstützt durch die (rost-)rote Farbe, zwei Herzen darstellen, die in zugewandter Form dort liegen und vielleicht bereits füreinander geöffnet sind.
Auf die erotische Komponente bin ich nun wirklich gespannt , zumal ja Vernunft gepaart mit wissenschaftlichen Hintergründen jeder Couleur bei Dir vorrangig sind :-) LG, Trude
Da haben wir sie nun, unsere Wiedervereinigung ...
Bleibt abzuwarten, ob diese dauerhaft sein wird, oder ob es hier "nur" zur Klärung der Vergangenheit kommt, zur Aussprache, um fortan vielleicht in Freundschaft verbunden, aber dennoch getrennter Wege zu gehen.
Jedenfalls haben sich die Bänke ganz gewaltig verändert.
Wir sind bei diesem Bild davon ausgegangen, aufgrund des "alten Lacks", dass es sich auch um ältere Bänke, respektive Personen, handeln müsse.
Ich denke, nun im Rückblick, dass dieser nicht der einzig richtige Ansatz ist.
Denken wir an die Stellen, wo der Lack abgeplatzt ist, könnten wir auch sagen, dass an diesen Stellen einfach noch etwas fehlt. Und die Farbe könnte auch darauf hinweisen. "Grün hinter den Ohren" oder " der ist noch grün" sind Ausdrücke, die im Zusammenhang mit Unreife und Jugend fallen ( wobei sicherlich auch ältere Menschen durchaus noch unreif sein können).
Die jetzigen Bänke sind nicht mehr "grün", sie scheinen gewachsen und gereift, haben ihre Ecken und Kanten, sind vom Leben und den Erfahrungen geformt worden.
Wobei ich hier die " Leere" nicht als innere, seelische Leere beschreiben möchte, sondern eher als auch die vom Künstler angestrebte Gelassenheit, ein innerer Freiraum.
Man fühlt sich nicht mehr so "schwer" und bietet dem Alltag und den Dingen, die um uns herum geschehen, somit auch weniger Angriffsfläche.
Kerstin Stolzenburg 13/02/2008 17:47
Nach einer Zeit der Trennungen, der Suche nach dem inneren Gleichgewicht und der Selbstfindung, treffen die beiden Bänke hier erneut aufeinander. Die Ausrichtung der Bänke ist eine andere, als in Kapitel 2 dargestellt, wo wir sie eng nebeneinander und sich gegenseitig leicht zugewandt vorfanden. Wenn nun beide Bänke einen vergleichbaren Reifungsprozess hinter sich haben, dürften sie sich, eine gewisse Vertrautheit vorausgesetzt, grundsätzlich viel zu sagen haben.Eine Frage steht natürlich im Raum. Was zieht sie gegenseitig an, immerhin war die Liebe bzw. Zuneigung vom Pacman fast aufgefressen worden, warum sollten sie sich überhaupt wieder aufeinander einlassen?
Wenn man einmal versucht, sich in Personen hineinzuversetzen, die, wie in Kapitel 7 des Romans zu lesen war, eine Beziehung zueinander aufgebaut hatten, die jedoch im jeweiligen Innenleben verblieb, was wohl ein nicht unwesentlicher Faktor in diesem Roman ist, die aufgrund einer weiteren Beziehung mit ausgeprägtem erotischem Charakter aufgegeben wurde und die dazu noch tiefe seelische Verletzungen, wenigstens bei der linken grünen Bank nach sich zog, so wird man sich fragen, wenn man nicht gerade auf den rosaroten Wolken der bekannten Cornwall-Filme schwebt, was die Basis dieser erneuten Annäherung sein kann bzw. welches Potenzial eine solche Beziehung überhaupt haben wird. Innerlich gereifte Persönlichkeiten dürften sich wohl nach solchen Ereignissen nicht in Friede-Freude-Eierkuchen-Manier wiederfinden und einfach da anknüpfen, wo sie aufgehört haben.
Grundsätzlich ist in einer solchen Situation ein Dialog erst einmal eine gute Ausgangsbasis für eine erneute Annäherung. Der Begriff „zur Sprache kommen“ könnte als solcher verschieden betont werden, so dass er erstens bedeuten würde, dass überhaupt etwas zur Sprache kommt, d.h, dass die beiden Menschen etwas aussprechen, dass sie über etwas sprechen, was vorher vielleicht in jedem von ihnen nur gedanklich vorhanden war, jedoch bislang nicht in Worte gefasst werden konnte oder sollte bzw. was beide miteinander sowohl inhaltlich als auch verbal im Verlauf der Kommunikation erst entwickeln und erkennen.
„Zur Sprache kommen“ wäre auch im Sinne von Zu-Einer-Gemeinsamen-Sprache-Finden zu verstehen, einer kommunikativen Annäherung als ein Nicht-Aneinander-Vorbeireden-Lernen, so dass die Gesprächspartner auch das verstehen, was sie gegenseitig ausdrücken wollen. Wie wir wissen, kann auch die (Mutter-)Sprache selbst zuweilen ein Labyrinth sein, in dem man sich verirrt.
Betrachten wir die beiden Protagonisten genauer, sehen wir sie in einigem Abstand direkt gegenüber sitzen. Solche Konstellationen bieten einerseits die Möglichkeit, sich beim Sprechen in die Augen zu sehen, dem anderen, symbolisch gesprochen, hinter die Fassade, in die Seele zu schauen, die Äußerungen durch Mimik und Gestik zu unterstützen, vielleicht auch zu vertiefen; andererseits ist es auch eine Position der absoluten Konfrontation, des Nichthausweichenkönnens.
Die beiden Bänke hängen hier nicht schlaff und lustlos herum, sondern „sitzen“ in aufrechter, gespannter Haltung, was auf ein intensives Einlassen hindeutet. Obwohl beide Bänke aus demselben Material bestehen und eine gewisse äußere Ähnlichkeit haben, sind sie doch nicht baugleich und vor allem in ihrem inneren „Gerüst“ verschieden. Dieses innere Gerüst wird es sein, was zunächst zur Sprache kommen muss, um ein Erkennen des Partners zu ermöglichen. Der augenscheinliche Abstand zwischen den Bänken bringt dabei noch eine zusätzliche Spannung in die Bildsituation. Man hat beim längeren Betrachten einerseits zwar den Eindruck, sie könnten sich bereits aufeinanderzubewegen, spürt aber doch andererseits die noch vorhandene Distanz. Das Hauptaugenmerk des von Eduardo Chillida geschaffenen Kunstwerkes zur Toleranz muss also auch im übertragenen Sinne bezüglich der grünen Bänke auf dem HARMONISCHEN Zusammenwachsen der vorhandenen Gegensätze basieren, da die Grenzen des Toleranzbegriffes auch nicht unbedingt immer klar absteckbar sind.
Nun ist hier zwar scheinbar noch keine Erotik zu finden, aber sehr abstrakt gedacht könnten die beiden Stahlbänke durch die perspektivische Darstellung, ähnlich der Beeteinfassung in Kapitel 18, und unterstützt durch die (rost-)rote Farbe, zwei Herzen darstellen, die in zugewandter Form dort liegen und vielleicht bereits füreinander geöffnet sind.
Kerstin
Adrian K 13/02/2008 12:15
Die intelligible Farbe dürfte wohl erkennbar sein.Grün ist die Farbe der Frische und der Natürlichkeit wie auch der Hoffnung und der Zuversicht.
Gruß Adrian
† Trude S. 12/02/2008 22:30
Auf die erotische Komponente bin ich nun wirklich gespannt , zumal ja Vernunft gepaart mit wissenschaftlichen Hintergründen jeder Couleur bei Dir vorrangig sind :-) LG, Trude† Trude S. 12/02/2008 19:55
Toleranz und Zusammenwachsen .... das genau ist Voraussetzung für Zusammenleben.Und das scheint sich romanhaft auch zu entwickeln.
Und für diesen gewählten Platz hat man auch die passenden Skulpturen gefunden. Eckhard, das hast auch Du gut gewählt !
LG Trude :-)
Carsten Mundt 12/02/2008 19:48
Da haben wir sie nun, unsere Wiedervereinigung ...Bleibt abzuwarten, ob diese dauerhaft sein wird, oder ob es hier "nur" zur Klärung der Vergangenheit kommt, zur Aussprache, um fortan vielleicht in Freundschaft verbunden, aber dennoch getrennter Wege zu gehen.
Jedenfalls haben sich die Bänke ganz gewaltig verändert.
Wir sind bei diesem Bild davon ausgegangen, aufgrund des "alten Lacks", dass es sich auch um ältere Bänke, respektive Personen, handeln müsse.
Ich denke, nun im Rückblick, dass dieser nicht der einzig richtige Ansatz ist.
Denken wir an die Stellen, wo der Lack abgeplatzt ist, könnten wir auch sagen, dass an diesen Stellen einfach noch etwas fehlt. Und die Farbe könnte auch darauf hinweisen. "Grün hinter den Ohren" oder " der ist noch grün" sind Ausdrücke, die im Zusammenhang mit Unreife und Jugend fallen ( wobei sicherlich auch ältere Menschen durchaus noch unreif sein können).
Die jetzigen Bänke sind nicht mehr "grün", sie scheinen gewachsen und gereift, haben ihre Ecken und Kanten, sind vom Leben und den Erfahrungen geformt worden.
Wobei ich hier die " Leere" nicht als innere, seelische Leere beschreiben möchte, sondern eher als auch die vom Künstler angestrebte Gelassenheit, ein innerer Freiraum.
Man fühlt sich nicht mehr so "schwer" und bietet dem Alltag und den Dingen, die um uns herum geschehen, somit auch weniger Angriffsfläche.