Der Titel erinnert mich an etwas, ich muss mich mal wieder meinem Instrument widmen... Die Farbe des Bildes lässt es mich leichter ertragen.
Gruß Andreas
"Ihre Nahrung besteht aus Nektar und Pollen. Daher spielen die Schwebfliegen als Bestäuber eine wesentliche Rolle, wobei sie in den gemäßigten Breiten neben den Bienen (Apoidea) die wichtigste Bestäubergruppe darstellen. Durch verschiedene Tests konnte nachgewiesen werden, dass die Schwebfliegen sich optisch orientieren und dabei eine Vorliebe für gelbe Blüten haben.Bei einigen Arten ist die Pollenaufnahme für die Entwicklung der Gonaden [Keim- oder Geschlechtsdrüsen] notwendig, etwa bei der Späten Großstirnschwebfliege und der weit verbreiteten Hainschwebfliege." http://de.wikipedia.org/wiki/Schwebfliegen
Soweit die Theorie. Und nach dieser Theorie lockt also die Blüte die Fliege an, weil sie von ihr bestäubt werden möchte und die Fliege fliegt zu ihr, weil sie dort Nahrung findet. http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Zuchtrose.jpg
Sie haben also durchaus etwas voneinander und tun dies, weil es nutzbringend ist, wobei in diesem Fall jeder nur an den eigenen Nutzen denkt und er allein durch eine kluge Einrichtung der Natur auch dem anderen einen Gefallen tut.
Das Geben und Nehmen, das hier unbewusst zum gegenseitigen Vorteil geschieht, ist allerdings, was die bewusste Umsetzung betrifft, ein vielleicht nicht uninteressanter Ansatz für die Bildinterpretation.
Die Begegnung der Fliege und der Rose im Bild erscheint in meinen Augen jedoch völlig frei von einem Nutzen, zumindest vordergründig, denn die Schwebfliege hat gar keine Möglichkeit, an die Pollen zu gelangen und die Rose wird nicht bestäubt ;-))
Diese beiden "Partner" werden sich nun nicht viel dabei gedacht haben; man könnte sie jedoch auch symbolisch betrachten.
Denn auch bei den bzw. speziell bei zwei Menschen gibt es entsprechende Beziehungen bzw. Situationen, in denen der eine für den anderen da ist, sich verantwortlich fühlt bzw. etwas für ihn tut, ohne überhaupt daran zu denken, dafür etwas einzufordern. Und das ist sehr schön.
PS: Die Nord-Süd-Achse scheint wohl noch beschwerlicher zu sein als die ins Reich der neuen Mitte oder die Hellmänner haben sich für einen größeren Umweg entschieden ... :-)
Ernst kann einmal die Abwesenheit von Spaß oder Freude sein. Eine ernste Lebenssituation, evtl. gar eine Krise, ist von Sorgen und Kummer begleitet.
Es kann aber auch die Ernsthaftigkeit gemeint sein, mit der eine Sache verfolgt wird. Mit Konzentration und Ernst ein Ziel zu verfolgen, muss aber nicht unbedingt heissen, dass das keinen Spaß macht.
Die Situation des Insekts stellt sich auf den ersten Blick eigentlich nicht als ernst dar.
Es gibt eine schöne, in voller Pracht stehende Blüte.
Diese lockt an, verspricht Nahrung.
Die Szene ist in ein mildes Licht getaucht, das freundlich wirkt.
Das Insekt kommt leicht und schwerelos daher, es erscheint dem Betrachter heiter, bereit zur Nahrungsaufnahme.
Was sollte an dieser Szene, die idyllisch und fast perfekt ist, denn nun ernst sein ?
Aufgrund des Insekts könnte dem Betrachter die Geschichte von der Grille und der Ameise einfallen. Die Ameise ist fleissig und ernsthaft dabei, Vorräte für den Winter zu sammeln, während die Grille in den Tag hineinlebt und im Winter arm dran ist.
Die Szene, die uns so sommerlich heiter, leicht und urlaubsmäßig erscheinen mag, stellt sich für die Biene ( wir gehen mal davon aus, dass es eine ist, obwohl es ja eine Fliege ist, die vorgibt, eine Biene zu sein... ) natürlich anders dar. Sie ist nur eine Arbeiterin auf Nahrungssuche, um die Pollen dann in den Stock zu transportieren. Für sie die reinste Schwerstarbeit, der sie aber mit Fleiss und Ernst nachgeht. Das ist ihr Lebenszweck.
Ob einem das Leben ernst erscheint, mag so vom Standpunkt des jeweiligen Betrachters abhängig sein.
Die Heiterkeit der Szene ist natürlich auch nur eine Momentaufnahme. Die Umstände passen, wirken zusammen, ergänzen sich.
Eine Änderung nur eines Parameters würde eine ganz andere Situation ergeben.
Die Fliege könnte sich einen Flügel oder ein Beinchen gebrochen haben. Sie würde leiden, und wäre sie denn zu solchen Empfindungen fähig, ihre eigene Situation als ernst bezeichnen. Gleiches gilt, wenn nicht die Sonne scheinen, sondern es regnen würde. Das Tierchen könnte dann nicht ausfliegen und der Zugang zur Schönheit der Blüte bliebe verwehrt. Ebenfalls könnten die Blüten bereits verblüht sein und ihre ehemalige Schönheit wäre dann vielleicht nicht mehr wahrnehmbar.
Kurz, der Ernst des Lebens kann uns eigentlich immer und überall einholen.
Aber: ist eigentlich das Leben ernst, oder wird das Leben nur ernst durch die Art und Weise, wie wir es betrachten ?
Es gibt durchaus Menschen, deren Lebenssituation schwierig ist, aus welchen Gründen auch immer, die aber dennoch Zufriedenheit verspüren.
Genauso, wie es Menschen gibt, die eigentlich vom Glück verwöhnt zu sein scheinen, aber dennoch ihr Leben nicht geniessen können.
Ist der Ernst des Lebens also eine Kraft, die von aussen auf uns einwirkt, so wie der Regenschauer das Insekt im Bild vertreiben würde, oder ist er vielmehr eine Geisteshaltung ?
Erhalten die Dinge nicht erst ihre Ernsthaftigkeit, weil wir ihnen diese Bedeutung beimessen ?
Es gibt sicherlich Dinge, die wir ernst nehmen müssen und die nicht änderbar sind. So müssen wir essen und trinken, und dann auch noch die richtigen Sachen, wenn wir unsere Gesundheit ernst nehmen.
Viele Dinge, und das wird ja auch aus Kerstins Geschichte deutlich, üben jedoch einen Einfluss und Macht auf uns aus, weil wir das so zulassen.
Damit das nicht geschieht, dass uns der Ernst des Lebens überrollt, müssen wir uns des Lebens und der Möglichkeiten, die es bieten kann, bewusst sein und für uns selbst feststellen, welchen Dingen wir Bedeutung beimessen, weil sie für unser Leben wichtig sind.
Ich denke, dass zufriedene Menschen auch Menschen sind, die wissen, was sie wollen und was sie vom Leben erwarten (können). Und sehr wahrscheinlich befähigt sie das auch dazu, mit den Regenschauern im Leben fertig zu werden, ohne zu verzagen.
Das setzt eine Selbstkenntnis voraus, man muss sich selbst ernst nehmen.
Und das ist möglicherweise der einzige Ernst im Leben, den man wirklich ernst nehmen muss.
Lieber Eckhard, ja,
das ist wieder einmal eines dieser wundervollen Motive, das in seinen Aussagemöglichkeiten noch zusätzlich durch die verlinkten Bilder und das von Louis Armstrong gesungene Lied getragen wird, zu dem ich mich mit Worten eigentlich gar nicht angemessen äußern kann.
Dass nun die Rose als Symbol der Liebe angesehen wird, ist eine bekannte Tatsache, auf die man an dieser Stelle nicht ausführlich eingehen muss. Man kann diesbezüglich unter verschiedenen Quellen nachlesen. Ein Beispiel: http://www.welt-der-rosen.de/rosliebe.htm
Wenn dieses Bild nun in der Sektion „Ästhetik der Sichtbarkeit“ steht, so darf man sicherlich eben dieses äußerlich sichtbare Schöne, das Gefühl, das mit diesem Motiv verbunden werden könnte, das Aufblühende, das Wunder, das die Natur hier hervorgebracht hat, als ein Ausdruck dessen betrachten, was Menschen in ihrem Inneren empfinden können.
Der Begriff "Der Ernst des Lebens" ist ein eher umgangssprachlicher Ausdruck, eine klare Definition ist mir dazu gar nicht bekannt. Was den „Ernst des Lebens“ im Allgemeinen betrifft, so gibt daraus viele Notwendigkeiten, Einschränkungen und Kompromisse, die der Alltag uns abfordert, damit das Getriebe des Lebens am Laufen gehalten werden kann (das gilt nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern für die Gesellschaft und das gesamte Leben auf diesem Planeten). Und so wird die Schwebfliege wahrscheinlich instinktiv einzuschätzen wissen, dass sie auf der schönen Blüte zwar eine Weile rasten kann, diese als Ort der Nahrungsaufnahme allerdings ungeeignet ist, solange sie keine Pollen anzubieten hat.
"Der Ernst des Lebens" kann auch darin gesehen werden, die Natur nicht nur zu betrachten und zu genießen, solange sie uns in einer solch intakten und fast makellosen Schönheit erscheint, sondern etwas für ihren Erhalt zu tun. Wir sprachen diese Thematik unter anderen Bildern bereits an.
Rosafarbene Rosen stehen zusätzlich zur oben genannten Symbolik für Jugend und Frische. Den Begriff „Der Ernst des Lebens“ beginnt, kennt man in diesem Zusammenhang auch von beginnenden neuen Lebensabschnitten, die mit einer gewissen Ernsthaftigkeit in Verbindung gebracht werden, wie beispielsweise die Einschulung der Kinder.
Man kann ihn diesbezüglich natürlich auch weiter fassen, da es auch andere beginnende Abschnitte im Leben gibt, die man vor allem mit wachsender innerer Reife sehr genau bezüglich der Möglichkeiten und Risiken betrachten wird, bevor man sich auf sie einlässt. Das trifft nicht zuletzt auch auf Entscheidungen zu, die im Namen der abgebildeten Blüten getroffen werden, denn die Liebe und die Entscheidung für ein gemeinsames Leben mit einem Partner ist sicherlich eines der ernsthaftesten und zugleich schönsten Dinge, die einem Menschen im Leben geschehen.
"Ernst bezeichnet immer das wirklich gemeinte, wahre, feste" (Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm). Wenn man das auf das Leben bezieht, könnte man durchaus auch sagen: "Der Ernst des Lebens" ist die Liebe. Auf ihr baut alles andere auf.
Der Ernst des Lebens
Eine Sommergeschichte
Es war einmal ein Mann und eine Frau, die liebten einander so sehr, dass sie auf der Stelle heirateten. Die Hochzeit ging so vor sich, dass sie einen Kirschbaum bestiegen. Der Kirschbaum war in voller Blüte, so dass sie sofort unter Blüten verschwanden und keiner mehr sagen konnte, was sie da oben eigentlich trieben. Nur soviel, dass der Kirschbaum mehrmals kichernd auf und nieder wankte. Dann begann der Ernst des Lebens. Der Ernst des Lebens war eine Wohnung im dritten Stock. Die Wohnung war ein wenig klein, so dass sie noch froh sein konnten, wenn sie genügend Platz darin fanden. »Hauptsache, wir haben uns«, sagten sie. »Mehr brauchen wir nicht.« »Höchstens noch ein Ehebett.« »Wieso.« »Willst du dein ganzes Leben lang auf dem Fußboden schlafen?« »Dann aber gleich ein Himmelbett.« – Durch das Himmelbett war schon etwas weniger Platz in der Wohnung. Dafür aber um so mehr Platz im Himmelbett. »Das soll der Ernst des Lebens sein?« sprachen sie zueinander und fingen an, nochmal Hochzeit zu feiern. Die Hochzeit ging so vor sich, dass ein Stockwerk tiefer die Lampen auf und nieder wankten und das Aquarium überschwappte. »Hör dir das an«, sagte ein Stockwerk tiefer die Frau. Das gibt sich in der Ehe, entgegnete ihr Mann und sammelte die Fische ein, die auf dem Teppich lagen. »Mehr brauchen wir nicht«, sagten die Frischvermählten in ihrem Himmelbett. Höchstens noch ein Spülklosett. »Wozu.« »Soll ich mein ganzes Leben lang aus dem Fenster pinkeln?« Auch das Spülklosett fand in der Wohnung noch Platz. »Das soll der Ernst des Lebens sein?« sprachen sie zueinander und gingen zumeist gleich gemeinsam aufs Klo. Und während der eine tat, was er musste, durfte der andere die Spülung bedienen. – Himmelbett und Spülklosett. »Mehr brauchen wir nicht«, sagten sie. »Höchstens noch eine Badewanne.« »Wozu.« »Willst du dir dein Leben lang die Füße in der Schlotte waschen?« Durch die Badewanne war kaum noch Platz in der Wohnung. Dafür aber hatten sie um so mehr Platz in der Wanne. »Das soll der Ernst des Lebens sein?« sprachen sie zueinander und fingen noch einmal an, Hochzeit zu feiern. Das ging so vor sich, daß ein Stockwerk tiefer das Wasser durch die Decke tropfte. »Es geht schon wieder los da oben«, sagte die Frau in der Wohnung darunter. »Das ist noch Liebe, mein Lieber!« »Die gibt sich in der Ehe« entgegnete ihr Mann. Und leitete das Wasser aus der Lampenschale in sein Aquarium um. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne. »Mehr brauchen wir nicht«, riefen die Frischvermählten. »Hunger«, sagte der Mann. »Wie bitte?« fragte die Frau. »Einen Knast habe ich.« »Das kommt vom vielen Heiraten.« »Kannst du mir keinen Truthahn braten?« »Nein«, sagte die Frau. »Was? Du kannst keinen Truthahn braten!« »Nein«, sagte die Frau. »Und wieso kannst du keinen Truthahn braten?« »Ohne Herd und Pfanne?« – Auch Herd und Pfanne mussten irgendwie noch untergebracht werden. Dafür aber lernte der Mann an Hand des Truthahnbratens die Ehe auch noch von anderer Seite schätzen. »Und was machen wir jetzt?« »Wir setzen unsere Ehe fort«, erwiderte der Mann. Anschließend gähnte er. Auch die Frau gähnte ein wenig. Es war erstaunlich, wie müde das Ehewesen machte. – »Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne.« »Mehr brauchen wir nicht«, sagten sie. »Höchstens noch Kultur im Heim.« »Wozu.« »Nur durch Kultur im Heim hält sich eine Ehe auf Dauer«, behauptete die Frau. Dann ging sie außer Haus und kehrte mit einer Kuckucksuhr wieder. Und Mann und Frau saßen da und horchten, was der Kuckuck sagte. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne, Kuckucksuhr. »Mehr brauchen wir nicht«, sagen sie. »Höchsten noch etwas Geistiges.« »Wozu.« »Für den Kopf«, sagte der Mann. Dann ging er außer Haus und kehrte mit einem Whisky pur wieder. Den er sich fortan immer, wenn der Kuckuck Kuckuck rief, in den Kopf zu schütten pflegte. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne, Kuckucksuhr, Whiskipur. »Das brauche ich«, sagte er. »Ich nicht«, sagte die Frau. Dann ging sie außer Haus und kehrte mit drei Männern wieder. Die drei Männer schleppten eine riesenhafte Vitrine mit Löwenfüßen herein. »Brauchen wir die?« rief der Mann. »Aber ja«, rief die Frau. »So preiswert bekommen wir nie wieder ein derartig wertvolles Stück!« »Ach so«, sagte der Mann. »Wohin?« riefen die Männer und stellten die Vitrine auf dem Fuß des Mannes ab, so dass er große Mühe hatte, der Neuanschaffung Platz zu machen. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne, Kuckucksuhr, Whiskipur, Protzvitrine. »Das brauche ich«, sagte die Frau. »Ich nicht«, sagte der Mann. Dann hinkte er außer Haus und kehrte mit einer Glotzmaschine wieder. – »Du horchst ja immer noch«, sagte ein Stockwerk tiefer der Mann. »Sag bloß, du hörst noch was!« »Nein«, sagte traurig die Frau. »Nur noch das Übliche.« »Siehst du«, sagte der Mann. »Das habe ich dir gleich gesagt: In der Ehe gibt sich alles.« Dann ahmte er die Mundbewegungen der Fische im Aquarium nach. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne, Kuckucksuhr, Whiskipur, Protzvitrine, Glotzmaschine. Das war der Ernst des Lebens. Das Ernste am Ernst des Lebens war, dass man gar nicht merkte, wie ernst das Leben war. Denn obwohl die Wohnung recht klein war, ging immer noch mehr hinein: Polsterbank, Wäscheschrank, Teppichkehrer, Rauchverzehrer. – Je mehr jedoch in die Wohnung hineingehen musste, desto seltener sahen sie sich. Und je seltener sie sich sahen, desto mehr brauchten sie, das in die Wohnung hineingehen musste: Rundumleuchter, Raumbefeuchter, Blumenständer, Freudenspender. – So konnte es geschehen, dass eines Tages die Frau, während sie soeben den Freudenspender putzte, auf einmal ihren Mann nicht mehr fand. Nicht einmal vor der Glotzmaschine, ja, selbst nicht hinterm Whiskipur, wohin er sich sonst immer zurückzuziehen pflegte. Da nahm sie alles, was sie hatten und schlug es kurz und klein: Freudenspender, Blumenständer, Raumbefeuchter, Rundumleuchter, Rauchverzehrer, Teppichkehrer, Wäscheschrank, Polsterbank, Glotzmaschine, Protzvitrine, Whiskipur, Kuckucksuhr, Herd und Panne, Badewanne, Spülklosett, Himmelbett. »Das brauchen wir nicht!« rief sie. Unter dem Himmelbett lag ihr Mann. »Endlich haben wir uns wieder«, sagten sie zueinander. Dann heirateten sie noch einmal von vorn. Die Hochzeit ging so vor sich, dass sie einen Kirschbaum bestiegen. Der Kirschbaum war in voller Blüte, so dass sie sofort unter Blüten verschwanden und keiner mehr sagen konnte, was sie da oben eigentlich trieben. Nur soviel, dass der Kirschbaum mehrmals kichernd auf und nieder wankte. – Ich selbst habe darunter gestanden und war ganz von Blüten beschneit.
(Thomas Rosenlöcher)
Lieber Eckhard, bei diesem wundervollen Bild hätte ich übrigens überhaupt keinen Zweifel, dass es in die fc-Galerie aufgenommen werden könnte ;-)
Andreas Denhoff 03/08/2008 9:54
Der Titel erinnert mich an etwas, ich muss mich mal wieder meinem Instrument widmen... Die Farbe des Bildes lässt es mich leichter ertragen.Gruß Andreas
Kerstin Stolzenburg 03/08/2008 0:49
zur Thematik Schwebfliegen: ;-))"Ihre Nahrung besteht aus Nektar und Pollen. Daher spielen die Schwebfliegen als Bestäuber eine wesentliche Rolle, wobei sie in den gemäßigten Breiten neben den Bienen (Apoidea) die wichtigste Bestäubergruppe darstellen. Durch verschiedene Tests konnte nachgewiesen werden, dass die Schwebfliegen sich optisch orientieren und dabei eine Vorliebe für gelbe Blüten haben.Bei einigen Arten ist die Pollenaufnahme für die Entwicklung der Gonaden [Keim- oder Geschlechtsdrüsen] notwendig, etwa bei der Späten Großstirnschwebfliege und der weit verbreiteten Hainschwebfliege."
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwebfliegen
Soweit die Theorie. Und nach dieser Theorie lockt also die Blüte die Fliege an, weil sie von ihr bestäubt werden möchte und die Fliege fliegt zu ihr, weil sie dort Nahrung findet. http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Zuchtrose.jpg
Sie haben also durchaus etwas voneinander und tun dies, weil es nutzbringend ist, wobei in diesem Fall jeder nur an den eigenen Nutzen denkt und er allein durch eine kluge Einrichtung der Natur auch dem anderen einen Gefallen tut.
Das Geben und Nehmen, das hier unbewusst zum gegenseitigen Vorteil geschieht, ist allerdings, was die bewusste Umsetzung betrifft, ein vielleicht nicht uninteressanter Ansatz für die Bildinterpretation.
Die Begegnung der Fliege und der Rose im Bild erscheint in meinen Augen jedoch völlig frei von einem Nutzen, zumindest vordergründig, denn die Schwebfliege hat gar keine Möglichkeit, an die Pollen zu gelangen und die Rose wird nicht bestäubt ;-))
Diese beiden "Partner" werden sich nun nicht viel dabei gedacht haben; man könnte sie jedoch auch symbolisch betrachten.
Denn auch bei den bzw. speziell bei zwei Menschen gibt es entsprechende Beziehungen bzw. Situationen, in denen der eine für den anderen da ist, sich verantwortlich fühlt bzw. etwas für ihn tut, ohne überhaupt daran zu denken, dafür etwas einzufordern. Und das ist sehr schön.
PS: Die Nord-Süd-Achse scheint wohl noch beschwerlicher zu sein als die ins Reich der neuen Mitte oder die Hellmänner haben sich für einen größeren Umweg entschieden ... :-)
Kerstin
Kerstin Stolzenburg 01/08/2008 20:58
Och, ich dachte, die Geschichte von Herrn Rosenlöcher könnte ganz gut passen :-)) Es ist auch eine Sicht der Dinge. Soll ich sie wieder löschen ? ;-)Galerievorschlag: Würde ich doch keinesfalls ohne Deine Zustimmung machen ...
Eigene Galerie: Stimmt auch wieder ;-))
Kerstin
Carsten Mundt 01/08/2008 14:17
Ernst.Wer ist eigentlich dieser Ernst ?
Ernst kann einmal die Abwesenheit von Spaß oder Freude sein. Eine ernste Lebenssituation, evtl. gar eine Krise, ist von Sorgen und Kummer begleitet.
Es kann aber auch die Ernsthaftigkeit gemeint sein, mit der eine Sache verfolgt wird. Mit Konzentration und Ernst ein Ziel zu verfolgen, muss aber nicht unbedingt heissen, dass das keinen Spaß macht.
Die Situation des Insekts stellt sich auf den ersten Blick eigentlich nicht als ernst dar.
Es gibt eine schöne, in voller Pracht stehende Blüte.
Diese lockt an, verspricht Nahrung.
Die Szene ist in ein mildes Licht getaucht, das freundlich wirkt.
Das Insekt kommt leicht und schwerelos daher, es erscheint dem Betrachter heiter, bereit zur Nahrungsaufnahme.
Was sollte an dieser Szene, die idyllisch und fast perfekt ist, denn nun ernst sein ?
Aufgrund des Insekts könnte dem Betrachter die Geschichte von der Grille und der Ameise einfallen. Die Ameise ist fleissig und ernsthaft dabei, Vorräte für den Winter zu sammeln, während die Grille in den Tag hineinlebt und im Winter arm dran ist.
Die Szene, die uns so sommerlich heiter, leicht und urlaubsmäßig erscheinen mag, stellt sich für die Biene ( wir gehen mal davon aus, dass es eine ist, obwohl es ja eine Fliege ist, die vorgibt, eine Biene zu sein... ) natürlich anders dar. Sie ist nur eine Arbeiterin auf Nahrungssuche, um die Pollen dann in den Stock zu transportieren. Für sie die reinste Schwerstarbeit, der sie aber mit Fleiss und Ernst nachgeht. Das ist ihr Lebenszweck.
Ob einem das Leben ernst erscheint, mag so vom Standpunkt des jeweiligen Betrachters abhängig sein.
Die Heiterkeit der Szene ist natürlich auch nur eine Momentaufnahme. Die Umstände passen, wirken zusammen, ergänzen sich.
Eine Änderung nur eines Parameters würde eine ganz andere Situation ergeben.
Die Fliege könnte sich einen Flügel oder ein Beinchen gebrochen haben. Sie würde leiden, und wäre sie denn zu solchen Empfindungen fähig, ihre eigene Situation als ernst bezeichnen. Gleiches gilt, wenn nicht die Sonne scheinen, sondern es regnen würde. Das Tierchen könnte dann nicht ausfliegen und der Zugang zur Schönheit der Blüte bliebe verwehrt. Ebenfalls könnten die Blüten bereits verblüht sein und ihre ehemalige Schönheit wäre dann vielleicht nicht mehr wahrnehmbar.
Kurz, der Ernst des Lebens kann uns eigentlich immer und überall einholen.
Aber: ist eigentlich das Leben ernst, oder wird das Leben nur ernst durch die Art und Weise, wie wir es betrachten ?
Es gibt durchaus Menschen, deren Lebenssituation schwierig ist, aus welchen Gründen auch immer, die aber dennoch Zufriedenheit verspüren.
Genauso, wie es Menschen gibt, die eigentlich vom Glück verwöhnt zu sein scheinen, aber dennoch ihr Leben nicht geniessen können.
Ist der Ernst des Lebens also eine Kraft, die von aussen auf uns einwirkt, so wie der Regenschauer das Insekt im Bild vertreiben würde, oder ist er vielmehr eine Geisteshaltung ?
Erhalten die Dinge nicht erst ihre Ernsthaftigkeit, weil wir ihnen diese Bedeutung beimessen ?
Es gibt sicherlich Dinge, die wir ernst nehmen müssen und die nicht änderbar sind. So müssen wir essen und trinken, und dann auch noch die richtigen Sachen, wenn wir unsere Gesundheit ernst nehmen.
Viele Dinge, und das wird ja auch aus Kerstins Geschichte deutlich, üben jedoch einen Einfluss und Macht auf uns aus, weil wir das so zulassen.
Damit das nicht geschieht, dass uns der Ernst des Lebens überrollt, müssen wir uns des Lebens und der Möglichkeiten, die es bieten kann, bewusst sein und für uns selbst feststellen, welchen Dingen wir Bedeutung beimessen, weil sie für unser Leben wichtig sind.
Ich denke, dass zufriedene Menschen auch Menschen sind, die wissen, was sie wollen und was sie vom Leben erwarten (können). Und sehr wahrscheinlich befähigt sie das auch dazu, mit den Regenschauern im Leben fertig zu werden, ohne zu verzagen.
Das setzt eine Selbstkenntnis voraus, man muss sich selbst ernst nehmen.
Und das ist möglicherweise der einzige Ernst im Leben, den man wirklich ernst nehmen muss.
lg Carsten
Kerstin Stolzenburg 01/08/2008 12:36
Lieber Eckhard, ja,das ist wieder einmal eines dieser wundervollen Motive, das in seinen Aussagemöglichkeiten noch zusätzlich durch die verlinkten Bilder und das von Louis Armstrong gesungene Lied getragen wird, zu dem ich mich mit Worten eigentlich gar nicht angemessen äußern kann.
Dass nun die Rose als Symbol der Liebe angesehen wird, ist eine bekannte Tatsache, auf die man an dieser Stelle nicht ausführlich eingehen muss. Man kann diesbezüglich unter verschiedenen Quellen nachlesen. Ein Beispiel: http://www.welt-der-rosen.de/rosliebe.htm
Wenn dieses Bild nun in der Sektion „Ästhetik der Sichtbarkeit“ steht, so darf man sicherlich eben dieses äußerlich sichtbare Schöne, das Gefühl, das mit diesem Motiv verbunden werden könnte, das Aufblühende, das Wunder, das die Natur hier hervorgebracht hat, als ein Ausdruck dessen betrachten, was Menschen in ihrem Inneren empfinden können.
Der Begriff "Der Ernst des Lebens" ist ein eher umgangssprachlicher Ausdruck, eine klare Definition ist mir dazu gar nicht bekannt. Was den „Ernst des Lebens“ im Allgemeinen betrifft, so gibt daraus viele Notwendigkeiten, Einschränkungen und Kompromisse, die der Alltag uns abfordert, damit das Getriebe des Lebens am Laufen gehalten werden kann (das gilt nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern für die Gesellschaft und das gesamte Leben auf diesem Planeten). Und so wird die Schwebfliege wahrscheinlich instinktiv einzuschätzen wissen, dass sie auf der schönen Blüte zwar eine Weile rasten kann, diese als Ort der Nahrungsaufnahme allerdings ungeeignet ist, solange sie keine Pollen anzubieten hat.
"Der Ernst des Lebens" kann auch darin gesehen werden, die Natur nicht nur zu betrachten und zu genießen, solange sie uns in einer solch intakten und fast makellosen Schönheit erscheint, sondern etwas für ihren Erhalt zu tun. Wir sprachen diese Thematik unter anderen Bildern bereits an.
Rosafarbene Rosen stehen zusätzlich zur oben genannten Symbolik für Jugend und Frische. Den Begriff „Der Ernst des Lebens“ beginnt, kennt man in diesem Zusammenhang auch von beginnenden neuen Lebensabschnitten, die mit einer gewissen Ernsthaftigkeit in Verbindung gebracht werden, wie beispielsweise die Einschulung der Kinder.
Man kann ihn diesbezüglich natürlich auch weiter fassen, da es auch andere beginnende Abschnitte im Leben gibt, die man vor allem mit wachsender innerer Reife sehr genau bezüglich der Möglichkeiten und Risiken betrachten wird, bevor man sich auf sie einlässt. Das trifft nicht zuletzt auch auf Entscheidungen zu, die im Namen der abgebildeten Blüten getroffen werden, denn die Liebe und die Entscheidung für ein gemeinsames Leben mit einem Partner ist sicherlich eines der ernsthaftesten und zugleich schönsten Dinge, die einem Menschen im Leben geschehen.
"Ernst bezeichnet immer das wirklich gemeinte, wahre, feste" (Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm). Wenn man das auf das Leben bezieht, könnte man durchaus auch sagen: "Der Ernst des Lebens" ist die Liebe. Auf ihr baut alles andere auf.
Der Ernst des Lebens
Eine Sommergeschichte
Es war einmal ein Mann und eine Frau, die liebten einander so sehr, dass sie auf der Stelle heirateten. Die Hochzeit ging so vor sich, dass sie einen Kirschbaum bestiegen. Der Kirschbaum war in voller Blüte, so dass sie sofort unter Blüten verschwanden und keiner mehr sagen konnte, was sie da oben eigentlich trieben. Nur soviel, dass der Kirschbaum mehrmals kichernd auf und nieder wankte. Dann begann der Ernst des Lebens. Der Ernst des Lebens war eine Wohnung im dritten Stock. Die Wohnung war ein wenig klein, so dass sie noch froh sein konnten, wenn sie genügend Platz darin fanden. »Hauptsache, wir haben uns«, sagten sie. »Mehr brauchen wir nicht.« »Höchstens noch ein Ehebett.« »Wieso.« »Willst du dein ganzes Leben lang auf dem Fußboden schlafen?« »Dann aber gleich ein Himmelbett.« – Durch das Himmelbett war schon etwas weniger Platz in der Wohnung. Dafür aber um so mehr Platz im Himmelbett. »Das soll der Ernst des Lebens sein?« sprachen sie zueinander und fingen an, nochmal Hochzeit zu feiern. Die Hochzeit ging so vor sich, dass ein Stockwerk tiefer die Lampen auf und nieder wankten und das Aquarium überschwappte. »Hör dir das an«, sagte ein Stockwerk tiefer die Frau. Das gibt sich in der Ehe, entgegnete ihr Mann und sammelte die Fische ein, die auf dem Teppich lagen. »Mehr brauchen wir nicht«, sagten die Frischvermählten in ihrem Himmelbett. Höchstens noch ein Spülklosett. »Wozu.« »Soll ich mein ganzes Leben lang aus dem Fenster pinkeln?« Auch das Spülklosett fand in der Wohnung noch Platz. »Das soll der Ernst des Lebens sein?« sprachen sie zueinander und gingen zumeist gleich gemeinsam aufs Klo. Und während der eine tat, was er musste, durfte der andere die Spülung bedienen. – Himmelbett und Spülklosett. »Mehr brauchen wir nicht«, sagten sie. »Höchstens noch eine Badewanne.« »Wozu.« »Willst du dir dein Leben lang die Füße in der Schlotte waschen?« Durch die Badewanne war kaum noch Platz in der Wohnung. Dafür aber hatten sie um so mehr Platz in der Wanne. »Das soll der Ernst des Lebens sein?« sprachen sie zueinander und fingen noch einmal an, Hochzeit zu feiern. Das ging so vor sich, daß ein Stockwerk tiefer das Wasser durch die Decke tropfte. »Es geht schon wieder los da oben«, sagte die Frau in der Wohnung darunter. »Das ist noch Liebe, mein Lieber!« »Die gibt sich in der Ehe« entgegnete ihr Mann. Und leitete das Wasser aus der Lampenschale in sein Aquarium um. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne. »Mehr brauchen wir nicht«, riefen die Frischvermählten. »Hunger«, sagte der Mann. »Wie bitte?« fragte die Frau. »Einen Knast habe ich.« »Das kommt vom vielen Heiraten.« »Kannst du mir keinen Truthahn braten?« »Nein«, sagte die Frau. »Was? Du kannst keinen Truthahn braten!« »Nein«, sagte die Frau. »Und wieso kannst du keinen Truthahn braten?« »Ohne Herd und Pfanne?« – Auch Herd und Pfanne mussten irgendwie noch untergebracht werden. Dafür aber lernte der Mann an Hand des Truthahnbratens die Ehe auch noch von anderer Seite schätzen. »Und was machen wir jetzt?« »Wir setzen unsere Ehe fort«, erwiderte der Mann. Anschließend gähnte er. Auch die Frau gähnte ein wenig. Es war erstaunlich, wie müde das Ehewesen machte. – »Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne.« »Mehr brauchen wir nicht«, sagten sie. »Höchstens noch Kultur im Heim.« »Wozu.« »Nur durch Kultur im Heim hält sich eine Ehe auf Dauer«, behauptete die Frau. Dann ging sie außer Haus und kehrte mit einer Kuckucksuhr wieder. Und Mann und Frau saßen da und horchten, was der Kuckuck sagte. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne, Kuckucksuhr. »Mehr brauchen wir nicht«, sagen sie. »Höchsten noch etwas Geistiges.« »Wozu.« »Für den Kopf«, sagte der Mann. Dann ging er außer Haus und kehrte mit einem Whisky pur wieder. Den er sich fortan immer, wenn der Kuckuck Kuckuck rief, in den Kopf zu schütten pflegte. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne, Kuckucksuhr, Whiskipur. »Das brauche ich«, sagte er. »Ich nicht«, sagte die Frau. Dann ging sie außer Haus und kehrte mit drei Männern wieder. Die drei Männer schleppten eine riesenhafte Vitrine mit Löwenfüßen herein. »Brauchen wir die?« rief der Mann. »Aber ja«, rief die Frau. »So preiswert bekommen wir nie wieder ein derartig wertvolles Stück!« »Ach so«, sagte der Mann. »Wohin?« riefen die Männer und stellten die Vitrine auf dem Fuß des Mannes ab, so dass er große Mühe hatte, der Neuanschaffung Platz zu machen. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne, Kuckucksuhr, Whiskipur, Protzvitrine. »Das brauche ich«, sagte die Frau. »Ich nicht«, sagte der Mann. Dann hinkte er außer Haus und kehrte mit einer Glotzmaschine wieder. – »Du horchst ja immer noch«, sagte ein Stockwerk tiefer der Mann. »Sag bloß, du hörst noch was!« »Nein«, sagte traurig die Frau. »Nur noch das Übliche.« »Siehst du«, sagte der Mann. »Das habe ich dir gleich gesagt: In der Ehe gibt sich alles.« Dann ahmte er die Mundbewegungen der Fische im Aquarium nach. – Himmelbett, Spülklosett, Badewanne, Herd und Pfanne, Kuckucksuhr, Whiskipur, Protzvitrine, Glotzmaschine. Das war der Ernst des Lebens. Das Ernste am Ernst des Lebens war, dass man gar nicht merkte, wie ernst das Leben war. Denn obwohl die Wohnung recht klein war, ging immer noch mehr hinein: Polsterbank, Wäscheschrank, Teppichkehrer, Rauchverzehrer. – Je mehr jedoch in die Wohnung hineingehen musste, desto seltener sahen sie sich. Und je seltener sie sich sahen, desto mehr brauchten sie, das in die Wohnung hineingehen musste: Rundumleuchter, Raumbefeuchter, Blumenständer, Freudenspender. – So konnte es geschehen, dass eines Tages die Frau, während sie soeben den Freudenspender putzte, auf einmal ihren Mann nicht mehr fand. Nicht einmal vor der Glotzmaschine, ja, selbst nicht hinterm Whiskipur, wohin er sich sonst immer zurückzuziehen pflegte. Da nahm sie alles, was sie hatten und schlug es kurz und klein: Freudenspender, Blumenständer, Raumbefeuchter, Rundumleuchter, Rauchverzehrer, Teppichkehrer, Wäscheschrank, Polsterbank, Glotzmaschine, Protzvitrine, Whiskipur, Kuckucksuhr, Herd und Panne, Badewanne, Spülklosett, Himmelbett. »Das brauchen wir nicht!« rief sie. Unter dem Himmelbett lag ihr Mann. »Endlich haben wir uns wieder«, sagten sie zueinander. Dann heirateten sie noch einmal von vorn. Die Hochzeit ging so vor sich, dass sie einen Kirschbaum bestiegen. Der Kirschbaum war in voller Blüte, so dass sie sofort unter Blüten verschwanden und keiner mehr sagen konnte, was sie da oben eigentlich trieben. Nur soviel, dass der Kirschbaum mehrmals kichernd auf und nieder wankte. – Ich selbst habe darunter gestanden und war ganz von Blüten beschneit.
(Thomas Rosenlöcher)
Lieber Eckhard, bei diesem wundervollen Bild hätte ich übrigens überhaupt keinen Zweifel, dass es in die fc-Galerie aufgenommen werden könnte ;-)
Kerstin