@ KD: Lieber KD, das kulturelle Gedächtnis sorgt halt dafür, dass sich einem „na na“ oder „Nana“ aufdrängen, wenn man bestimmte Konfigurationen sieht. Insoweit ist das wie der bereits erwähnte Rorschach-Test auch ein kultureller Indikator. Wie das private Fernsehen … zu Schnitzlers Zeit gab es wohl die Diskrepanz zwischen öffentlicher Moral und privater Moral, die nicht in der Öffentlichkeit gezeigt werden durfte. Heute wird die Privatmoral im Zuge der Auflösung der Privatheit zur öffentlichen Unterhaltung im „Privatfernsehen“.
besonders aufgrund des zugereihten Bildes "Unendlicher Spaß" fiel mir auch spontan der danse macabre, oder der Totentanz ein, den Kerstin ja bereits nannte.
Wie wie ja nun alle wissen, gibt es so etwas wie unendlichen Spaß nicht, auch wenn man das Ende des Spaßes gerne immer wieder aus dem Bewusstsein verdrängt.
Was freilich Sinn macht, denn hätte man ständig das Ende des Spaßes vor Augen, dann würden wir wohl im Hier und Jetzt kein sinnvolles Leben und Erleben haben.
Und das wiederum bringt mich dann dazu, dass man das Leben eben doch auch genießen und es sich und seinen Mitmenschen so angehnehm wie möglich machen sollte. Das klappt natürlich nicht immer, wenn Neid und Missgunst, Doppelmoral und Zügellosigkeit das Leben schwer machen.
Ganz wie ein Ränkespiel, ein Reigen:
Lieber Eckhard, die tanzenden Figuren in Deiner verwitterten Farbwand drängen sich direkt auf – zumindest, nachdem Du den Bildausschnitt so geschickt gewählt hast. In einer größeren Fläche war das sicher erst einmal zu entdecken. Dass Dir da gleich der Gedanke an den „Reigen“ kommt – na, na!! (Ich meine jetzt nicht „Nana“!).
Arthur Schnitzler hat da 1921 mit seinem Stück offensichtlich einen Sturm der Entrüstung losgetreten. Das mutet uns heute fast mittelalterlich an. Aber wer weiß, was in weiteren 90 Jahren selbstverständlich sein wird, worüber wir heute noch die Nase rümpfen. Zum Teil gibt das private Fernsehen davon ja schon so manchen (geschmacklosen) Vorgeschmack!
Liebe Kerstin, dem Wissenden wird's nie langweilig; das ist schon einmal sehr in Ordnung. Danke für die Zuweisungen! Ich äußere mich dazu noch ausführlicher. Nur soviel: Die Einstellzeit hätte statt der Einstellzeit, die man auch von hinten lesen kann, auch 19.20 Uhr sein können, und wieso sagt den liebsten Fotofreunden eigentlich der Titel "Der Reigen" nichts? ;-))
Lieber Eckhard, ich will mal versuchen, mich auch ein wenig der Einstellzeit und ihrer möglichen Symbolik zu nähern. ;-)
Wir sehen im Bild ja zunächst eigentlich nur die helle abblätternde Farbe über einem dunkleren Farbauftrag. Die Figuren, die uns aufgrund der Dominanz des braunen Untergrundes erscheinen, sind nicht real, sondern ein Konstrukt unserer Phantasie, Traumbilder vielleicht, Wesen, die sich aus unserem Unbewussten, aus Gefühlen, Erfahrungen, aus in uns vorhandenen Bildern formen und mit Bekanntem verglichen und in ihm bestätigt werden. (Interessant ist für mich, dass hier fast alle Anmerkenden Ähnliches sahen ... würde jemand, der nicht weiß, was ein Reigen ist, dies auch erkennen?)
Es dürfte vermutlich nicht ganz falsch sein, wenn man in diesem Fall den Surrealismus als Kunstform bemüht. Abblätternde Farbe, abblätternder Putz - wie hier in einem Foto von Brassaï (obwohl er sich später vom Surrealismus wieder lossagte)
Ein wenig könnte dein Foto auch an eine sehr grobe, auf 'natürliche' Weise erfolgte Grattage erinnern. In jedem Fall wurde der Surrealismus von Max Ernst und André Breton im Jahr 1919 [Einstellzeit 19:19] gewissermaßen erfunden, wie bei wikipedia nachzulesen ist und wie wir auch unter einem meiner Bilder bereits vor langer Zeit einmal feststellten. ;-)
Könnte man sich die weiße Farbhaut auch als Papier vorstellen, wäre man wiederum bei den überaus interessanten Arbeiten des Herrn Schwitters
, dessen Todestag der 8. Januar war.
Soweit mal eine weitere kleine Annäherung an das Bild ... es gibt jedoch noch mehr zu sagen. ;-)
@ Trude: Liebe Trude, bei dem Bild sind mehrere Bezüge möglich; ich selbst sah mindestens zwei, wobei über den einen der beiden noch gar nicht gesprochen wurde. Der "Tanz auf dem Vulkan" ist eine sehr treffende mögliche Sicht, wie ich finde. Dass am 8. 1. 1919 die von der USPD initiierten Verhandlungen mit der Regierung scheitern und es zum offenen Kampf zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen kommt, die vor allem aus neugebildeten Freikorps und sozialdemokratischen Kampftruppen bestehen, ist ja nur eine der Facetten, die in die instabile Weimarer Republik und ihre Folgen führen.
@ Stefan: Eigentlich zeigt sich die Pareidolie bei mittlerer Größe oder gar beim Vorschaubild am besten, wie ich finde. Aber ich war ja bereits froh, dass ich nicht der Einzige war, der da diesen Bezug erkennen konnte. ;-)
E. W. R. 16/01/2013 23:56
@ KD: Lieber KD, das kulturelle Gedächtnis sorgt halt dafür, dass sich einem „na na“ oder „Nana“ aufdrängen, wenn man bestimmte Konfigurationen sieht. Insoweit ist das wie der bereits erwähnte Rorschach-Test auch ein kultureller Indikator. Wie das private Fernsehen … zu Schnitzlers Zeit gab es wohl die Diskrepanz zwischen öffentlicher Moral und privater Moral, die nicht in der Öffentlichkeit gezeigt werden durfte. Heute wird die Privatmoral im Zuge der Auflösung der Privatheit zur öffentlichen Unterhaltung im „Privatfernsehen“.† werner weis 16/01/2013 10:44
Tanz
ja, wie bei Kerstin*)
Tanz
aus dem Traum ins Reale
Tanz
wer ihn hier wahrnimmt, strahlt ihn von innen aus
- - -
*) wie Du @Kerstin Dein afrikanisches Tanzfoto zeigst
E. W. R. 15/01/2013 23:50
[Lieber KD, lieber Carsten, danke! Ich antworte morgen.]Carsten Mundt 15/01/2013 15:35
Lieber Eckhard,besonders aufgrund des zugereihten Bildes "Unendlicher Spaß" fiel mir auch spontan der danse macabre, oder der Totentanz ein, den Kerstin ja bereits nannte.
Wie wie ja nun alle wissen, gibt es so etwas wie unendlichen Spaß nicht, auch wenn man das Ende des Spaßes gerne immer wieder aus dem Bewusstsein verdrängt.
Was freilich Sinn macht, denn hätte man ständig das Ende des Spaßes vor Augen, dann würden wir wohl im Hier und Jetzt kein sinnvolles Leben und Erleben haben.
Und das wiederum bringt mich dann dazu, dass man das Leben eben doch auch genießen und es sich und seinen Mitmenschen so angehnehm wie möglich machen sollte. Das klappt natürlich nicht immer, wenn Neid und Missgunst, Doppelmoral und Zügellosigkeit das Leben schwer machen.
Ganz wie ein Ränkespiel, ein Reigen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Reigen_%281950%29
Wir könnten uns natürlich auch ein paar andere Tänze aussuchen :)
https://www.youtube.com/watch?v=r8wzz414pTc
Carsten
Karl-Dieter Frost 15/01/2013 13:46
Lieber Eckhard, die tanzenden Figuren in Deiner verwitterten Farbwand drängen sich direkt auf – zumindest, nachdem Du den Bildausschnitt so geschickt gewählt hast. In einer größeren Fläche war das sicher erst einmal zu entdecken. Dass Dir da gleich der Gedanke an den „Reigen“ kommt – na, na!! (Ich meine jetzt nicht „Nana“!).Arthur Schnitzler hat da 1921 mit seinem Stück offensichtlich einen Sturm der Entrüstung losgetreten. Das mutet uns heute fast mittelalterlich an. Aber wer weiß, was in weiteren 90 Jahren selbstverständlich sein wird, worüber wir heute noch die Nase rümpfen. Zum Teil gibt das private Fernsehen davon ja schon so manchen (geschmacklosen) Vorgeschmack!
Gruß KD
E. W. R. 14/01/2013 22:10
Der Scout scheint auf dem rechten Weg zu sein. ;-)Kerstin Stolzenburg 14/01/2013 20:53
Tja, wer weiß ...;-)
Kerstin
E. W. R. 14/01/2013 18:54
Liebe Kerstin, dem Wissenden wird's nie langweilig; das ist schon einmal sehr in Ordnung. Danke für die Zuweisungen! Ich äußere mich dazu noch ausführlicher. Nur soviel: Die Einstellzeit hätte statt der Einstellzeit, die man auch von hinten lesen kann, auch 19.20 Uhr sein können, und wieso sagt den liebsten Fotofreunden eigentlich der Titel "Der Reigen" nichts? ;-))Kerstin Stolzenburg 14/01/2013 17:56
Lieber Eckhard, ich will mal versuchen, mich auch ein wenig der Einstellzeit und ihrer möglichen Symbolik zu nähern. ;-)Wir sehen im Bild ja zunächst eigentlich nur die helle abblätternde Farbe über einem dunkleren Farbauftrag. Die Figuren, die uns aufgrund der Dominanz des braunen Untergrundes erscheinen, sind nicht real, sondern ein Konstrukt unserer Phantasie, Traumbilder vielleicht, Wesen, die sich aus unserem Unbewussten, aus Gefühlen, Erfahrungen, aus in uns vorhandenen Bildern formen und mit Bekanntem verglichen und in ihm bestätigt werden. (Interessant ist für mich, dass hier fast alle Anmerkenden Ähnliches sahen ... würde jemand, der nicht weiß, was ein Reigen ist, dies auch erkennen?)
Es dürfte vermutlich nicht ganz falsch sein, wenn man in diesem Fall den Surrealismus als Kunstform bemüht. Abblätternde Farbe, abblätternder Putz - wie hier in einem Foto von Brassaï (obwohl er sich später vom Surrealismus wieder lossagte)
http://a2.ec-images.myspacecdn.com/images01/90/478cd9c8839ab25927b4e98742215600/l.jpg
- oder sogar kaputte Fensterscheiben waren als Motive durchaus auch willkommen (neben den bekannteren Bildern und Skulpturen aus dieser Zeit):
http://2.bp.blogspot.com/_xCykdpQhXe8/TNQ236tgVMI/AAAAAAAAPZw/4d5q7O0QcB8/s1600/Brassai+Vitres+cassees+1934.jpg
Ein wenig könnte dein Foto auch an eine sehr grobe, auf 'natürliche' Weise erfolgte Grattage erinnern. In jedem Fall wurde der Surrealismus von Max Ernst und André Breton im Jahr 1919 [Einstellzeit 19:19] gewissermaßen erfunden, wie bei wikipedia nachzulesen ist und wie wir auch unter einem meiner Bilder bereits vor langer Zeit einmal feststellten. ;-)
Könnte man sich die weiße Farbhaut auch als Papier vorstellen, wäre man wiederum bei den überaus interessanten Arbeiten des Herrn Schwitters
, dessen Todestag der 8. Januar war.
Soweit mal eine weitere kleine Annäherung an das Bild ... es gibt jedoch noch mehr zu sagen. ;-)
Kerstin
E. W. R. 13/01/2013 11:43
Du hast den Test ja bestanden. ;-)jule43 13/01/2013 10:41
Wer tanzt den da aos keck durchs Bild , dass ist doch wohl kein testverfahren :-)LG Jule
E. W. R. 12/01/2013 18:17
Pareidolien dieser Güte sind doch relativ selten, zumal an Fassaden. Gut, dass im Museumsdorf nicht gleich alles repariert wird.manfred.art 12/01/2013 11:42
du schaust genau... ja, tanzende figuren, fast wie gewollt! bemerkenswert lieber eckhard, wirklich! glg manfredE. W. R. 11/01/2013 15:28
@ Trude: Liebe Trude, bei dem Bild sind mehrere Bezüge möglich; ich selbst sah mindestens zwei, wobei über den einen der beiden noch gar nicht gesprochen wurde. Der "Tanz auf dem Vulkan" ist eine sehr treffende mögliche Sicht, wie ich finde. Dass am 8. 1. 1919 die von der USPD initiierten Verhandlungen mit der Regierung scheitern und es zum offenen Kampf zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen kommt, die vor allem aus neugebildeten Freikorps und sozialdemokratischen Kampftruppen bestehen, ist ja nur eine der Facetten, die in die instabile Weimarer Republik und ihre Folgen führen.E. W. R. 11/01/2013 15:23
@ Stefan: Eigentlich zeigt sich die Pareidolie bei mittlerer Größe oder gar beim Vorschaubild am besten, wie ich finde. Aber ich war ja bereits froh, dass ich nicht der Einzige war, der da diesen Bezug erkennen konnte. ;-)