Übrigens hatte ich kürzliche eine Anfrage der FDP Heinsberg, die mein Foto vom Gerüst von "Sophia Jacoba" auf deren Webseite verwenden wollte. Die Peinlichkeit dieser Anfrage war denen wohl schon selbst bewusse, da sie schrieben: "Sicherlich steht die FDP nicht gerade für die Unterstützung der Steinkohleförderung, gleichwohl ist Schacht Drei eine feste und unverrückbare Größe in der Geschichte und in der Entwicklung der Stadt Hückelhoven." ... eine 'unverrückbare Grösse', deren Zerschlagung sich diese Partei auf die Fahnen geschrieben hat.
@Alan: ob Polen zum Westen gehört - schwer zu sagen.
Hat der Ofen Begichtung per Setzkübel? Das ist auf dem Bild nicht eindeutig erkennbar.
Gruss Harald
@Kai: es gibt zwar eine relativ grosse Anzahl erhaltener Hochöfen, aber auch hier gibt es erhebliche Lücken in der Dokumentation durch Sachzeugen: so gibt es in Westeuropa keinen einzigen gebänderten Hochofen mehr - eine Technik, die den Übergang von Öfen mit Rauhgemäuer (z.B. http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-Wales-BW-200-2-27.08.1998-de.html) zu den heute üblichen Hochöfen mit Stahlpanzerung markiert. Im Siegerland gab es solche gebänderten Öfen noch mindestens bis Ende der 60er Jahre. (Siehe z.B. bei B&H Becher)
ne, zum historischen wert braucht man hier wirklich nichts mehr sagen. ich habe mir sämtliche "verhübschungs"maßnahmen und -taten der stadt angeschaut war wirklich entsetzt! eine solch sterile grünfläche habe ich bisher noch nicht gesehen.
... ja, und zum technischen wurde auch alles gesagt ;-)
grüßle
@all: danke!
@Ralf: der Anschläger war eine Glocke, mit der dem Fördermaschinisten Signale zum Fahren des Förderkorbs gegeben wurden. Am Eduardschacht konnte man dieses 'Bimmeln' bis zur Strasse hören.
Übrigens gibt es diese Technik heute noch - beispielsweise auf Fürst Leopold in Dorsten.
Gruss Harald
Ein Foto mit einem spannenden Bildschnitt! Nicht eine "dokumentaristische" Totale, sondern ein konsequenter Ausschnitt, der sogar mutig den kleinen Kaminkühler rechts anschneidet, der daamit Rahmen gestaltet - Ergebnis ist ein Bild mit einer sehr "dichten" Komposition. Über den historischen Wert des Fotos muss ich nix mehr sagen.
Klasse Aufnahme, der Schnitt rechts durch den Kühlturm ist schon ziemlich gut. Der Kohlenturm könnte noch einen Tacken mehr Kontrast vertragen.
Zu Deiner Bildunterschrift - Irgendwo im Netzt gibts auch ein Dokument des LWL über das Stahlwerk der Henrichshütte das erst mal richtig beschreibt, _was_ da eigentlich abgerissen worden ist. Hört sich im Tenor ähnlich an wie Deine Bildunterschrift. Traurig ist ja auch, daß oft nicht so öffentlichkeitswirksame aber technikgeschichtlich wichtige Anlagenzweige der Bevorzugung von "plakativen" Anlagenteilen zum Opfer fallen. Beispiele wären die 6 erhaltenen Hochöfen gegenüber 0,5 Stahlwerken (E-Stahlwerk OB ist ja nahezu platt) und 387 Fördertürme gegenüber 1,5 Kokereien im Revier (Hansa zählt nicht mehr voll seit da willkürlich eine Schneise durchgeschlagen wird).
Dort brüstet man sich vollmundig mit:
"Alsdorf - eine Kultur- und Erlebnisstadt - der ganz besonderen Art."
Nun, das besondere Erlebnis kann man in Alsdorf nicht mehr erleben. Es gibt keinen nächtlichen Feuerschein mehr über der Kokerei, der Klang des Anschlägers ist für immer verklungen, der ölgeschwängerte Duft der Dampfloks ist verdampft. Nichts erinnert an die grösste Kokerei Europas mit ihrer imposanten Kulisse, die einst Industriekultur-Fans aus der ganzen Welt anzog.
An die Stelle einer einzigartigen Welt, die ein Erlebnis für alle Sinne bot, ist eine sterile, austauschbare Kunstwelt getreten, ein langweiliger Park ohne Profil, mit Shopping-Mall, austauschbar, ohne Charme, ohne architektonischen Anspruch, ein anonymer Kasten, der auch in irgendeinem US amerikanischen Gewerbepark stehen könnte.
Nein, von "besonderer Art" ist der Anna-Park nicht. Man hat hier das wirklich Besondere gnadenlos ausradiert und durch banales Einerlei ersetzt.
Die wenigen unzusammenhängenden verbliebenen Fragmente können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eines der bedeutendsten Industriedenkmale des 20. Jahrhunderts vernichtet wurde.
Glückwunsch Harald. Wieder ein erstklassiges Foto, welches auch dieses Mal über den rein dokumentarischen Anspruch hinausgeht. Danke auch für die Links!
Gruß, Olaf
Harald Finster 14/07/2005 15:04
@Udo: ja, dem kann ich nur weitere Beispiele hinzufügen:- Maxhütte Sulzbach Rosenberg (ok, die CDU heisst dort CSU)
- Materialseilbahn Dossenheim http://www.dossenheim.de/servlet/PB/menu/1077233_pinhalt_l1/inhalt.html
hier ging es wohl in erster Linie darum, dass einige Spekulanten sich fette Gewinne vom Verkauf von Baugrundstücken versprachen (dem die Materialseilbahn angeblich im wege war).
Übrigens hatte ich kürzliche eine Anfrage der FDP Heinsberg, die mein Foto vom Gerüst von "Sophia Jacoba" auf deren Webseite verwenden wollte. Die Peinlichkeit dieser Anfrage war denen wohl schon selbst bewusse, da sie schrieben: "Sicherlich steht die FDP nicht gerade für die Unterstützung der Steinkohleförderung, gleichwohl ist Schacht Drei eine feste und unverrückbare Größe in der Geschichte und in der Entwicklung der Stadt Hückelhoven." ... eine 'unverrückbare Grösse', deren Zerschlagung sich diese Partei auf die Fahnen geschrieben hat.
Gruss Harald
Hans-Peter Möller 15/06/2005 16:17
Solche Industrieanlagen ziehen mich magisch an. Toll, dass du so etwas hier zeigst mit informativem Text.Grüße aus Berlin
Harald Finster 13/06/2005 22:24
@Alan: ob Polen zum Westen gehört - schwer zu sagen.Hat der Ofen Begichtung per Setzkübel? Das ist auf dem Bild nicht eindeutig erkennbar.
Gruss Harald
Alan Murray-Rust 13/06/2005 20:53
Gehört dieses auch zum 'Westen' oder . . . ?Und ob das immer noch in Betrieb ist bin ich nicht sicher.
Zum Bild: Bildaufbau gefällt besonders da die mittlere VBBrücke die Dachlinie des linken Gebäudes genau verlängert.
Gruss
Alan
Harald Finster 13/06/2005 13:39
@Kai: es gibt zwar eine relativ grosse Anzahl erhaltener Hochöfen, aber auch hier gibt es erhebliche Lücken in der Dokumentation durch Sachzeugen: so gibt es in Westeuropa keinen einzigen gebänderten Hochofen mehr - eine Technik, die den Übergang von Öfen mit Rauhgemäuer (z.B. http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-Wales-BW-200-2-27.08.1998-de.html) zu den heute üblichen Hochöfen mit Stahlpanzerung markiert. Im Siegerland gab es solche gebänderten Öfen noch mindestens bis Ende der 60er Jahre. (Siehe z.B. bei B&H Becher)Weiterhin fehlen Hochöfen mit Begichtung durch Setzkübel über Schrägaufzug.
In Deutschland ist der letzte derartige Hochofen Mitte der 90er Jahre vom Gelände der Thyssen-Hütte in Bruckhausen verschwunden:
http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-SteelDuisburg-BW-51-5-13.04.1991-de.html
Weitere Beispiele gab es noch in Belgien:
http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-Boel-BW-2110-7-14.08.2002-de.html
Auch diese Öfen sind inzwischen Geschichte.
Es ist ein grosser Glücksfall, dass mit den Öfen der DK-Recycling zumindest noch zwei Exemplare mit Begichtung per Vertikalaufzug aktiv sind.
http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-DKRecycling-BW-4055-1-24.08.2003-de.html
Um den ebenfalls mit Vertikalaufzug bestückten Hochofen der Maxhütte ist es ja sehr schlecht bestellt.
http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-Maxhuette-BW-1430-3-19.04.2003-de.html
Die vertikal begichteten Öfen der Halberger Hütte sind inzwischen verschwunden:
http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-HalbergerHuette-de.html
Gruss Harald
Kerstin Scho 13/06/2005 13:17
ne, zum historischen wert braucht man hier wirklich nichts mehr sagen. ich habe mir sämtliche "verhübschungs"maßnahmen und -taten der stadt angeschaut war wirklich entsetzt! eine solch sterile grünfläche habe ich bisher noch nicht gesehen.... ja, und zum technischen wurde auch alles gesagt ;-)
grüßle
Harald Finster 13/06/2005 13:15
@all: danke!@Ralf: der Anschläger war eine Glocke, mit der dem Fördermaschinisten Signale zum Fahren des Förderkorbs gegeben wurden. Am Eduardschacht konnte man dieses 'Bimmeln' bis zur Strasse hören.
Übrigens gibt es diese Technik heute noch - beispielsweise auf Fürst Leopold in Dorsten.
Gruss Harald
Christian Brünig 13/06/2005 12:53
Ein Foto mit einem spannenden Bildschnitt! Nicht eine "dokumentaristische" Totale, sondern ein konsequenter Ausschnitt, der sogar mutig den kleinen Kaminkühler rechts anschneidet, der daamit Rahmen gestaltet - Ergebnis ist ein Bild mit einer sehr "dichten" Komposition. Über den historischen Wert des Fotos muss ich nix mehr sagen.Zelluloidfreak 12/06/2005 22:20
Klasse Aufnahme, der Schnitt rechts durch den Kühlturm ist schon ziemlich gut. Der Kohlenturm könnte noch einen Tacken mehr Kontrast vertragen.Zu Deiner Bildunterschrift - Irgendwo im Netzt gibts auch ein Dokument des LWL über das Stahlwerk der Henrichshütte das erst mal richtig beschreibt, _was_ da eigentlich abgerissen worden ist. Hört sich im Tenor ähnlich an wie Deine Bildunterschrift. Traurig ist ja auch, daß oft nicht so öffentlichkeitswirksame aber technikgeschichtlich wichtige Anlagenzweige der Bevorzugung von "plakativen" Anlagenteilen zum Opfer fallen. Beispiele wären die 6 erhaltenen Hochöfen gegenüber 0,5 Stahlwerken (E-Stahlwerk OB ist ja nahezu platt) und 387 Fördertürme gegenüber 1,5 Kokereien im Revier (Hansa zählt nicht mehr voll seit da willkürlich eine Schneise durchgeschlagen wird).
Ciao, Kai
PS: Chlorophyllwüste ist klasse :))
Jörg Schönthaler 12/06/2005 21:47
schickes bild .jörg
Harald Finster 12/06/2005 21:22
@Horst: ja, Du sagst es. Nicht einmal der zurückkehrenden Natur hat man eine Chance gegeben :-(Gruss Harald
Harald Finster 12/06/2005 21:02
So unvorstellbar grauenvoll sieht das heute aus:http://www.cdu-alsdorf.de/anna-park.html
und man ist auch noch stolz auf diese Chlorophyllwüste.
Und hier die geplante Verunstaltung der ehemaligen Energiezentrale:
http://www.cdu-alsdorf.de/erlebnisstadt.html
Dort brüstet man sich vollmundig mit:
"Alsdorf - eine Kultur- und Erlebnisstadt - der ganz besonderen Art."
Nun, das besondere Erlebnis kann man in Alsdorf nicht mehr erleben. Es gibt keinen nächtlichen Feuerschein mehr über der Kokerei, der Klang des Anschlägers ist für immer verklungen, der ölgeschwängerte Duft der Dampfloks ist verdampft. Nichts erinnert an die grösste Kokerei Europas mit ihrer imposanten Kulisse, die einst Industriekultur-Fans aus der ganzen Welt anzog.
An die Stelle einer einzigartigen Welt, die ein Erlebnis für alle Sinne bot, ist eine sterile, austauschbare Kunstwelt getreten, ein langweiliger Park ohne Profil, mit Shopping-Mall, austauschbar, ohne Charme, ohne architektonischen Anspruch, ein anonymer Kasten, der auch in irgendeinem US amerikanischen Gewerbepark stehen könnte.
Nein, von "besonderer Art" ist der Anna-Park nicht. Man hat hier das wirklich Besondere gnadenlos ausradiert und durch banales Einerlei ersetzt.
Die wenigen unzusammenhängenden verbliebenen Fragmente können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eines der bedeutendsten Industriedenkmale des 20. Jahrhunderts vernichtet wurde.
Gruss Harald
SPERRZONE 12/06/2005 18:25
deine grauwerte und schärfe faszinieren mich immer wieder! krönender abschluss untern sind die kohlenwagen.greetz,
beat
Olaf H 12/06/2005 15:40
Glückwunsch Harald. Wieder ein erstklassiges Foto, welches auch dieses Mal über den rein dokumentarischen Anspruch hinausgeht. Danke auch für die Links!Gruß, Olaf
Michael C. K. 12/06/2005 15:39
Schon im Thumb ein echter Finster.Interessante Aufnahmen, die du da auspackst ;o).
Gruß
Micha