Lieber Carsten, um meinen Vater und meine Mutter habe ich auch Angst, doch sie haben ein langes und reiches Leben. Aber gestern starb eine nahe Verwandte, die die letzten vier Jahre mehr oder weniger im Krankenhaus verbracht hat, in dem Augenblick, als sie und alle hofften, dass sie entlassen würde, mit 54 Jahren.
alle Theorie nutzt nix, letztendlich.
Ganz unabhängig von diesem und meinen letzten Bildern, habe ich gerade fast 2 Stunden mit einer alten Freundin (nun ja, mittlerweile stimmt das ja auch für sie und für mich...) telefoniert. Natürlich kommt man da auch auf Familie, andere alte Freunde, Bekannte, Feinde... zu sprechen.
Komisch ist ja, dass man darüber redet, gerade so, als wenn es erst gestern gewesen wäre.
Was macht Dein Onkel? .. ist krank... wie...? na, der ist ja auch schon 75 .. ach ja,
Das Alter und der Tod machen keinen Sinn, sind aber Tatsache.
Und, das letzte Leuchten
gibt es nicht für jene, die bereits nicht mehr sind, denn wir erinnern uns an sie und in uns glimmen sie jedenfalls noch eine ganze Weile weiter.
Meine Mutter, wie Du weißt, starb ja vor nun bereits fast 2 Jahren.
Die Zeit war nicht schön, dennoch half sie mir, zu wachsen.
Angst habe ich vor dem Tod des Vaters. Manchmal will man nicht mehr wachsen...
Wichtig ist, dass man Familie und Freunde oder sonst einen Rückhalt hat. Jemanden, der einen auch mal auffangen kann.
Wer oder was das ist... egal. So lange es geeignet ist, einem Halt zu geben.
So, nach Tagen des Umbaus und der Dachreparatur, bzw. dem Einbau einer Dachgaupe mit entsprechenden Handwerkergewumsel finde ich nun doch mal wieder etwas Zeit für die FC :)
Zunächst mal: das ist freilich eine sehr feine Aufnahme, die sowohl Linien, grafische Elemente und Licht wunderbar miteinander vereint.
Nun kann man Angst ja durchaus verschieden definieren, vom Empfinden mal ganz zu schweigen.
Im Zusammenhang mit dem Liedtext würde ich eher sagen, dass durch das Foto nicht die beklemmende, lähmende Angst gemeint ist, die uns stocksteif und mit Gänsehaut, bzw. panisch und handlungsunfähig da stehen lässt.
Ich würde das "I fear I have nothing to give" eher interpretieren als "Ich befürchte, dass ich nichts zu geben habe", ganz so, wie es im britischen Englisch durchaus üblich ist. Gerade so, wie im Deutschen, wenn man beispielsweise fragt: "Haben Sie morgen Zeit?" und man zur Antwort erhält "Ich fürchte, nein".
Das ist keine Furcht/Angst in dem Sinne, wie man pathologische Angst beschreiben würde, sondern eher ein Bedauern und Unsicherheit.
Obwohl im Lied, so wie es dargeboten wird, schon unterschwellig auch "Angst" mit anklingt, aber ich empfinde das nicht als sonderlich stark ausgeprägt.
Von obigem ausgehend empfinde ich auch das Foto als nicht angsteinflößend. Um wirklich "gruselig" zu sein ... da fehlte mir noch der Schatten eines Wesens, ähnlich wie hier:
Auch im Zusammenhang mit dem grünen Ampellicht würde ich eher von Unsicherheit, Verwirrung, Orientierungslosigkeit sprechen, wie es durch die Verkehrspfeile und durch die Richtungsänderung der Schienen angedeutet wird. Natürlich können diese Gefühle, im Übermaß vorhanden, auch Angst erzeugen.
Die grüne Ampel hingegen zeugt doch eigentlich wieder von Hoffnung?
Ganz sicher aber werden Dinge in verschiedenen Lebensphasen und Lebensumständen immer auch verschieden empfunden.
Lieber Markus, letztlich geht es wohl um das Interesse am eigenen Leben, seiner Einmaligkeit und Vergänglichkeit. Die Elterngeneration rückt in unserem Lebensalter dem Ende ihrer Existenz auf der Erde unaufhaltsam näher; dreißig Jahre später oder auch früher werden wir selbst uns mit dem Gedanken befassen müssen, dass es alsbald ohne uns weitergehen wird. HG, E.
@Eckhard: Lieber Eckhard, ich teile Deine Meinung über Neuplanung und Abriss - das ist der Welten Lauf und nichts ist so beständig wie die Veränderung. Ich will auch nicht alles vor dem Tod bewahren ... manches muss einfach irgendwann durch Neues und möglichst Besseres ersetzt werden.
LG markus
@ Kerstin: Liebe Kerstin, die Extrapolation der bisherigen Verhaltensweisen wird unweigerlich zum Kollaps führen; davon handelt auch das Bild "Die Welt ist nicht genug". In einem Beitrag "Nachhaltigkeit reicht nicht, es kommt noch härter" in Geo 3, 2014 setzt ein Zukunftsforscher Reiner Klingholz dieser Extrapolation die Idee entgegen, dass es zwar zu schweren Krisen kommen wird, die unmittelbare Gefahr die Menschheit aber zum Umsteuern zwingen werde. Letztlich werde sich die Menschheit auf einem Niveau von 8 Milliarden stabilisieren. E.
Reiner Klingholz erklärt in seinem Buch "Sklaven des Wachstums" die Umweltbewegung für gescheitert. Und skizziert einen überraschend anderen Weg in eine bessere Zukunft
Interview: Ines Possemeyer und Hanne Tügel
[Bildunterschrift: Schon vor 20 Jahren fragte Reiner Klingholz in seinem Buch "Wahnsinn Wachstum", wie viel Mensch die Erde erträgt. Damals war er noch Wissenschaftsjournalist (bei GEO), 2003 wechselte er in die Forschung. Als Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung stößt er seither unbequeme Debatten an.]
GEO: Herr Klingholz, Sie prognostizieren in Ihrem neuen Buch, dass unsere Nachfahren in 300 Jahren in einem Paradies der Nachhaltigkeit leben werden. Doch vorher wird es Krisen und Konflikte um Ressourcen geben, trotz des wissenschaftlichen Fortschritts und internationalen Krisenmanagements. Wieso schafft Homo sapiens es nicht, sein zukünftiges Wohl zu sichern?
Klingholz: Dafür ist unser Gehirn nicht geschaffen. Wir verhalten uns nur in einem überschaubaren sozialen und zeitlichen Rahmen einigermaßen vernünftig. Niemand übernimmt Verantwortung für sieben Milliarden Menschen. Das könnte nur eine global abgestimmte Politik. Aber für einen Weltklimavertrag sind die nationalen Interessen viel zu unterschiedlich. Die Russen oder Saudis müssten ja sagen: Wir lassen das Öl im Boden, damit die Malediven nicht untergehen. Es gibt Probleme, für die es unter den heutigen Bedingungen keine Lösung gibt.
Es gibt immerhin Ansätze, die Wirtschaft umzubauen, hin zu einem "nachhaltigen" oder "grünen" Wachstum.
Nachhaltiges Wachstum ist eine Illusion. Nehmen wir die Energiewende. Wir könnten zwar rein technisch die Wirtschaft innerhalb von 30 Jahren komplett auf regenerative Energien umstellen. Das verlangt jedoch zunächst erhebliche Investitionen an Material und Energie - und danach säßen wir in der gleichen Falle wie zuvor, solange wir auch mit grüner Energie immer neues Wachstum produzieren müssten. Wie der Ökonom Niko Paech sagt: Das Geld, das wir mit grünem Wachstum verdienen, müssten wir zu Gartenerde kompostieren, damit es kein neues Unheil anrichtet. Wachstum, gleich welcher Farbe, bedeutet erhöhten Ressourcenverbrauch. Grünes Wachstum ist ein Widerspruch in sich.
Aber so wie die armen Länder Wachstum brauchen, um sich zu entwickeln, brauchen wir es, um unsere Sozial- und Finanzsysteme aufrechtzuerhalten. Es gibt doch anscheinend überhaupt keinen Ausstieg aus dem Wachstum.
Momentan sind wir noch Sklaven des Wachstums. Aber de facto stehen wir schon mit einem Fuß im Postwachstum. Alle Industrieländer verzeichnen sinkende Wachstumsraten, selbst die boomende deutsche Wirtschaft kommt gerade mal auf ein Prozent. Diese Nationen werden künftig immer weniger junge Konsumenten haben, während die älteren das Interesse an kurzfristigen Produktzyklen verlieren. Wenn dann noch die Bevölkerung schrumpft, sinkt das Wachstum unweigerlich gegen null und tiefer. Aber statt Konzepte für ein Wohlergehen ohne Wachstum zu entwickeln, versuchen wir verzweifelt, Wachstum zu erzwingen - mit Abwrackprämien, Konjunkturprogrammen und Subventionen, zu hohen ökologischen und ökonomischen Kosten.
[Bildunterschrift: Reiner Klingholz’ Buch "Sklaven des Wachstums - die Geschichte einer Befreiung" ist im Campus-Verlag erschienen: 348 Seiten, inklusive E-Book, 24, 99 Euro]
Wenn uns nicht die Vernunft ins Postwachstum führt, was dann?
Das Postwachstum ist eine Folge der sozioökonomischen Entwicklung. Sie hat uns Wohlstand und sinkende Kinderzahlen beschert. So weit, so gut. Aber für ein Umdenken braucht es Krisen und Katastrophen. Dann reagiert die Politik. Erst als das Waldsterben offensichtlich war, wurden Entschwefelungs- und Entstickungsanlagen Pflicht. Erst als sich das Ozonloch nicht mehr leugnen ließ, wurden Fluorchlorkohlenwasserstoffe verboten. Die wenn auch zaghafte Regulierung der Finanzmärkte wäre ohne Krise nicht entstanden, die Energiewende nicht ohne Fukushima.
Und wann sind die Krisen groß genug für ein Umsteuern?
Das ist nicht vorhersagbar. Schon kleine Ereignisse können ein politisches Umdenken auslösen. Und auch die Menschen sind in Notsituationen in der Lage und bereit, bescheidener zu leben. Aber erst in Notsituationen. Vorher kann man nicht sagen: Begnügt euch mal mit der Hälfte, auch wenn das für viele ginge.
Aber nicht nur äußerer Zwang, auch die Umweltbewegung hat doch zu einem Umdenken geführt.
Die Umweltbewegung ist gescheitert. Wovor hat sie gewarnt, welche Entwicklung wollte sie vermeiden? Ob im Kampf gegen die Überfischung, gegen Klimawandel oder Artenschwund - ihre Ziele hat sie nicht erreicht. Natürlich gibt es viele kleine Erfolge, aber keine Trendwende. Was die grüne Bewegung geschafft hat, ist, dass jetzt alles das Siegel "nachhaltig" trägt: der dickste BMW, die Olympischen Spiele, neue Finanzprodukte. Ganz böse könnte man sagen: Die Umweltbewegung hat uns ein besseres Gewissen beschert, ein Alibi, ein Placebo.
Damit verhöhnen Sie die vielen, die "bio" einkaufen, das Auto stehen lassen, ins Repair-Café gehen und heute schon Postwachstum trainieren.
Konsequent weitergedacht, müsste ich sagen: Lass uns die Katastrophe beschleunigen; ich kaufe mir, sooft es geht, ein Around-the-World-Ticket oder einen neuen SUV. Aber das wäre zynisch. Stattdessen versuche auch ich persönlich so zu leben, wie es mir mein ökologisches Denken sagt: wenig Energie verbrauchen, viel Rad fahren, Gemüse anbauen. Auch wenn ich weiß, dass ich damit nicht die Welt rette. Es fühlt sich lediglich besser an.
[Lesen Sie das ganze Interview im GEO Magazin Nr. 3/2014.]
@ Markus: Lieber Markus, das detailgenaue Planen gehört genauso zu uns wie das Abreißen, wenn sich das Umfeld dessen, was man einstmals geplant hat, so weit geändert hat, dass eine Einrichtung oder eine Fabrik ihren gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Sinn verloren hat. Dieses Spiegeln des Sich-immer-wieder-Häutens ist, glaube ich, das Faszinierende an den maroden Strukturen, die nicht mehr für die Gegenwart taugen. HG, E.
Lieber Eckhard, habe mir Dein Link schon kurz angesehen und überflogen. Fand dabei schon Aussagen, die auch in meine Gefühlswelt passen.
Ich bin immer wieder ergriffen davon, dass sich einst Menschen mit viel Aufwand um den Bau und die Erhaltung eines Bauwerks bemühten. Wenn dann eines Tages die Enscheidung gefallen ist, dass das Gebäude aufgegeben wird, zählt das alles nicht mehr ...
entschuldige, denn das hat wirklich nur noch sehr bedingt mit Deinem Bild zu tun ... und doch brachte es mich auf diese Gedanken beim Besuch maroder Orte, die im weitesten Sinne auch immer ein wenig Angst verbreiten.
LG markus
E. W. R. 30/03/2014 8:18
Lieber Carsten, um meinen Vater und meine Mutter habe ich auch Angst, doch sie haben ein langes und reiches Leben. Aber gestern starb eine nahe Verwandte, die die letzten vier Jahre mehr oder weniger im Krankenhaus verbracht hat, in dem Augenblick, als sie und alle hofften, dass sie entlassen würde, mit 54 Jahren.Carsten Mundt 29/03/2014 22:07
Lieber Eckhard,alle Theorie nutzt nix, letztendlich.
Ganz unabhängig von diesem und meinen letzten Bildern, habe ich gerade fast 2 Stunden mit einer alten Freundin (nun ja, mittlerweile stimmt das ja auch für sie und für mich...) telefoniert. Natürlich kommt man da auch auf Familie, andere alte Freunde, Bekannte, Feinde... zu sprechen.
Komisch ist ja, dass man darüber redet, gerade so, als wenn es erst gestern gewesen wäre.
Was macht Dein Onkel? .. ist krank... wie...? na, der ist ja auch schon 75 .. ach ja,
Das Alter und der Tod machen keinen Sinn, sind aber Tatsache.
Und, das letzte Leuchten
gibt es nicht für jene, die bereits nicht mehr sind, denn wir erinnern uns an sie und in uns glimmen sie jedenfalls noch eine ganze Weile weiter.
Meine Mutter, wie Du weißt, starb ja vor nun bereits fast 2 Jahren.
Die Zeit war nicht schön, dennoch half sie mir, zu wachsen.
Angst habe ich vor dem Tod des Vaters. Manchmal will man nicht mehr wachsen...
Wichtig ist, dass man Familie und Freunde oder sonst einen Rückhalt hat. Jemanden, der einen auch mal auffangen kann.
Wer oder was das ist... egal. So lange es geeignet ist, einem Halt zu geben.
Nur alleine ist Scheiße.
Carsten
E. W. R. 29/03/2014 17:53
Lieber Carsten, danke! Ich antworte noch ausführlicher. E.Carsten Mundt 29/03/2014 17:07
So, nach Tagen des Umbaus und der Dachreparatur, bzw. dem Einbau einer Dachgaupe mit entsprechenden Handwerkergewumsel finde ich nun doch mal wieder etwas Zeit für die FC :)Zunächst mal: das ist freilich eine sehr feine Aufnahme, die sowohl Linien, grafische Elemente und Licht wunderbar miteinander vereint.
Nun kann man Angst ja durchaus verschieden definieren, vom Empfinden mal ganz zu schweigen.
Im Zusammenhang mit dem Liedtext würde ich eher sagen, dass durch das Foto nicht die beklemmende, lähmende Angst gemeint ist, die uns stocksteif und mit Gänsehaut, bzw. panisch und handlungsunfähig da stehen lässt.
Ich würde das "I fear I have nothing to give" eher interpretieren als "Ich befürchte, dass ich nichts zu geben habe", ganz so, wie es im britischen Englisch durchaus üblich ist. Gerade so, wie im Deutschen, wenn man beispielsweise fragt: "Haben Sie morgen Zeit?" und man zur Antwort erhält "Ich fürchte, nein".
Das ist keine Furcht/Angst in dem Sinne, wie man pathologische Angst beschreiben würde, sondern eher ein Bedauern und Unsicherheit.
Obwohl im Lied, so wie es dargeboten wird, schon unterschwellig auch "Angst" mit anklingt, aber ich empfinde das nicht als sonderlich stark ausgeprägt.
Von obigem ausgehend empfinde ich auch das Foto als nicht angsteinflößend. Um wirklich "gruselig" zu sein ... da fehlte mir noch der Schatten eines Wesens, ähnlich wie hier:
http://www.filmmagazin.groarr.ch/wp-content/uploads/2013/07/Nosferatu_02.jpg
Auch im Zusammenhang mit dem grünen Ampellicht würde ich eher von Unsicherheit, Verwirrung, Orientierungslosigkeit sprechen, wie es durch die Verkehrspfeile und durch die Richtungsänderung der Schienen angedeutet wird. Natürlich können diese Gefühle, im Übermaß vorhanden, auch Angst erzeugen.
Die grüne Ampel hingegen zeugt doch eigentlich wieder von Hoffnung?
Ganz sicher aber werden Dinge in verschiedenen Lebensphasen und Lebensumständen immer auch verschieden empfunden.
Carsten
E. W. R. 28/03/2014 7:38
Lieber Markus, letztlich geht es wohl um das Interesse am eigenen Leben, seiner Einmaligkeit und Vergänglichkeit. Die Elterngeneration rückt in unserem Lebensalter dem Ende ihrer Existenz auf der Erde unaufhaltsam näher; dreißig Jahre später oder auch früher werden wir selbst uns mit dem Gedanken befassen müssen, dass es alsbald ohne uns weitergehen wird. HG, E.Markus Novak 27/03/2014 23:19
@Eckhard: Lieber Eckhard, ich teile Deine Meinung über Neuplanung und Abriss - das ist der Welten Lauf und nichts ist so beständig wie die Veränderung. Ich will auch nicht alles vor dem Tod bewahren ... manches muss einfach irgendwann durch Neues und möglichst Besseres ersetzt werden.LG markus
E. W. R. 26/03/2014 21:31
Lieber Ernst, da zitiere ich einmal aus der Fabel "Der Bär und der Gartenfreund" von Jean de La Fontaine:"Nichts bringt so viel Gefahr uns wie ein dummer Freund;
weit besser ist ein kluger Feind."
HG, E.
Ernst Seifert 26/03/2014 19:53
Die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung macht mir Angst.VG Ernst
E. W. R. 25/03/2014 13:37
Wir sind so und schauen ja auch dem eigenen Tod ins Gesicht. Oder dem auf den Zigarettenpackungen. E.Kerstin Stolzenburg 25/03/2014 11:21
Interessant ist ja, dass unsere Gesellschaft ihrem eigenen Tod damit bereits ins Gesicht schauen kann ...... und auch das ist nicht abschreckend genug, um einfach VERNÜNFTIG zu handeln, jeder an seinem Platz!
Kerstin
E. W. R. 25/03/2014 10:49
@ Kerstin: Liebe Kerstin, die Extrapolation der bisherigen Verhaltensweisen wird unweigerlich zum Kollaps führen; davon handelt auch das Bild "Die Welt ist nicht genug". In einem Beitrag "Nachhaltigkeit reicht nicht, es kommt noch härter" in Geo 3, 2014 setzt ein Zukunftsforscher Reiner Klingholz dieser Extrapolation die Idee entgegen, dass es zwar zu schweren Krisen kommen wird, die unmittelbare Gefahr die Menschheit aber zum Umsteuern zwingen werde. Letztlich werde sich die Menschheit auf einem Niveau von 8 Milliarden stabilisieren. E.http://www.geo.de/GEO/natur/oekologie/zukunft-nachhaltiges-wachstum-ist-eine-illusion-77279.html
"Nachhaltiges Wachstum ist eine Illusion"
Reiner Klingholz erklärt in seinem Buch "Sklaven des Wachstums" die Umweltbewegung für gescheitert. Und skizziert einen überraschend anderen Weg in eine bessere Zukunft
Interview: Ines Possemeyer und Hanne Tügel
[Bildunterschrift: Schon vor 20 Jahren fragte Reiner Klingholz in seinem Buch "Wahnsinn Wachstum", wie viel Mensch die Erde erträgt. Damals war er noch Wissenschaftsjournalist (bei GEO), 2003 wechselte er in die Forschung. Als Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung stößt er seither unbequeme Debatten an.]
GEO: Herr Klingholz, Sie prognostizieren in Ihrem neuen Buch, dass unsere Nachfahren in 300 Jahren in einem Paradies der Nachhaltigkeit leben werden. Doch vorher wird es Krisen und Konflikte um Ressourcen geben, trotz des wissenschaftlichen Fortschritts und internationalen Krisenmanagements. Wieso schafft Homo sapiens es nicht, sein zukünftiges Wohl zu sichern?
Klingholz: Dafür ist unser Gehirn nicht geschaffen. Wir verhalten uns nur in einem überschaubaren sozialen und zeitlichen Rahmen einigermaßen vernünftig. Niemand übernimmt Verantwortung für sieben Milliarden Menschen. Das könnte nur eine global abgestimmte Politik. Aber für einen Weltklimavertrag sind die nationalen Interessen viel zu unterschiedlich. Die Russen oder Saudis müssten ja sagen: Wir lassen das Öl im Boden, damit die Malediven nicht untergehen. Es gibt Probleme, für die es unter den heutigen Bedingungen keine Lösung gibt.
Es gibt immerhin Ansätze, die Wirtschaft umzubauen, hin zu einem "nachhaltigen" oder "grünen" Wachstum.
Nachhaltiges Wachstum ist eine Illusion. Nehmen wir die Energiewende. Wir könnten zwar rein technisch die Wirtschaft innerhalb von 30 Jahren komplett auf regenerative Energien umstellen. Das verlangt jedoch zunächst erhebliche Investitionen an Material und Energie - und danach säßen wir in der gleichen Falle wie zuvor, solange wir auch mit grüner Energie immer neues Wachstum produzieren müssten. Wie der Ökonom Niko Paech sagt: Das Geld, das wir mit grünem Wachstum verdienen, müssten wir zu Gartenerde kompostieren, damit es kein neues Unheil anrichtet. Wachstum, gleich welcher Farbe, bedeutet erhöhten Ressourcenverbrauch. Grünes Wachstum ist ein Widerspruch in sich.
Aber so wie die armen Länder Wachstum brauchen, um sich zu entwickeln, brauchen wir es, um unsere Sozial- und Finanzsysteme aufrechtzuerhalten. Es gibt doch anscheinend überhaupt keinen Ausstieg aus dem Wachstum.
Momentan sind wir noch Sklaven des Wachstums. Aber de facto stehen wir schon mit einem Fuß im Postwachstum. Alle Industrieländer verzeichnen sinkende Wachstumsraten, selbst die boomende deutsche Wirtschaft kommt gerade mal auf ein Prozent. Diese Nationen werden künftig immer weniger junge Konsumenten haben, während die älteren das Interesse an kurzfristigen Produktzyklen verlieren. Wenn dann noch die Bevölkerung schrumpft, sinkt das Wachstum unweigerlich gegen null und tiefer. Aber statt Konzepte für ein Wohlergehen ohne Wachstum zu entwickeln, versuchen wir verzweifelt, Wachstum zu erzwingen - mit Abwrackprämien, Konjunkturprogrammen und Subventionen, zu hohen ökologischen und ökonomischen Kosten.
[Bildunterschrift: Reiner Klingholz’ Buch "Sklaven des Wachstums - die Geschichte einer Befreiung" ist im Campus-Verlag erschienen: 348 Seiten, inklusive E-Book, 24, 99 Euro]
Wenn uns nicht die Vernunft ins Postwachstum führt, was dann?
Das Postwachstum ist eine Folge der sozioökonomischen Entwicklung. Sie hat uns Wohlstand und sinkende Kinderzahlen beschert. So weit, so gut. Aber für ein Umdenken braucht es Krisen und Katastrophen. Dann reagiert die Politik. Erst als das Waldsterben offensichtlich war, wurden Entschwefelungs- und Entstickungsanlagen Pflicht. Erst als sich das Ozonloch nicht mehr leugnen ließ, wurden Fluorchlorkohlenwasserstoffe verboten. Die wenn auch zaghafte Regulierung der Finanzmärkte wäre ohne Krise nicht entstanden, die Energiewende nicht ohne Fukushima.
Und wann sind die Krisen groß genug für ein Umsteuern?
Das ist nicht vorhersagbar. Schon kleine Ereignisse können ein politisches Umdenken auslösen. Und auch die Menschen sind in Notsituationen in der Lage und bereit, bescheidener zu leben. Aber erst in Notsituationen. Vorher kann man nicht sagen: Begnügt euch mal mit der Hälfte, auch wenn das für viele ginge.
Aber nicht nur äußerer Zwang, auch die Umweltbewegung hat doch zu einem Umdenken geführt.
Die Umweltbewegung ist gescheitert. Wovor hat sie gewarnt, welche Entwicklung wollte sie vermeiden? Ob im Kampf gegen die Überfischung, gegen Klimawandel oder Artenschwund - ihre Ziele hat sie nicht erreicht. Natürlich gibt es viele kleine Erfolge, aber keine Trendwende. Was die grüne Bewegung geschafft hat, ist, dass jetzt alles das Siegel "nachhaltig" trägt: der dickste BMW, die Olympischen Spiele, neue Finanzprodukte. Ganz böse könnte man sagen: Die Umweltbewegung hat uns ein besseres Gewissen beschert, ein Alibi, ein Placebo.
Damit verhöhnen Sie die vielen, die "bio" einkaufen, das Auto stehen lassen, ins Repair-Café gehen und heute schon Postwachstum trainieren.
Konsequent weitergedacht, müsste ich sagen: Lass uns die Katastrophe beschleunigen; ich kaufe mir, sooft es geht, ein Around-the-World-Ticket oder einen neuen SUV. Aber das wäre zynisch. Stattdessen versuche auch ich persönlich so zu leben, wie es mir mein ökologisches Denken sagt: wenig Energie verbrauchen, viel Rad fahren, Gemüse anbauen. Auch wenn ich weiß, dass ich damit nicht die Welt rette. Es fühlt sich lediglich besser an.
[Lesen Sie das ganze Interview im GEO Magazin Nr. 3/2014.]
E. W. R. 25/03/2014 10:16
@ Markus: Lieber Markus, das detailgenaue Planen gehört genauso zu uns wie das Abreißen, wenn sich das Umfeld dessen, was man einstmals geplant hat, so weit geändert hat, dass eine Einrichtung oder eine Fabrik ihren gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Sinn verloren hat. Dieses Spiegeln des Sich-immer-wieder-Häutens ist, glaube ich, das Faszinierende an den maroden Strukturen, die nicht mehr für die Gegenwart taugen. HG, E.E. W. R. 25/03/2014 10:13
@ Sigrun: Danke! Ich hoffe ja immer, nicht nur abzubilden, sondern auch etwas auszusagen. HG, E.Kerstin Stolzenburg 25/03/2014 8:19
Leider macht das dem Einzelnen nicht genug Angst, um ernsthaft eine andere Richtung zu wählen:http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/studie-die-moderne-gesellschaft-wird-untergehen-12861424.html
Kerstin
Markus Novak 24/03/2014 22:21
Lieber Eckhard, habe mir Dein Link schon kurz angesehen und überflogen. Fand dabei schon Aussagen, die auch in meine Gefühlswelt passen.Ich bin immer wieder ergriffen davon, dass sich einst Menschen mit viel Aufwand um den Bau und die Erhaltung eines Bauwerks bemühten. Wenn dann eines Tages die Enscheidung gefallen ist, dass das Gebäude aufgegeben wird, zählt das alles nicht mehr ...
entschuldige, denn das hat wirklich nur noch sehr bedingt mit Deinem Bild zu tun ... und doch brachte es mich auf diese Gedanken beim Besuch maroder Orte, die im weitesten Sinne auch immer ein wenig Angst verbreiten.
LG markus