@-bk-: Ich hatte mal ein Kunstlehrer der mir ne "fünf" verpasst hat, weil ich nen Panzer samt Atomkraftwerk gemalt habe! ( Thema war: Malt ein Bild mit Acrylfarben nach euren Wünschen! )
Der Vollhonk wollte mir seine Benotung nicht erklären; also ging es samt Bild und Mama zum Direktor! :-)
Das Ende vom Lied: Der Affe hat nen Einlauf vom Direktor bekommen und das Bild wurde aus der Wertung genommen!
Alles andere löst bei mir nur noch ein bedauernswertes Kopfschütteln mit nem Grinser auf dem Lippen aus! Was soll man sonst noch dazu sagen? ;-)
ups Mano, ich hab noch gedacht ich sei diesmal voll daneben...bei Dir findet man eher die Frontalbeleuchtung...nicht schlecht gemacht wie ich finde, nur leider am Thema vorbei;-)))
gehen wir beide nochmal auf die Schulbank und studieren was Gegenlicht so heißt;-))))
Oder einfach sch... drauf, so lange die Story dazu passt?
LG Bernd
Edit: von Dolmar krieg ich ja Pickel an den Händen, aber das ist hier nebensächlich;-))))
Der Punisher muss ja schon echt abgehoben gewesen sein, wenn er das grelle Blitzlicht nicht bemerkt hat ;-) Eine gruselige Angelegenheit. Ich finde aber, dass sie hinter euren letzten Leistungen zurück bleibt. Der Punisher kommt definitiv besser, wenn er nicht nur auftritt, sondern mitspielen kann. Mit seiner Mimik, seiner Körpersprache,... Er hat mehr zu bieten als ne schwarze Jacke und ne Kapuze, finde ich.
Die Szene ist passend gestellt, keine Frage. Alles stimmig. Das meine ich gar nicht und das will ich auch nicht kritisieren. Ich mag halt deine anderen Bilder von der Art her lieber.
Zum Thema hätte glaube ich besser gepasst, wenn du die Szene von den Autoscheinwerfern hättest beleuchten lassen. Hier kommt das Licht schon sehr von vorn, oder? Zu deiner Geschichte würde das Thema "Im Zwielicht" besser passen.
Eigentlich ein gutes Thema fällt mir gerade auf. Was meinst du?
Gruß, Fotomama
Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit. Der Tag begann mit dem Eintritt des vorhergesagten Hochdruckgebiets „Jonathan“. Bilderbuchwetter. Sonniger Blauhimmel. Und doch lugte Merowing argwöhnisch durch die Lamellen. Irgendetwas, sei es der unangenehmere Teil eines nächtlichen Traums oder die Rosine in dem Brötchen, das kein Rosinenbrötchen gewesen war, brachte Merowing ein ganz klein wenig durcheinander. Es verdüsterte nicht seine im Grunde wirklich hervorragende Stimmung, aber war doch spürbar. Wie ein ganz sachtes, aber chronisches Jucken. Merowing sah sich um. Sein rechter Schuh stand ungewohnt vom linken abgewinkelt neben dem Bett. Wie immer sah es dagegen auf der Betthälfte seiner Frau aus, die, bevor sie das Bad gestürmt, frische Wäsche, Strümpfe und ein Kleid gedankenlos auf die Tagesdecke geschleudert hatte. Merowings Socken dagegen waren nicht, wie gewohnt, in Großmuttermanier ineinandergestülpt, sondern lagen einzeln auf dem Nachtschrank. Sein Oberhemd wirkte auch nur auf den ersten Blick korrekt gebügelt. Und seine Brille war schlecht geputzt. Kopfschüttelnd im Selbsttadel zog er die Stirn kraus und wusste doch: Das alles war es nicht, das ihn leicht unausgependelt in diesen Tag gehen ließ.
Mit zwei Haarspangen im Mund und dem laufenden Föhn in der Hand stolperte seine Frau ins Schlafzimmer und bürstete ihr Haar. Natürlich kam Merowing gleich auf den Gedanken, sie einfach noch mal kräftig herzunehmen, bevor sie zur Arbeit ging. Vielleicht, so dachte er, zerstreut das ja die Gedanken, aber erstens war seine Indra schon wirklich spät dran, und zweitens war Merowing grundsätzlich der Auffassung, dass man sich’s nicht immer im Leben so leicht machen kann.
„’ilfste ma’?“, kaute Indra noch immer auf den Haarspangen. Merowing zog den Reißverschluss ihres Kleides in die Höhe. Dabei fragte er sich, wie dieser winzige Bolognesesaucenfleck auf den Träger ihres BHs gekommen sein konnte, sagte aber nichts und hörte auch nicht zu, wie sie „Song Sung Blue“ mitträllerte. Neil Diamond morgens um halb acht. Dem WDR war nichts zu dumm. Aber auch ein leicht verschmutzter BH und ein aus der Mode gekommener Sänger standen nicht in ursächlichem Zusammenhang mit Merowings diffuser Irritation, sondern erschwerten nur deren Ergründung. Auch Indras allmorgendlicher Abschiedskuss war beinah ein wenig lästig. Merowing wollte sich konzentrieren. Einem Rutengänger gleich, durchmaß er Schritt für Schritt das Haus. Methodist, sein Labradormischling, trottete stoisch hinter ihm her. Merowing sah im Wohnzimmer hinauf zu dem Kreuz aus zwei massiven Balken unter der Decke, auf denen die zwei dicken alten Kater faulenzten, die Merowing Snorri und Pilatus nannte. Snorri und Pilatus standen Arroganz, Argwohn und Gier ins Schnurrhaar geschrieben. Auch das: alles wie immer. Keine Erdstrahlen und im Parkett keine Fußspuren grüner Männchen.
Als sei sie nichts weiter als eine Wortfindungsstörung, so fühlte sich die Beule in seiner Stimmung bald an. Was jedoch ist eine Wortfindungsstörung, die einen nicht fahriger und gereizter macht, je länger sie andauert. Als Merowing zum vierten Mal das ganze Haus nach dem abgesucht hatte, nach dem zwei Paar Gänsefüßchen sich sehnten, schlüpfte er genervt in seinen Trenchcoat und klemmte sich den Regenschirm mit dem schweren, edlen Knauf unter den Arm. „Jonathan“ versprach Temperaturen von bis zu 20 Grad und nicht ein Tröpfchen Regen, aber Merowing hatte den Regenschirm zu Weihnachten von seiner Schwiegermutter geschenkt bekommen und seitdem hatte er ihn noch nie gebraucht. Jetzt war es Ende März. Irgendwann muss es ja mal regnen, sagte sich Merowing. Er misstraute diesem offenbar verflixten Tag so sehr, dass er trotzig darauf bestand, den Schirm mitzunehmen. Wenn er daheim schon nicht herausfand, was es war, das ihn aus dem Takt brachte, musste er wohl aushäusig danach suchen.
Durch die engen Altstadtgassen mit ihren windschiefen Fachwerkdenkmälern schritt Merowing mit der geballten Entschlossenheit, herauszufinden, was auch immer herauszufinden sei, auf die Innenstadt zu, die noch im Gähnen begriffen war. Den Schaufensterpuppen hing noch das Dunkel im Nacken. Ein paar Schulschwänzer spielten Fußball mit leeren Bierflaschen. Eine Bäckerei konnte den Ansturm der Bauarbeiter einer nahegelegenen Großbaustelle kaum bewältigen. Ein Abschleppdienst wurde von einer Politesse herangewunken. Ein dürrer Köter kackte vor der Tür der Commerzbank. Zeugen Jehovas standen mit ihren Heftchen sinnlos vor einem kaum frequentierten Abrissgelände. Briefträger durchquerten auf Fahrrädern das Bild. Alles war ganz normal. Nichts war da, das so nicht war wie es sein sollte und immer gewesen war. Und das machte Merowing umso misstrauischer. Irgendwo, in irgendeiner Fuge, auf einer Mauerkrone, mitten in einem Gerüst, zwischen zwei Vogelnestern, an einem Laternenpfahl, in einem Gulli oder am Türknauf irgendeines öffentlichen Gebäudes musste irgendwer oder –was sein, das ihm nur, Merowing, vorbestimmt war, das nur darauf wartete zu sagen, guten Morgen, Merowing, hasta la vista, Baby, ich schau dir in die Augen, Kleiner, ich bin dein Schicksal. Aber nichts geschah.
Merowing hatte vor Jahren das Rauchen aufgegeben. Jetzt sah er der Frau im Tabakladen höchst misstrauisch beim Abzählen des Wechselgelds zu, als er sich eine Schachtel Zigaretten kaufte. So misstrauisch, dass seine schlecht verborgene Nervosität nicht nur auf die Frau abfärbte, sondern an ihr auch noch wuchs. Noch im Laden steckte sich Merowing eine Zigarette an und verließ ihn grußlos. Die Frau sah ihm bleich hinterher. Er bewegte sich auf den Bahnhofsplatz zu. Ein paar Obdachlose sahen ihm schweigend nach. Nur einer bettelte ihn an. Merowing kannte ihn. Er war der wohl hartnäckigste Bettler der ganzen Stadt. Auch der war wie immer. Ein bisschen lauter als die anderen Obdachlosen, ein bisschen schmieriger, ein bisschen frecher. Manchmal fragte er in die vorübereilenden Passanten hinein „Hamse’n Euro für’n mittellosen Asthmatiker?“, dann wieder „Hamse’n Euro für’n Herzkranken?“, und als er es unlängst mit AIDS versucht hatte und erfolglos geblieben war – Merowing hatte an jenem Tag besonders fröhliche Laune -, hatte er diesem Bettler fünfzig Cent hingeworfen und ihm lachend geraten, er solle es mal mit Lepra probieren. Jetzt war Merowing nicht nach Scherzen. Der Obdachlose störte seine Kreise mit dieser in der Verfolgung Merowings wieder und wieder hektisch ausgerufenen Frage „Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro?”. Und doch erweckte dieser Bettler auch, wie immer, Merowings Mitleid. Er ließ es zu, dass ihn der Bettler weiter verfolgte, vorüber am Bahnhof, bis in das Gässchen, in das Merowing abbog. Das arme Schwein. Sein Elend lenkte ihn von seinem Verfolgungswahn glatt ab. Merowing konnte sich noch erinnern, dass der Kerl einmal ein guter Kfz-Mechaniker gewesen war. Der hatte seinem alten Ford den Kat verpasst. „Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro?”, hallte es hinter ihm. Er hatte auch ein Mädchen, und die ist dann mit so einem Schnösel von Hotelboy durchgebrannt, hieß es. „Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro?”. Da hat der arme Kerl das Saufen angefangen und später auch das Fixen, erzählte man sich. „Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro?”. Tragisch. Dass man der Liebe wegen derart absteigen kann. „Hamse ma’…”. Plötzlich verstummte der Bettler.
Merowing schrak aus seinen Gedanken auf und drehte sich um. Da stand der Bettler, winkte wütend ab und schickte sich an, die Verfolgung aufzugeben. „Hey, Mann!“, rief Merowing, „Komm zurück. Ich hab ’n Euro!“. Und in dem Moment, da er dies rief, wurde Merowing klar, dass er ja noch immer auf der Suche nach dem war, das ihn vor wenigen Stunden in Unruhe versetzt hatte und von dem er nach wie vor nicht wusste, was es sein und wo er es finden könnte. Im Nu war er wieder von Argwohn und einer Art Furcht übermannt. Der Bettler stand nun vor ihm. Da nahm er einfach den Regenschirm, den seine Schwiegermutter ihm zu Weihnachten geschenkt hatte und schleuderte in einem wuchtigen Hieb dessen Knauf auf den struppigen Kopf des Bettlers, dass dieser augenblicklich totgeschlagen war. Zwischen Kot und Moos kam der Leib zu liegen. Blut spritzte hoch von der Stirn. Merowing sah den Knauf des Regenschirms mit offenem Mund an. Qualitätsarbeit. Den musste die Alte mit der Visa bezahlt haben. Er nahm den Schirm und lief nun ganz ruhig nach Hause. Was immer es war, das ihn aus der Ruhe gebracht hatte, es war ihm nun wurscht. Es würde ihm nicht mehr durch den Kopf gehen ohne den da. Staunend schüttelte er den Kopf über sich selbst. Manchmal im Leben, dachte er, lohnt es sich doch, wenn man sich’s leicht macht. Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit.
Mano Cornuta 26/10/2014 0:50
@-bk-: Ich hatte mal ein Kunstlehrer der mir ne "fünf" verpasst hat, weil ich nen Panzer samt Atomkraftwerk gemalt habe! ( Thema war: Malt ein Bild mit Acrylfarben nach euren Wünschen! )Der Vollhonk wollte mir seine Benotung nicht erklären; also ging es samt Bild und Mama zum Direktor! :-)
Das Ende vom Lied: Der Affe hat nen Einlauf vom Direktor bekommen und das Bild wurde aus der Wertung genommen!
Alles andere löst bei mir nur noch ein bedauernswertes Kopfschütteln mit nem Grinser auf dem Lippen aus! Was soll man sonst noch dazu sagen? ;-)
LG Mano :-)
-bk- 26/10/2014 0:10
ups Mano, ich hab noch gedacht ich sei diesmal voll daneben...bei Dir findet man eher die Frontalbeleuchtung...nicht schlecht gemacht wie ich finde, nur leider am Thema vorbei;-)))gehen wir beide nochmal auf die Schulbank und studieren was Gegenlicht so heißt;-))))
Oder einfach sch... drauf, so lange die Story dazu passt?
LG Bernd
Edit: von Dolmar krieg ich ja Pickel an den Händen, aber das ist hier nebensächlich;-))))
Anette Z. 25/10/2014 21:27
Der Punisher muss ja schon echt abgehoben gewesen sein, wenn er das grelle Blitzlicht nicht bemerkt hat ;-) Eine gruselige Angelegenheit. Ich finde aber, dass sie hinter euren letzten Leistungen zurück bleibt. Der Punisher kommt definitiv besser, wenn er nicht nur auftritt, sondern mitspielen kann. Mit seiner Mimik, seiner Körpersprache,... Er hat mehr zu bieten als ne schwarze Jacke und ne Kapuze, finde ich.Die Szene ist passend gestellt, keine Frage. Alles stimmig. Das meine ich gar nicht und das will ich auch nicht kritisieren. Ich mag halt deine anderen Bilder von der Art her lieber.
Zum Thema hätte glaube ich besser gepasst, wenn du die Szene von den Autoscheinwerfern hättest beleuchten lassen. Hier kommt das Licht schon sehr von vorn, oder? Zu deiner Geschichte würde das Thema "Im Zwielicht" besser passen.
Eigentlich ein gutes Thema fällt mir gerade auf. Was meinst du?
Gruß, Fotomama
Inge Striedinger 25/10/2014 21:19
So gehts auch, wieder was gelernt ......LG Inge
gelbhaarduisburg 25/10/2014 20:56
Merowing und Schwiegermutters RegenschirmManchmal ist es nur eine Kleinigkeit. Der Tag begann mit dem Eintritt des vorhergesagten Hochdruckgebiets „Jonathan“. Bilderbuchwetter. Sonniger Blauhimmel. Und doch lugte Merowing argwöhnisch durch die Lamellen. Irgendetwas, sei es der unangenehmere Teil eines nächtlichen Traums oder die Rosine in dem Brötchen, das kein Rosinenbrötchen gewesen war, brachte Merowing ein ganz klein wenig durcheinander. Es verdüsterte nicht seine im Grunde wirklich hervorragende Stimmung, aber war doch spürbar. Wie ein ganz sachtes, aber chronisches Jucken. Merowing sah sich um. Sein rechter Schuh stand ungewohnt vom linken abgewinkelt neben dem Bett. Wie immer sah es dagegen auf der Betthälfte seiner Frau aus, die, bevor sie das Bad gestürmt, frische Wäsche, Strümpfe und ein Kleid gedankenlos auf die Tagesdecke geschleudert hatte. Merowings Socken dagegen waren nicht, wie gewohnt, in Großmuttermanier ineinandergestülpt, sondern lagen einzeln auf dem Nachtschrank. Sein Oberhemd wirkte auch nur auf den ersten Blick korrekt gebügelt. Und seine Brille war schlecht geputzt. Kopfschüttelnd im Selbsttadel zog er die Stirn kraus und wusste doch: Das alles war es nicht, das ihn leicht unausgependelt in diesen Tag gehen ließ.
Mit zwei Haarspangen im Mund und dem laufenden Föhn in der Hand stolperte seine Frau ins Schlafzimmer und bürstete ihr Haar. Natürlich kam Merowing gleich auf den Gedanken, sie einfach noch mal kräftig herzunehmen, bevor sie zur Arbeit ging. Vielleicht, so dachte er, zerstreut das ja die Gedanken, aber erstens war seine Indra schon wirklich spät dran, und zweitens war Merowing grundsätzlich der Auffassung, dass man sich’s nicht immer im Leben so leicht machen kann.
„’ilfste ma’?“, kaute Indra noch immer auf den Haarspangen. Merowing zog den Reißverschluss ihres Kleides in die Höhe. Dabei fragte er sich, wie dieser winzige Bolognesesaucenfleck auf den Träger ihres BHs gekommen sein konnte, sagte aber nichts und hörte auch nicht zu, wie sie „Song Sung Blue“ mitträllerte. Neil Diamond morgens um halb acht. Dem WDR war nichts zu dumm. Aber auch ein leicht verschmutzter BH und ein aus der Mode gekommener Sänger standen nicht in ursächlichem Zusammenhang mit Merowings diffuser Irritation, sondern erschwerten nur deren Ergründung. Auch Indras allmorgendlicher Abschiedskuss war beinah ein wenig lästig. Merowing wollte sich konzentrieren. Einem Rutengänger gleich, durchmaß er Schritt für Schritt das Haus. Methodist, sein Labradormischling, trottete stoisch hinter ihm her. Merowing sah im Wohnzimmer hinauf zu dem Kreuz aus zwei massiven Balken unter der Decke, auf denen die zwei dicken alten Kater faulenzten, die Merowing Snorri und Pilatus nannte. Snorri und Pilatus standen Arroganz, Argwohn und Gier ins Schnurrhaar geschrieben. Auch das: alles wie immer. Keine Erdstrahlen und im Parkett keine Fußspuren grüner Männchen.
Als sei sie nichts weiter als eine Wortfindungsstörung, so fühlte sich die Beule in seiner Stimmung bald an. Was jedoch ist eine Wortfindungsstörung, die einen nicht fahriger und gereizter macht, je länger sie andauert. Als Merowing zum vierten Mal das ganze Haus nach dem abgesucht hatte, nach dem zwei Paar Gänsefüßchen sich sehnten, schlüpfte er genervt in seinen Trenchcoat und klemmte sich den Regenschirm mit dem schweren, edlen Knauf unter den Arm. „Jonathan“ versprach Temperaturen von bis zu 20 Grad und nicht ein Tröpfchen Regen, aber Merowing hatte den Regenschirm zu Weihnachten von seiner Schwiegermutter geschenkt bekommen und seitdem hatte er ihn noch nie gebraucht. Jetzt war es Ende März. Irgendwann muss es ja mal regnen, sagte sich Merowing. Er misstraute diesem offenbar verflixten Tag so sehr, dass er trotzig darauf bestand, den Schirm mitzunehmen. Wenn er daheim schon nicht herausfand, was es war, das ihn aus dem Takt brachte, musste er wohl aushäusig danach suchen.
Durch die engen Altstadtgassen mit ihren windschiefen Fachwerkdenkmälern schritt Merowing mit der geballten Entschlossenheit, herauszufinden, was auch immer herauszufinden sei, auf die Innenstadt zu, die noch im Gähnen begriffen war. Den Schaufensterpuppen hing noch das Dunkel im Nacken. Ein paar Schulschwänzer spielten Fußball mit leeren Bierflaschen. Eine Bäckerei konnte den Ansturm der Bauarbeiter einer nahegelegenen Großbaustelle kaum bewältigen. Ein Abschleppdienst wurde von einer Politesse herangewunken. Ein dürrer Köter kackte vor der Tür der Commerzbank. Zeugen Jehovas standen mit ihren Heftchen sinnlos vor einem kaum frequentierten Abrissgelände. Briefträger durchquerten auf Fahrrädern das Bild. Alles war ganz normal. Nichts war da, das so nicht war wie es sein sollte und immer gewesen war. Und das machte Merowing umso misstrauischer. Irgendwo, in irgendeiner Fuge, auf einer Mauerkrone, mitten in einem Gerüst, zwischen zwei Vogelnestern, an einem Laternenpfahl, in einem Gulli oder am Türknauf irgendeines öffentlichen Gebäudes musste irgendwer oder –was sein, das ihm nur, Merowing, vorbestimmt war, das nur darauf wartete zu sagen, guten Morgen, Merowing, hasta la vista, Baby, ich schau dir in die Augen, Kleiner, ich bin dein Schicksal. Aber nichts geschah.
Merowing hatte vor Jahren das Rauchen aufgegeben. Jetzt sah er der Frau im Tabakladen höchst misstrauisch beim Abzählen des Wechselgelds zu, als er sich eine Schachtel Zigaretten kaufte. So misstrauisch, dass seine schlecht verborgene Nervosität nicht nur auf die Frau abfärbte, sondern an ihr auch noch wuchs. Noch im Laden steckte sich Merowing eine Zigarette an und verließ ihn grußlos. Die Frau sah ihm bleich hinterher. Er bewegte sich auf den Bahnhofsplatz zu. Ein paar Obdachlose sahen ihm schweigend nach. Nur einer bettelte ihn an. Merowing kannte ihn. Er war der wohl hartnäckigste Bettler der ganzen Stadt. Auch der war wie immer. Ein bisschen lauter als die anderen Obdachlosen, ein bisschen schmieriger, ein bisschen frecher. Manchmal fragte er in die vorübereilenden Passanten hinein „Hamse’n Euro für’n mittellosen Asthmatiker?“, dann wieder „Hamse’n Euro für’n Herzkranken?“, und als er es unlängst mit AIDS versucht hatte und erfolglos geblieben war – Merowing hatte an jenem Tag besonders fröhliche Laune -, hatte er diesem Bettler fünfzig Cent hingeworfen und ihm lachend geraten, er solle es mal mit Lepra probieren. Jetzt war Merowing nicht nach Scherzen. Der Obdachlose störte seine Kreise mit dieser in der Verfolgung Merowings wieder und wieder hektisch ausgerufenen Frage „Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro?”. Und doch erweckte dieser Bettler auch, wie immer, Merowings Mitleid. Er ließ es zu, dass ihn der Bettler weiter verfolgte, vorüber am Bahnhof, bis in das Gässchen, in das Merowing abbog. Das arme Schwein. Sein Elend lenkte ihn von seinem Verfolgungswahn glatt ab. Merowing konnte sich noch erinnern, dass der Kerl einmal ein guter Kfz-Mechaniker gewesen war. Der hatte seinem alten Ford den Kat verpasst. „Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro?”, hallte es hinter ihm. Er hatte auch ein Mädchen, und die ist dann mit so einem Schnösel von Hotelboy durchgebrannt, hieß es. „Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro?”. Da hat der arme Kerl das Saufen angefangen und später auch das Fixen, erzählte man sich. „Hamse ma’n Euro? Hamse ma’n Euro?”. Tragisch. Dass man der Liebe wegen derart absteigen kann. „Hamse ma’…”. Plötzlich verstummte der Bettler.
Merowing schrak aus seinen Gedanken auf und drehte sich um. Da stand der Bettler, winkte wütend ab und schickte sich an, die Verfolgung aufzugeben. „Hey, Mann!“, rief Merowing, „Komm zurück. Ich hab ’n Euro!“. Und in dem Moment, da er dies rief, wurde Merowing klar, dass er ja noch immer auf der Suche nach dem war, das ihn vor wenigen Stunden in Unruhe versetzt hatte und von dem er nach wie vor nicht wusste, was es sein und wo er es finden könnte. Im Nu war er wieder von Argwohn und einer Art Furcht übermannt. Der Bettler stand nun vor ihm. Da nahm er einfach den Regenschirm, den seine Schwiegermutter ihm zu Weihnachten geschenkt hatte und schleuderte in einem wuchtigen Hieb dessen Knauf auf den struppigen Kopf des Bettlers, dass dieser augenblicklich totgeschlagen war. Zwischen Kot und Moos kam der Leib zu liegen. Blut spritzte hoch von der Stirn. Merowing sah den Knauf des Regenschirms mit offenem Mund an. Qualitätsarbeit. Den musste die Alte mit der Visa bezahlt haben. Er nahm den Schirm und lief nun ganz ruhig nach Hause. Was immer es war, das ihn aus der Ruhe gebracht hatte, es war ihm nun wurscht. Es würde ihm nicht mehr durch den Kopf gehen ohne den da. Staunend schüttelte er den Kopf über sich selbst. Manchmal im Leben, dachte er, lohnt es sich doch, wenn man sich’s leicht macht. Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit.
Jens E. Gelbhaar 2007
colourwild pictures 25/10/2014 20:55
far out, mano-die lichtsetzung ist richtig pointiniert!
und ich hab den leisen verdacht, dass du mächtig viele b- movies siehst ;-)
brrr... cp