Das Bild ist sehr gut gelungen. Die Unschärfe gibt die Dynamik wieder. Leider wird bei der digitalen Fotografie viel zu viel auf die (unnatürliche ) Schärfe geachtet.
War auch schon in Arles in meiner Jugend auf Studienfahrt, es gab zu der Zeit tatsächlich auch unblutige Stierkämpfe bei denen es den Protagonisten nur drum ging vom Stier nicht erwischt zu werden, das war bis zu einem gewissen Grad auch unterhaltsam. Damals ( 1988 ) hiess es auch, daß dort gar keine "klassischen" Stierkämpfe mehr stattfinden. Wenn man allerdings sowas sieht dreht sich einem der Magen um und die Wut kocht hoch. Wenn jemand sein Leben riskieren möchte, o.k. seine Sache, soll er dabei von Bergen springen, auf Hochhäuser klettern, Motorad fahren ( aber bitte nicht im öffentl. Strassenverkehr ) oder was auch immer, aber dabei ein Mitlebewesen auf bestialische Weise langsam zu Tode zu quälen, und das in einem "zivilisierten" Land im 21. Jahrhundert und sich hinterher als "Held" feiern zu lassen, dafür hab ich keinerlei Verständnis ....es gibt ja auch gelegentlich Kämpfe, in denen das Tier "siegt" und seinen Peiniger sprichwörtlich auf die Hörner nimmt, ich muss zugeben, daß dabei jedesmal ein Gefühl der Genugtuung in mir vorherrscht ... der armen Kreatur hilft's trotzdem nicht viel, ihre Tage sind in der Regel gezählt ..... ich verstehe nicht warum man seitens der Eurokraten in der EU sowas nicht kategorisch verbietet und sich lieber mit der zulässigen Krümmung von Gurken und Bananen beschäftigt ............ beim Betrachten des Bildes bleibt bei mir ein Gefühl des Mitleides, Wut und der Ohnmacht zurück und die kleine Hoffnung, daß irgendwann der Stier der Sieger über diesen Bastard auf dem Foto ist ( am Besten schon bei seinem nächsten Kampf ) ... zur Bildqualität und warum diese so ist wie sie ist wurde bereits auch vom Fotografen alles gesagt .....ISO rauf, Blende offen(er) und daraus resultierende kürzere Verschlusszeit hätte vermutlich ein besseres Ergebnis gebracht bildtechnisch gesehen, bei den angegebenen Werten ist sicherlich auch Verwacklungsunschärfe ein Thema ...
Nach erstem Erschrecken (ich wäre wahrscheinlich weg gelaufen), dann doch Gedanken zum Bild.
Wenn man bei einer solchen Tötungs-Szenerie ungute Gefühle bekommt, dann hilft nix anderes, als in den Fotografen-Modus zu gehen. Dann ist man zwar immer noch ein Voyeur, muss sich aber nicht schämen.
Nach 1000 Sekunden hast du mindestens 1000 Fotos. Zuhause kommt die Qual der Wahl. Nach welchen Gesichtspunkten soll man auswählen ? Dieses Bild hier wurde jedenfalls nicht nach dem Kriterium "maximale Dramatik" ausgewählt. Dazu hätte man auf Augenhöhe sein müssen. Etwas Blut und ein Torero von hinten zeigen nicht das ganze aufregende Drama des Tötens.
Ich kann dem Foto aber dennoch etwas abgewinnen. Ich glaube nämlich, es ist wegen seiner Bild-Ästhetik ausgewählt worden.
Es hat was von einem Gemälde. Die beiden Bögen der Körper bilden eine dynamische Einheit. Der fallende Stier ist in Bewegung und es gefällt mir deshalb durchaus, dass er unscharf ist. Er bildet einen guten Kontrast zum Matador (lateinisch Mörder). Der scheint (relativ scharf) in seiner Pose zu verharren, konzentriert auf den Todesstoß.
Er hat eine knabenhaft zierliche Figur und wirkt fast wie ein Ballett-Tänzer. Das Zarte siegt gegen die kraftstrotzende Massigkeit.
Vielleicht ist es das, was die Zuschauer so fasziniert.
So als Gemälde gesehen, gefällt mir das Bild ..... auch farblich.
Nur die rosa Strümpfe gehen gar nicht ;-)
Stierkampf - das ist nicht unsere Kultur, nicht unsere Tradition. Hüten wir uns, uns in die Angelegenheiten anderer Völker einzumischen. In der Hinsicht haben wir Deutschen (ein solcher bin ich) keine ruhmreiche Vergangenheit.
Also zum Bild. Mathias von Schramm hat das Wesentliche bereits angemerkt: 1/160 sec Belichtungszeit ist für solch eine Szene einfach viel zu lang. Der Schnitt ist gut, der Weißabgleich könnte sorgfältiger ausgeführt sein.
Man merkt, dass der Fotograf/die Fotografin aufgeregt war. Das ist nie eine gute Basis. Professionalität zeichnet sich durch eine gewisse innere Distanz zum Geschehen aus. Anders hätte Kevin Carter sein 1994 mit dem Pulitzer-Preis gekröntes Bild von dem hungernden Kind, neben dem schon ein Geier sitzt, auch nicht zustand gebracht. Diese Distanz gilt es zu üben, auch bei Sonnenuntergängen, in den Bergen, unter dem Nordlicht, wo auch immer. Dann kann man sich um das Bild kümmern, nicht um das Geschehen, auf das man in dem Moment eh keinen Einfluss hat.
Der Autor, der tief beeindruckt ist von den Vorgängen in der Arena, stellt ein Bild vor, das die Demütigung des unterliegenden Tiers an dessen Haltung erkennen lässt, man sieht auch den Triumph des siegreichen Degens, aber die sportliche Bewegung des Toreros macht für mich die Dramatik des Ereignisses zunichte. Das liegt nicht an fehlendem handwerklichen Können, sondern an der inneren Abwehr dessen, was er als Autor eigentlich ins Bild setzen will. Der von ihm beschriebene Gefühlszwiespalt erlaubt ihm eine sachliche Schilderung, aber die emotionale Situation hätte er beispielsweise durch eine Betonung des Degens besser vermitteln können, als er es mit der Körpersprache des Toreros geschafft hat.
Wow.
Mir ging beim Betrachten erst einmal eine Kurzgeschichte von Jack London (Der Schrei des Pferdes) durch den Kopf - eine "Verteidigungsschrift" pro Stierkampf vorgetragen von selbstgefällligen spanischen Gutsherren.
Meines Erachtens ist es nicht die vornehmliche Aufgabe eines Photos zu gefallen - und dieses verstört.
Sehr gelungen finde ich den Kontrast zwischen Todestanz des Stieres und kaltblütiger Ruhe des Mannes unterstrichen durch die Unschärfe/Schärfe beider Protagonisten.
Sehr gelungen finde ich die weitere bildliche Erniedrigung einer geschundenen und zur Nummer 320 degradierten Kreatur ausgedrückt in dem zu Boden gedrückten Kopf und der erhobenen Stoßhand.
Der enge Beschnitt liegt mir. Für mich verdichtet er die Bildaussage noch.
Allein der hohe Kamerastandpunkt (mir ist klar warum...) nimmt dem Bild Kraft.
Ich verstehe den Zwiespalt des Photographen gut. Aber manchmal müssen wir durch Bilder wie dieses aus unserer Komfortzone herausgerissen und daran erinnert werden, daß nicht alles in der Welt Eitelsonnenschein ist...
Meine erste Reaktion war, dass ich schnell weggeklickt habe. Weil ich es mir gar nicht näher anschauen wollte. Aber nicht weil ich es "eklig" finde, sondern grausam. Dann dachte ich noch, man will wohl die Anzahl der Diskussionsbeiträge hier in der Agora anregen.
Schließlich bin ich doch zum Foto zurückgekehrt, weil man es sich nicht so leicht machen sollte. Das ist ähnlich wie beim Fleischkauf zu Niedrigspreisen… bei dem viele das Leid vieler unwürdig gehaltener Tiere einfach ausblenden. Die wahrscheinlich länger leiden als dieser Stier. Oder mein Kater, der mir gerne Mäuse bringt, die er erst "bespielt", bevor er sie endlich tötet. Und auch ich war schon in der Provence und würde wieder hinfahren, wenn ich die Möglichkeit hätte. Einfach weil es eine wunderschöne Gegend ist. Allerdings hätte ich es niemals fertig gebracht, mir dieses Schauspiel anzusehen, wäre sofort aufgestanden und geflohen.
Ich weiß eigentlich gar nicht recht, was ich konstruktives zum Foto schreiben könnte. Es ist bis auf den Kopf des Mannes unscharf und den sieht man nur von hinten. Mir persönlich ist es zu knapp geschnitten. Dass man keine Schatten sieht, lässt es auf mich "leblos" wirken.
schwer zu verstehen, wenn man den reiz als ekelig empfunden hat, warum man dann das bild zu veröffentlichung frei gibt und dann auch noch zur intensiven diskussion in agora. insofern verstehe ich die geschichte zum bild, halte es aber für eine wichtige aufgabe als fotoenthusiast, die situation festzuhalten.
zum bild. es ist wie aus einer reihe weniger gelungener schnappschüsse, welches um eine halbwegs interessante wirkung zu bekommen nachgeschärft aussieht. dieses nachschärfen ist wenn es nicht differenziert und vorsichtig vorgenommen wird etwas unschön.
dennoch bildet das bild eine interessante grafik. hier herrscht die farbe rot vor, sichtbar als blut, waffen, tuch und kleidung. die dynamische bewegung wirkt klassisch und trotz der verabscheuenden brutalität elegant. fachlich wäre es hier wohl besser gewesen zum erzielen einer flotteren verschlusszeit mit dem isowert auf 400 zu gehen, oder die vielleicht noch mögliche blende 5,0 (bei totaler öffnung) zu wählen.
ich kann mir das bild gut als zeichnung vorstellen. die komplette unschärfe auf dem tier, degradiert es zu einem klumpen fleisch. dieser gegensatz macht es zu einer symbolischen szene, die trotz der fotografischen mängel, eine eindeutige wirkung erzielt.
der stierkampf ist eine lange tradition, die man ablehnen kann. ich lehne es ab, habe aber einen sehr bewussten fleischkonsum und bin mir bewusst, dass das was in unserer fleischindustrie passiert, viel schlimmer ist, als was man in diesem bild sieht. deswegen sollte man sich durchringen als fotograf solche fotodokumente als wertvoll für sich selbst zu betrachten. zu dem "wahrlich nicht stolz sein" sehe ich nicht den geringsten anlass.
Sicher eine mangelnde Reisevorbereitung. So lange Menschen für ein solches Massaker bezahlen wird es stattfinden. ES IST EIN KULTURGUT FRANKREICHS.
Vielleicht auch eine Überlegung wert, ob man diese Gegend überhaupt besucht.
VG Günter
Ich habe noch nie in meinem Leben einem Stierkampf zugesehen!
Das heutige Agorabild reißt mich hin und her mit meinen Gefühlen, Empfindungen, Emotionen...
Auf der einen Seite sind diese Kämpfe in Frankreich, Spanien... kulturelles Erbe bzw. Kulturgut, das ist nun mal so und historisch gewachsen!
Bei einem Besuch in Madrid habe ich zudem erfahren, das Fleisch der geschundenen Tier wird in Armenküchen... verarbeitet.
Aber diesem Tier sieht man das Leid doch förmlich an, ist das wirklich noch zeitgemäß?
Die Nr. 320 wedelt verzweifelt mit dem Schwanz, der rechte Hinterlauf und auch der linke Vorderlauf wirbeln den Sand auf, bald wird das Tier selbst leblos im Sand liegen.
Der Stierkämpfer fühlt sich männlich- prächtig, die Masse johlt und klatscht.
Früher ließ man Menschen in Arenen gegeneinander bis zum Tod kämpfen, heute ist es eher der ungleiche Kampf zwischen Mensch und Tier, der immer noch fasziniert!
Hin und wieder gibt es ja auch schlimmste Verletzungen des Stierkämpfers, ihm werden die Hoden aufgeschlitzt oder...Da habe ich dann wirklich kein MITLEID.
Trotzdem denke ich, ein derartiges, mit zittriger Hand aufgenommenes Foto ( das sagt mir schon viel über die Gemütsverfassung des Fotografen!) gehört auch in die fc.
So wird vielen Bildsehern erst plastisch, farblich und richtig klar, welch Gemetzel dort veranstaltet wird.
Die EU kümmert sich um Schnullerketten... aber da schauen wohl viele Verantwortliche schweigend weg!
Ich habe auch vor vielen Jahren (1975) einen Stierkampf besucht und habe unter den von Dir beschriebenen Emotionen fotografiert. Es ging mir nur um die fotografische Aufgabe und nicht um das sinnlose abschlachten. Trotzalledem war ich stolz auf die, unter diesen Umständen, entstandenen Ergebnisse.
Der Besuch in Arles (Provence) führte mich auch in die alte Arena. Dort waren Stierkämpfe plakatiert, die junge Männer in weißen Hemden und Hosen im Hechtsprung über gefährlich heranbrausende Stiere zeigte. Also Szenen, die attraktive Motive und einige Action versprachen. Meine Frage an der Kasse, ob dabei auch Stiere getötet würden, wurde mit “No killing” beantwortet.
Als dann die Matadore in ihren klassischen Kostümen samt gepanzerten Pferden einzogen, war klar, hier findet ein stinknormaler Stierkampf statt, wie ich es in Frankreich nie erwartet hätte.
Ich bin also sitzen geblieben und habe – mental ziemlich angespannt – mit nicht gerade ruhiger Hand fotografiert. Dabei kann ich mich noch gut an den Gefühlszwiespalt in diesen Minuten erinnern.
Noch nie, und hoffentlich nie wieder, habe ich unter diesen Umständen fotografiert. Ich denke, man sieht den Bildern an, dass sie nicht mit Sorgfalt sondern mit einer kaum zu beschreibenden inneren Erregung gemacht worden sind.
Man ist hinterher wahrlich nicht stolz darauf, diesem an und für sich ekeligen Reiz erlegen zu sein.
Kano1950 30/05/2015 11:57
Das Bild ist sehr gut gelungen. Die Unschärfe gibt die Dynamik wieder. Leider wird bei der digitalen Fotografie viel zu viel auf die (unnatürliche ) Schärfe geachtet.LG
AlfonsS. 30/05/2015 9:42
War auch schon in Arles in meiner Jugend auf Studienfahrt, es gab zu der Zeit tatsächlich auch unblutige Stierkämpfe bei denen es den Protagonisten nur drum ging vom Stier nicht erwischt zu werden, das war bis zu einem gewissen Grad auch unterhaltsam. Damals ( 1988 ) hiess es auch, daß dort gar keine "klassischen" Stierkämpfe mehr stattfinden. Wenn man allerdings sowas sieht dreht sich einem der Magen um und die Wut kocht hoch. Wenn jemand sein Leben riskieren möchte, o.k. seine Sache, soll er dabei von Bergen springen, auf Hochhäuser klettern, Motorad fahren ( aber bitte nicht im öffentl. Strassenverkehr ) oder was auch immer, aber dabei ein Mitlebewesen auf bestialische Weise langsam zu Tode zu quälen, und das in einem "zivilisierten" Land im 21. Jahrhundert und sich hinterher als "Held" feiern zu lassen, dafür hab ich keinerlei Verständnis ....es gibt ja auch gelegentlich Kämpfe, in denen das Tier "siegt" und seinen Peiniger sprichwörtlich auf die Hörner nimmt, ich muss zugeben, daß dabei jedesmal ein Gefühl der Genugtuung in mir vorherrscht ... der armen Kreatur hilft's trotzdem nicht viel, ihre Tage sind in der Regel gezählt ..... ich verstehe nicht warum man seitens der Eurokraten in der EU sowas nicht kategorisch verbietet und sich lieber mit der zulässigen Krümmung von Gurken und Bananen beschäftigt ............ beim Betrachten des Bildes bleibt bei mir ein Gefühl des Mitleides, Wut und der Ohnmacht zurück und die kleine Hoffnung, daß irgendwann der Stier der Sieger über diesen Bastard auf dem Foto ist ( am Besten schon bei seinem nächsten Kampf ) ... zur Bildqualität und warum diese so ist wie sie ist wurde bereits auch vom Fotografen alles gesagt .....ISO rauf, Blende offen(er) und daraus resultierende kürzere Verschlusszeit hätte vermutlich ein besseres Ergebnis gebracht bildtechnisch gesehen, bei den angegebenen Werten ist sicherlich auch Verwacklungsunschärfe ein Thema ...Mana K. 30/05/2015 9:33
Grausam :-(Kukideak 30/05/2015 9:27
Das grausamste Tier ist der Mensch...mehr gibt es dazu nicht zu sagen!Janne Jahny 29/05/2015 23:04
Nach erstem Erschrecken (ich wäre wahrscheinlich weg gelaufen), dann doch Gedanken zum Bild.Wenn man bei einer solchen Tötungs-Szenerie ungute Gefühle bekommt, dann hilft nix anderes, als in den Fotografen-Modus zu gehen. Dann ist man zwar immer noch ein Voyeur, muss sich aber nicht schämen.
Nach 1000 Sekunden hast du mindestens 1000 Fotos. Zuhause kommt die Qual der Wahl. Nach welchen Gesichtspunkten soll man auswählen ? Dieses Bild hier wurde jedenfalls nicht nach dem Kriterium "maximale Dramatik" ausgewählt. Dazu hätte man auf Augenhöhe sein müssen. Etwas Blut und ein Torero von hinten zeigen nicht das ganze aufregende Drama des Tötens.
Ich kann dem Foto aber dennoch etwas abgewinnen. Ich glaube nämlich, es ist wegen seiner Bild-Ästhetik ausgewählt worden.
Es hat was von einem Gemälde. Die beiden Bögen der Körper bilden eine dynamische Einheit. Der fallende Stier ist in Bewegung und es gefällt mir deshalb durchaus, dass er unscharf ist. Er bildet einen guten Kontrast zum Matador (lateinisch Mörder). Der scheint (relativ scharf) in seiner Pose zu verharren, konzentriert auf den Todesstoß.
Er hat eine knabenhaft zierliche Figur und wirkt fast wie ein Ballett-Tänzer. Das Zarte siegt gegen die kraftstrotzende Massigkeit.
Vielleicht ist es das, was die Zuschauer so fasziniert.
So als Gemälde gesehen, gefällt mir das Bild ..... auch farblich.
Nur die rosa Strümpfe gehen gar nicht ;-)
Bergfex 29/05/2015 20:00
Stierkampf - das ist nicht unsere Kultur, nicht unsere Tradition. Hüten wir uns, uns in die Angelegenheiten anderer Völker einzumischen. In der Hinsicht haben wir Deutschen (ein solcher bin ich) keine ruhmreiche Vergangenheit.Also zum Bild. Mathias von Schramm hat das Wesentliche bereits angemerkt: 1/160 sec Belichtungszeit ist für solch eine Szene einfach viel zu lang. Der Schnitt ist gut, der Weißabgleich könnte sorgfältiger ausgeführt sein.
Man merkt, dass der Fotograf/die Fotografin aufgeregt war. Das ist nie eine gute Basis. Professionalität zeichnet sich durch eine gewisse innere Distanz zum Geschehen aus. Anders hätte Kevin Carter sein 1994 mit dem Pulitzer-Preis gekröntes Bild von dem hungernden Kind, neben dem schon ein Geier sitzt, auch nicht zustand gebracht. Diese Distanz gilt es zu üben, auch bei Sonnenuntergängen, in den Bergen, unter dem Nordlicht, wo auch immer. Dann kann man sich um das Bild kümmern, nicht um das Geschehen, auf das man in dem Moment eh keinen Einfluss hat.
elstp 29/05/2015 19:31
Der Autor, der tief beeindruckt ist von den Vorgängen in der Arena, stellt ein Bild vor, das die Demütigung des unterliegenden Tiers an dessen Haltung erkennen lässt, man sieht auch den Triumph des siegreichen Degens, aber die sportliche Bewegung des Toreros macht für mich die Dramatik des Ereignisses zunichte. Das liegt nicht an fehlendem handwerklichen Können, sondern an der inneren Abwehr dessen, was er als Autor eigentlich ins Bild setzen will. Der von ihm beschriebene Gefühlszwiespalt erlaubt ihm eine sachliche Schilderung, aber die emotionale Situation hätte er beispielsweise durch eine Betonung des Degens besser vermitteln können, als er es mit der Körpersprache des Toreros geschafft hat.shinkotora 29/05/2015 17:14
Wow.Mir ging beim Betrachten erst einmal eine Kurzgeschichte von Jack London (Der Schrei des Pferdes) durch den Kopf - eine "Verteidigungsschrift" pro Stierkampf vorgetragen von selbstgefällligen spanischen Gutsherren.
Meines Erachtens ist es nicht die vornehmliche Aufgabe eines Photos zu gefallen - und dieses verstört.
Sehr gelungen finde ich den Kontrast zwischen Todestanz des Stieres und kaltblütiger Ruhe des Mannes unterstrichen durch die Unschärfe/Schärfe beider Protagonisten.
Sehr gelungen finde ich die weitere bildliche Erniedrigung einer geschundenen und zur Nummer 320 degradierten Kreatur ausgedrückt in dem zu Boden gedrückten Kopf und der erhobenen Stoßhand.
Der enge Beschnitt liegt mir. Für mich verdichtet er die Bildaussage noch.
Allein der hohe Kamerastandpunkt (mir ist klar warum...) nimmt dem Bild Kraft.
Ich verstehe den Zwiespalt des Photographen gut. Aber manchmal müssen wir durch Bilder wie dieses aus unserer Komfortzone herausgerissen und daran erinnert werden, daß nicht alles in der Welt Eitelsonnenschein ist...
Henrika Tröster 29/05/2015 16:26
Meine erste Reaktion war, dass ich schnell weggeklickt habe. Weil ich es mir gar nicht näher anschauen wollte. Aber nicht weil ich es "eklig" finde, sondern grausam. Dann dachte ich noch, man will wohl die Anzahl der Diskussionsbeiträge hier in der Agora anregen.Schließlich bin ich doch zum Foto zurückgekehrt, weil man es sich nicht so leicht machen sollte. Das ist ähnlich wie beim Fleischkauf zu Niedrigspreisen… bei dem viele das Leid vieler unwürdig gehaltener Tiere einfach ausblenden. Die wahrscheinlich länger leiden als dieser Stier. Oder mein Kater, der mir gerne Mäuse bringt, die er erst "bespielt", bevor er sie endlich tötet. Und auch ich war schon in der Provence und würde wieder hinfahren, wenn ich die Möglichkeit hätte. Einfach weil es eine wunderschöne Gegend ist. Allerdings hätte ich es niemals fertig gebracht, mir dieses Schauspiel anzusehen, wäre sofort aufgestanden und geflohen.
Ich weiß eigentlich gar nicht recht, was ich konstruktives zum Foto schreiben könnte. Es ist bis auf den Kopf des Mannes unscharf und den sieht man nur von hinten. Mir persönlich ist es zu knapp geschnitten. Dass man keine Schatten sieht, lässt es auf mich "leblos" wirken.
Matthias von Schramm 29/05/2015 15:03
schwer zu verstehen, wenn man den reiz als ekelig empfunden hat, warum man dann das bild zu veröffentlichung frei gibt und dann auch noch zur intensiven diskussion in agora. insofern verstehe ich die geschichte zum bild, halte es aber für eine wichtige aufgabe als fotoenthusiast, die situation festzuhalten.zum bild. es ist wie aus einer reihe weniger gelungener schnappschüsse, welches um eine halbwegs interessante wirkung zu bekommen nachgeschärft aussieht. dieses nachschärfen ist wenn es nicht differenziert und vorsichtig vorgenommen wird etwas unschön.
dennoch bildet das bild eine interessante grafik. hier herrscht die farbe rot vor, sichtbar als blut, waffen, tuch und kleidung. die dynamische bewegung wirkt klassisch und trotz der verabscheuenden brutalität elegant. fachlich wäre es hier wohl besser gewesen zum erzielen einer flotteren verschlusszeit mit dem isowert auf 400 zu gehen, oder die vielleicht noch mögliche blende 5,0 (bei totaler öffnung) zu wählen.
ich kann mir das bild gut als zeichnung vorstellen. die komplette unschärfe auf dem tier, degradiert es zu einem klumpen fleisch. dieser gegensatz macht es zu einer symbolischen szene, die trotz der fotografischen mängel, eine eindeutige wirkung erzielt.
der stierkampf ist eine lange tradition, die man ablehnen kann. ich lehne es ab, habe aber einen sehr bewussten fleischkonsum und bin mir bewusst, dass das was in unserer fleischindustrie passiert, viel schlimmer ist, als was man in diesem bild sieht. deswegen sollte man sich durchringen als fotograf solche fotodokumente als wertvoll für sich selbst zu betrachten. zu dem "wahrlich nicht stolz sein" sehe ich nicht den geringsten anlass.
Günter Mahrenholz 29/05/2015 14:57
Sicher eine mangelnde Reisevorbereitung. So lange Menschen für ein solches Massaker bezahlen wird es stattfinden. ES IST EIN KULTURGUT FRANKREICHS.Vielleicht auch eine Überlegung wert, ob man diese Gegend überhaupt besucht.
VG Günter
Platzhirsch 1961 29/05/2015 14:54
Ich habe noch nie in meinem Leben einem Stierkampf zugesehen!Das heutige Agorabild reißt mich hin und her mit meinen Gefühlen, Empfindungen, Emotionen...
Auf der einen Seite sind diese Kämpfe in Frankreich, Spanien... kulturelles Erbe bzw. Kulturgut, das ist nun mal so und historisch gewachsen!
Bei einem Besuch in Madrid habe ich zudem erfahren, das Fleisch der geschundenen Tier wird in Armenküchen... verarbeitet.
Aber diesem Tier sieht man das Leid doch förmlich an, ist das wirklich noch zeitgemäß?
Die Nr. 320 wedelt verzweifelt mit dem Schwanz, der rechte Hinterlauf und auch der linke Vorderlauf wirbeln den Sand auf, bald wird das Tier selbst leblos im Sand liegen.
Der Stierkämpfer fühlt sich männlich- prächtig, die Masse johlt und klatscht.
Früher ließ man Menschen in Arenen gegeneinander bis zum Tod kämpfen, heute ist es eher der ungleiche Kampf zwischen Mensch und Tier, der immer noch fasziniert!
Hin und wieder gibt es ja auch schlimmste Verletzungen des Stierkämpfers, ihm werden die Hoden aufgeschlitzt oder...Da habe ich dann wirklich kein MITLEID.
Trotzdem denke ich, ein derartiges, mit zittriger Hand aufgenommenes Foto ( das sagt mir schon viel über die Gemütsverfassung des Fotografen!) gehört auch in die fc.
So wird vielen Bildsehern erst plastisch, farblich und richtig klar, welch Gemetzel dort veranstaltet wird.
Die EU kümmert sich um Schnullerketten... aber da schauen wohl viele Verantwortliche schweigend weg!
Auf die weitere Diskussion bin ich sehr gespannt.
Ein herzlicher Gruß von M. Fürstenberg
karp53 29/05/2015 14:15
Schreklich.... lg karp53Kano1950 29/05/2015 14:05
Ich habe auch vor vielen Jahren (1975) einen Stierkampf besucht und habe unter den von Dir beschriebenen Emotionen fotografiert. Es ging mir nur um die fotografische Aufgabe und nicht um das sinnlose abschlachten. Trotzalledem war ich stolz auf die, unter diesen Umständen, entstandenen Ergebnisse.LG
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 29/05/2015 13:14
Der Fotograf schreibt:Der Besuch in Arles (Provence) führte mich auch in die alte Arena. Dort waren Stierkämpfe plakatiert, die junge Männer in weißen Hemden und Hosen im Hechtsprung über gefährlich heranbrausende Stiere zeigte. Also Szenen, die attraktive Motive und einige Action versprachen. Meine Frage an der Kasse, ob dabei auch Stiere getötet würden, wurde mit “No killing” beantwortet.
Als dann die Matadore in ihren klassischen Kostümen samt gepanzerten Pferden einzogen, war klar, hier findet ein stinknormaler Stierkampf statt, wie ich es in Frankreich nie erwartet hätte.
Ich bin also sitzen geblieben und habe – mental ziemlich angespannt – mit nicht gerade ruhiger Hand fotografiert. Dabei kann ich mich noch gut an den Gefühlszwiespalt in diesen Minuten erinnern.
Noch nie, und hoffentlich nie wieder, habe ich unter diesen Umständen fotografiert. Ich denke, man sieht den Bildern an, dass sie nicht mit Sorgfalt sondern mit einer kaum zu beschreibenden inneren Erregung gemacht worden sind.
Man ist hinterher wahrlich nicht stolz darauf, diesem an und für sich ekeligen Reiz erlegen zu sein.