Lieber Markus, nur zu oft beurteilen wir Leute aus einer späteren Perspektive heraus, die sie vielleicht zu ihrer Zeit gar nicht haben konnten. Selbst Leute wie Heisenberg waren bis Stalingrad Anhänger des Regimes. HG, E.
Das Bild selbst ist sehr schön umgesetzt und ich empfinde es als stimmungsvoll und durchaus passend zum nachfolgenden Text. Sehe ich doch auch im Bild jene Ambivalenz, auf die ich zu Deinem Text eingehen möchte.
Die Geschehnisse um Deinen Text sind mir ebenfalls bekannt und haben auch mich schon sehr berührt. Ich denke hierzu kann man nur eine ambivalente Haltung haben, zumal ich auch glaube, dass sich Helene Mayer selbst ebenfalls nur ambivalent gefühlt haben muss. Bleibt die Frage ob es sich für sie selbst gelohnt hat, sich diesem Stress ausgesetzt zu haben.....war es das wert? Ich kann mir auch vorstellen, dass sie sich später, nachdem das ganze Ausmaß der Judenverfolgung bekannt wurde, dafür sehr geschämt haben muss.
LG markus
Lieber Werner, in diesen Tagen wird des Massakers in der Schlucht Babyn Jar in der Ukraine gedacht, und natürlich kann man verstehen, dass Menschen, die den Schrecken des Zweiten Weltkriegs miterlebt und überlebt haben, in keinerlei Weise irgendeine Form des Glaubens für sich akzeptieren. Ich kannte so einen Menschen, der aber zugleich einer der liebenswertesten Leute war, die es gibt. Und wenn man schon nicht an göttliche Gewalten glaubt, jedenfalls nicht an solche, die unmittelbar in unser Leben eingreifen und uns aus allerlei Gefahren erretten würden, kann man doch daran glauben, und dafür gibt es ja AUCH Belege, dass wir Menschen nicht nur zu den größten Scheußlichkeiten fähig sind, sondern auch zu höchsten humanen und kulturellen Leistungen. Ein Theologe würde möglicherweise sagen, dass die Geschichte von Adam und Eva bedeutet, dass wir in die Eigenverantwortlichkeit entlassen worden sind, mit allen Konsequenzen. HG, E.
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es fällt nicht leicht auf den Text unter dem Bild einzugehen
man braucht dies vielleicht auch nicht tun, denn der Text ist
gut und nach ihm ist für eine Weile alles ge- und Trauer angesagt ...
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gehe ich also jetzt nur auf das Bild ein, (und nun wirkt der
Text in mir doch weiter), das die zerbrechliche und flüchtige
Seite mancher Engel aufzeigt - hier hat kein Engel gegen
den Holocaust mehr helfen können - wie es einem Herbst-
Heckenrosenblatt im Wind oft gechieht ...
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kann es schnell mal kommen, dass Weiterflug
angesagt ist und sie uns nicht bis zum Erfolg,
Sieg oder unserer Rettung helfen können
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das Starke der Engel an so manchem Engel, seine
Kampfkraft - leider hängt sie oft von den Umständen ab,
dies mag mancher als "Schummel" ansehen - aber so ist
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es nun mal mit Bibel, Glauben, Engeln und dem Paradies im Jenseits ...
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In der fc dauert es diesmal 69 Anmerkungen, bis jemand auf das Thema des Bildes eingeht. Das liegt selbstverständlich am Thema, also unserer eigenen Vergangenheit, für den die Ereignisse um Olympia 1936 ja allenfalls so etwas wie ein Vorspiel sind. Die Personen dieses Vorspiels stehen paradigmatisch für den Einzelnen in dieser Zeit, der früher oder später vor die Entscheidung gestellt wurde, wie er sich zu den weiteren Akten verhalten sollte, und zeigen gewiss, dass der Einzelne nur zu oft zum Spielball von Entwicklungen wurde, die er nicht beeinflussen konnte. Aber erinnern kann man daran und muss es auch, denn die Erinnerung ist das kulturelle Gedächtnis des Menschen, der ohne dieses Gedächtnis wieder aus der Kultur herausfallen würde. Helene Mayer ist in gewisser Weise eine fast tragische Figur; anderen blieb das "erspart", wie Gretel Bergmann. "Gretel Bergmann gehört zu den besten Hochspringerinnen im Deutschen Reich. Obwohl die Jüdin ihren Sportverein aufgrund ihres Glaubens schon früh verlassen musste, wird ihr in Aussicht gestellt, in Berlin für Deutschland starten zu dürfen. Erst wenige Tage vor der Eröffnung erfährt Bergmann, dass man sie nicht aufstellen wird. Ihr Traum von einer Teilnahme zerplatzt von einer Minute auf die andere." (http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/der-traum-von-olympia-100.html)
War ich zunächst verwundert, wie aus der Ausgangsgeschichte 8 Wochen Ferien wurden, so ist mir der Zusammenhang jetzt klar geworden.
Du schreibst: "Hinter der Geschichte steht der Mensch." (dem kann und will ich nicht widersprechen)
Ich ergänze: Vor der Geschichte steht die menschliche Erinnerung.
Sprechen wir also von Erinnerungen...
Auch ich war einst ein Kind, ging wie alle DDR Kinder auch Samstags in die Schule und liebte meine 8Wochen - also nochmals, a c h t Wochen - Sommerferien. Jetzt wollte ich gerne, wenn ich denn wirklich noch einmal Kind sein müsste, die Ferienregelung der Letten haben. 12 Wochen Ferien - bah - zwölf!
Jahreszeiten finde ich immer noch toll, doch bin ich auch glücklich darüber die Launen der Natur heute miterleben zu dürfen. (Den Anteil der Menschen an den Kapriolen der Jahreszeiten möchte ich an dieser Stelle unbeachtet lassen, denn er spielt für den Aspekt 'ewiger Wandel' keine Rolle!)
Leben (das einzelne, wie das allumfassende) ist ständige Veränderung, das lernten wir schon in der Schule. Nichts ist für die Ewigkeit, doch wenn es dann soweit ist, die Veränderung sich ankündigt, dann kann man es nicht fassen und will einfach nicht loslassen, will sich nicht anpassen.
Oh das klingt gefährlich zweideutig: "anpassen". Das Hitlerdeutschland war ja eine Veränderung, welches von Anpassung lebte. Doch war es das wirklich? Oder war es vielmehr der Versuch die "ruhmreiche Vergangenheit" heraufzubeschwören, sprich sich einer beginnenden Veränderung, Erneuerung Deutschlands entgegenzustellen? Ein Spiel mit verklärten Erinnerungen?
Hätte Helene Mayer Deutschland ihrer Zeit losgelassen (loslassen können), dann hätte sie sich später nicht mit ihren Erinnerungen rechtfertigen müssen. Auf das Hitlerdeutschland hätte diese kleine Kapriole, wenn sie losgelassen hätte, keinen Einfluß genommen. Der Sturm der Zeit war viel zu gewaltig. Sie war nur ein Mensch, eine Menschin die nicht begreifen konnte, was mit ihr, was um sie herum geschah.
Ich liebe meine Erinnerungen und besonders liebe ich es; ich kann mich nicht mit ihnen rechtfertigen!
Hören wir auf im Gestern zu graben, um es zum Olymp zu erheben, dann haben wir vielleicht die Chance ein Morgen zu erleben, welches nicht an das Gestern erinnert. Damit meine ich ich nicht, das man das Gestern und seine Geschichten vergessen sollte.
Erinnerungen sind gut, wenn sie Erinnerungen bleiben!
Erinnerungen neigen zur Verklärung und Vernebelung von Tatsachen!
E. W. R. 28/10/2016 20:52
Lieber Markus, nur zu oft beurteilen wir Leute aus einer späteren Perspektive heraus, die sie vielleicht zu ihrer Zeit gar nicht haben konnten. Selbst Leute wie Heisenberg waren bis Stalingrad Anhänger des Regimes. HG, E.Markus Novak 28/10/2016 19:06
Das Bild selbst ist sehr schön umgesetzt und ich empfinde es als stimmungsvoll und durchaus passend zum nachfolgenden Text. Sehe ich doch auch im Bild jene Ambivalenz, auf die ich zu Deinem Text eingehen möchte.Die Geschehnisse um Deinen Text sind mir ebenfalls bekannt und haben auch mich schon sehr berührt. Ich denke hierzu kann man nur eine ambivalente Haltung haben, zumal ich auch glaube, dass sich Helene Mayer selbst ebenfalls nur ambivalent gefühlt haben muss. Bleibt die Frage ob es sich für sie selbst gelohnt hat, sich diesem Stress ausgesetzt zu haben.....war es das wert? Ich kann mir auch vorstellen, dass sie sich später, nachdem das ganze Ausmaß der Judenverfolgung bekannt wurde, dafür sehr geschämt haben muss.
LG markus
E. W. R. 30/09/2016 18:22
Lieber Werner, in diesen Tagen wird des Massakers in der Schlucht Babyn Jar in der Ukraine gedacht, und natürlich kann man verstehen, dass Menschen, die den Schrecken des Zweiten Weltkriegs miterlebt und überlebt haben, in keinerlei Weise irgendeine Form des Glaubens für sich akzeptieren. Ich kannte so einen Menschen, der aber zugleich einer der liebenswertesten Leute war, die es gibt. Und wenn man schon nicht an göttliche Gewalten glaubt, jedenfalls nicht an solche, die unmittelbar in unser Leben eingreifen und uns aus allerlei Gefahren erretten würden, kann man doch daran glauben, und dafür gibt es ja AUCH Belege, dass wir Menschen nicht nur zu den größten Scheußlichkeiten fähig sind, sondern auch zu höchsten humanen und kulturellen Leistungen. Ein Theologe würde möglicherweise sagen, dass die Geschichte von Adam und Eva bedeutet, dass wir in die Eigenverantwortlichkeit entlassen worden sind, mit allen Konsequenzen. HG, E.† werner weis 30/09/2016 14:30
-es fällt nicht leicht auf den Text unter dem Bild einzugehen
man braucht dies vielleicht auch nicht tun, denn der Text ist
gut und nach ihm ist für eine Weile alles ge- und Trauer angesagt ...
-
gehe ich also jetzt nur auf das Bild ein, (und nun wirkt der
Text in mir doch weiter), das die zerbrechliche und flüchtige
Seite mancher Engel aufzeigt - hier hat kein Engel gegen
den Holocaust mehr helfen können - wie es einem Herbst-
Heckenrosenblatt im Wind oft gechieht ...
-
kann es schnell mal kommen, dass Weiterflug
angesagt ist und sie uns nicht bis zum Erfolg,
Sieg oder unserer Rettung helfen können
-
das Starke der Engel an so manchem Engel, seine
Kampfkraft - leider hängt sie oft von den Umständen ab,
dies mag mancher als "Schummel" ansehen - aber so ist
-
es nun mal mit Bibel, Glauben, Engeln und dem Paradies im Jenseits ...
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E. W. R. 13/09/2016 8:14
In der fc dauert es diesmal 69 Anmerkungen, bis jemand auf das Thema des Bildes eingeht. Das liegt selbstverständlich am Thema, also unserer eigenen Vergangenheit, für den die Ereignisse um Olympia 1936 ja allenfalls so etwas wie ein Vorspiel sind. Die Personen dieses Vorspiels stehen paradigmatisch für den Einzelnen in dieser Zeit, der früher oder später vor die Entscheidung gestellt wurde, wie er sich zu den weiteren Akten verhalten sollte, und zeigen gewiss, dass der Einzelne nur zu oft zum Spielball von Entwicklungen wurde, die er nicht beeinflussen konnte. Aber erinnern kann man daran und muss es auch, denn die Erinnerung ist das kulturelle Gedächtnis des Menschen, der ohne dieses Gedächtnis wieder aus der Kultur herausfallen würde. Helene Mayer ist in gewisser Weise eine fast tragische Figur; anderen blieb das "erspart", wie Gretel Bergmann. "Gretel Bergmann gehört zu den besten Hochspringerinnen im Deutschen Reich. Obwohl die Jüdin ihren Sportverein aufgrund ihres Glaubens schon früh verlassen musste, wird ihr in Aussicht gestellt, in Berlin für Deutschland starten zu dürfen. Erst wenige Tage vor der Eröffnung erfährt Bergmann, dass man sie nicht aufstellen wird. Ihr Traum von einer Teilnahme zerplatzt von einer Minute auf die andere." (http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/der-traum-von-olympia-100.html)† dannpet 12/09/2016 22:52
nehm ich mit, wegen der Erinnerung ;-)† dannpet 12/09/2016 22:48
War ich zunächst verwundert, wie aus der Ausgangsgeschichte 8 Wochen Ferien wurden, so ist mir der Zusammenhang jetzt klar geworden.Du schreibst: "Hinter der Geschichte steht der Mensch." (dem kann und will ich nicht widersprechen)
Ich ergänze: Vor der Geschichte steht die menschliche Erinnerung.
Sprechen wir also von Erinnerungen...
Auch ich war einst ein Kind, ging wie alle DDR Kinder auch Samstags in die Schule und liebte meine 8Wochen - also nochmals, a c h t Wochen - Sommerferien. Jetzt wollte ich gerne, wenn ich denn wirklich noch einmal Kind sein müsste, die Ferienregelung der Letten haben. 12 Wochen Ferien - bah - zwölf!
Jahreszeiten finde ich immer noch toll, doch bin ich auch glücklich darüber die Launen der Natur heute miterleben zu dürfen. (Den Anteil der Menschen an den Kapriolen der Jahreszeiten möchte ich an dieser Stelle unbeachtet lassen, denn er spielt für den Aspekt 'ewiger Wandel' keine Rolle!)
Leben (das einzelne, wie das allumfassende) ist ständige Veränderung, das lernten wir schon in der Schule. Nichts ist für die Ewigkeit, doch wenn es dann soweit ist, die Veränderung sich ankündigt, dann kann man es nicht fassen und will einfach nicht loslassen, will sich nicht anpassen.
Oh das klingt gefährlich zweideutig: "anpassen". Das Hitlerdeutschland war ja eine Veränderung, welches von Anpassung lebte. Doch war es das wirklich? Oder war es vielmehr der Versuch die "ruhmreiche Vergangenheit" heraufzubeschwören, sprich sich einer beginnenden Veränderung, Erneuerung Deutschlands entgegenzustellen? Ein Spiel mit verklärten Erinnerungen?
Hätte Helene Mayer Deutschland ihrer Zeit losgelassen (loslassen können), dann hätte sie sich später nicht mit ihren Erinnerungen rechtfertigen müssen. Auf das Hitlerdeutschland hätte diese kleine Kapriole, wenn sie losgelassen hätte, keinen Einfluß genommen. Der Sturm der Zeit war viel zu gewaltig. Sie war nur ein Mensch, eine Menschin die nicht begreifen konnte, was mit ihr, was um sie herum geschah.
Ich liebe meine Erinnerungen und besonders liebe ich es; ich kann mich nicht mit ihnen rechtfertigen!
Hören wir auf im Gestern zu graben, um es zum Olymp zu erheben, dann haben wir vielleicht die Chance ein Morgen zu erleben, welches nicht an das Gestern erinnert. Damit meine ich ich nicht, das man das Gestern und seine Geschichten vergessen sollte.
Erinnerungen sind gut, wenn sie Erinnerungen bleiben!
Erinnerungen neigen zur Verklärung und Vernebelung von Tatsachen!