@Jörg TS, @Marc Erpelding: Vielen Dank für die Hinweise auf Martin Parr, die ich gut nachvollziehen kann. Meiner Meinung nach gibt es aber, gerade wenn ich mir "Last Resort" ansehe, einen wichtigen Unterschied: Während Parr seine Szenen und Figuren als Symptome gesellschaftlicher Umstände zeigt, spürt man bei Gerry immer eine Solidarisierung auch mit den schrägsten Typen, seine Bilder strahlen eine Zärtlichkeit für sie aus. Er erzählt nicht über sie, sondern mit ihnen. Was ich ausgesprochen schön finde...
Ich gebe Dir völlig recht Lucius, dass der Vergleich nur auf den ersten Anschein stimmig ist, Parr provoziert natürlich viel mehr und will bewusst auch das Hässliche zeigen. Auch ich mag den Stil von Gerhard Körsgen und seine Herangehensweise an seine Motive sehr!
Lieber Gerry,
was ich an diesem Bild mag, ist die Rauheit und die dadurch erzeugte Spontanität. Es ist oft nicht ganz leicht zu sagen, ob bestimmte Aspekte, wie hier die Freistellung, das Aus-dem-Bild-Laufen oder die abgeschnittenen Füße, als Beeinträchtigung einzuschätzen sind oder nicht. Vielleicht kann man sagen, dass solche "Fehler" funktional für den Bildsinn sein oder zumindest kompensiert werden sollten.
Ich glaube, beides ist hier der Fall. Jedenfalls gelingt es dir, sehr gut das typische family business einzufangen: das gemeinsame Aufsuchen eines Vergnügens und dann bricht bei allen Beteiligten diese fiebrige, ichbezogene Aktivität aus, die die Familiengemeinschaft zu zersplittern droht: die abgelenkt sich umdrehende Mutter, der Vater, der nicht so ganz weiß, was er mit sich anfangen soll, wie eine Säule, das quengelnde Kind mit seinen beiden Kuscheltieren, die größere Schwester, die durch ihren Ballon fasziniert abdriftet... Und dazu die schönen und merkwürdigen Gesten aller Personen, die dieser eigentlich eher gewöhnlichen Szene eine gewisse Rätselhaftigkeit verleihen. Diese Heterogenitäten geben dem Bild eine Spontanität, die dem tödlichen Einfrieren eines Moments gerade durch die Regelverstöße entgeht.
Und dann ist dein Auge doch wieder geschult genug, um das Bild nicht auseinanderbrechen zu lassen: ganz klassisch wird das Auge von vorne rechts über den gelben Streifen zur Personengruppe und von dort - über die allerdings unklassische leere Mitte - in die Raumtiefe geführt.
Herzliche Grüße, Lucius
Wie wappnest Du Dich eigentlich demnächst vor den Späheraugen der Rechtsanwälte? DSGVO. Ich bin ja, wie Du weiß, sehr für den Schutz von Personen und für das Recht am eigenen Bild. Aber was da kommt ist nun doch sehr übertrieben, und betrifft sogar mich, und alle, die an sich gar nicht ambitionierte Streetfotografen sind. Alles wird immer komplizierter ... Der Mensch macht alles immer komplizierter.
Passt nicht zum Bild, kommt mir aber gerade dazu in den Sinn.
LG Briba
family business ist manchmal Schwerstarbeit. Die Kleine scheint ganze Säcke mit Familienglück aus dem Bild zu schleppen. Deine streets sind einfach so gut und dieses ein weiterer Favorit für mich.
There's no business like showbusiness!
Liebe Grüße Ute
Jahrmärkte als Eldorado für den Fotografen ... und ich liebe es immer sehr, wenn jemand aus dem Bild läuft und alle Gesuchtsausdrücke haben, die Gefühle ausdrücken. Tolles Bild.
:-))
erinnert mich an einen Besuch des Cannstatter Wasn, bei dem mein kleiner Sohn eine riesige Stoffbanane gewonnen hat und wir das Ding die ganze Zeit rumschleppen mussten!
Lucius Sombre 10/05/2018 14:49
@Jörg TS, @Marc Erpelding: Vielen Dank für die Hinweise auf Martin Parr, die ich gut nachvollziehen kann. Meiner Meinung nach gibt es aber, gerade wenn ich mir "Last Resort" ansehe, einen wichtigen Unterschied: Während Parr seine Szenen und Figuren als Symptome gesellschaftlicher Umstände zeigt, spürt man bei Gerry immer eine Solidarisierung auch mit den schrägsten Typen, seine Bilder strahlen eine Zärtlichkeit für sie aus. Er erzählt nicht über sie, sondern mit ihnen. Was ich ausgesprochen schön finde...Photomann Der 10/05/2018 13:56
BörgerfestLucius Sombre 10/05/2018 13:56
Lieber Gerry,was ich an diesem Bild mag, ist die Rauheit und die dadurch erzeugte Spontanität. Es ist oft nicht ganz leicht zu sagen, ob bestimmte Aspekte, wie hier die Freistellung, das Aus-dem-Bild-Laufen oder die abgeschnittenen Füße, als Beeinträchtigung einzuschätzen sind oder nicht. Vielleicht kann man sagen, dass solche "Fehler" funktional für den Bildsinn sein oder zumindest kompensiert werden sollten.
Ich glaube, beides ist hier der Fall. Jedenfalls gelingt es dir, sehr gut das typische family business einzufangen: das gemeinsame Aufsuchen eines Vergnügens und dann bricht bei allen Beteiligten diese fiebrige, ichbezogene Aktivität aus, die die Familiengemeinschaft zu zersplittern droht: die abgelenkt sich umdrehende Mutter, der Vater, der nicht so ganz weiß, was er mit sich anfangen soll, wie eine Säule, das quengelnde Kind mit seinen beiden Kuscheltieren, die größere Schwester, die durch ihren Ballon fasziniert abdriftet... Und dazu die schönen und merkwürdigen Gesten aller Personen, die dieser eigentlich eher gewöhnlichen Szene eine gewisse Rätselhaftigkeit verleihen. Diese Heterogenitäten geben dem Bild eine Spontanität, die dem tödlichen Einfrieren eines Moments gerade durch die Regelverstöße entgeht.
Und dann ist dein Auge doch wieder geschult genug, um das Bild nicht auseinanderbrechen zu lassen: ganz klassisch wird das Auge von vorne rechts über den gelben Streifen zur Personengruppe und von dort - über die allerdings unklassische leere Mitte - in die Raumtiefe geführt.
Herzliche Grüße, Lucius
verocain 10/05/2018 13:35
Wußte sofort, von wem das ist :-)Jörg TS 10/05/2018 13:11
Habe auch an Parr gedacht ... gut so!Zwei AnSichten 10/05/2018 12:52
kein Stress :-)starke Szene. vor allem die Kinder haben so herrliche Mimiken :-)
lg Ingrid
Briba 10/05/2018 11:26
Wie wappnest Du Dich eigentlich demnächst vor den Späheraugen der Rechtsanwälte? DSGVO. Ich bin ja, wie Du weiß, sehr für den Schutz von Personen und für das Recht am eigenen Bild. Aber was da kommt ist nun doch sehr übertrieben, und betrifft sogar mich, und alle, die an sich gar nicht ambitionierte Streetfotografen sind. Alles wird immer komplizierter ... Der Mensch macht alles immer komplizierter.Passt nicht zum Bild, kommt mir aber gerade dazu in den Sinn.
LG Briba
Udo Ludo 10/05/2018 10:18
Stopfmaschine mit Cola zum Spülen.Die Randüberschneidungen der Figur rechts setzen die links gelb begonnene Bewegung fort.
Ute T... 10/05/2018 10:12
family business ist manchmal Schwerstarbeit. Die Kleine scheint ganze Säcke mit Familienglück aus dem Bild zu schleppen. Deine streets sind einfach so gut und dieses ein weiterer Favorit für mich.There's no business like showbusiness!
Liebe Grüße Ute
Lilelu 10/05/2018 9:56
Gut ausgefüllt die BildflächeShivaK 10/05/2018 7:19
Jahrmärkte als Eldorado für den Fotografen ... und ich liebe es immer sehr, wenn jemand aus dem Bild läuft und alle Gesuchtsausdrücke haben, die Gefühle ausdrücken. Tolles Bild.Norbert Borowy 10/05/2018 7:06
:-))erinnert mich an einen Besuch des Cannstatter Wasn, bei dem mein kleiner Sohn eine riesige Stoffbanane gewonnen hat und wir das Ding die ganze Zeit rumschleppen mussten!
Klaus-Günter Albrecht 10/05/2018 7:05
Und jetzt sind sie alle müde.Liebe Grüße Klaus
Marc Erpelding 10/05/2018 5:41
Martin Parr lässt grüßen. Erinnert mich sehr stark an seine “last resort” Bilder. LG und viel Ausdauer, Marc.