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Ist dieses Bild mit Logik zu fassen oder führt es uns das Absurde des Daseins vor Augen?
Zunächst denke ich an Kafkas Türhüterparabel "Vor dem Gesetz".
In dieser Geschichte bat ein Mann um Einlass in das Gesetz, doch wartete er zeitlebens vergeblich, da er sich bereits bei der ersten Gegenwehr des ersten Wächters, beim ersten Erschauern vor der unbebilderten Macht, zu der er Zutritt suchte, in sein Schneckenhaus zurückzog. Jetzt am Ende seines Lebens schloß der Wächter vor ihm das Tor, welches nur ihm bestimmt war und vielleicht war es diese Treppe, die sich vor ihm auftat und aus dem Leben führte...
Dem gegenüber steht hier der schalkhafte Sisyphos, der sich nicht zurückweisen ließ und gar noch Wege fand den Tod selbst auszutricksen, bis ihm die Strafe der Götter für sein frevelhaftes Treiben ereilte. Fortan ward er in der Unterwelt dazu verbannt einen Felsbrocken einen Berg hinaufzurollen, was ihm natürlich kurz vor erreichen des Zieles immer wieder misslingen sollte, da es den Brocken immer wieder in die Tiefe zog...
Nun einen Felsbrocken sehe ich in deinem Bild nicht, doch sehe ich an seiner statt ein Schneckenhaus und dann auch noch Kraniche, die hoch am Himmel vorüberziehen, scheinbar unerreichbar für den Mann unter der Laterne.
... Na wenn das nicht absurd ist? ...
So schreibt Camus in seinem Essay "Der Mythos des Sisyphos":
„Wenn es das Absurde gibt, dann nur im Universum des Menschen. Sobald dieser Begriff sich in ein Sprungbrett zur Ewigkeit verwandelt, ist er nicht mehr mit der menschlichen Hellsichtigkeit verbunden."
Der Mensch revoltiere zu Lebzeiten gegen das Absurde, doch könne er dem Grund des Absurden - dem Tod nicht entfliehen.
„Was bleibt, ist ein Schicksal, bei dem allein das Ende fatal ist. Abgesehen von dieser einzigen fatalen Unabwendbarkeit des Todes ist alles, sei es Freude oder Glück, nichts als Freiheit. Es bleibt eine Welt, in der der Mensch der einzige Herr ist.“
...
Zurück zu deinem Bild:
... und hier sitzt er nun, der kleine Mensch - der einzige Herr, unter der Laterne, das Schneckenhaus liegt verlassen. Die Kraniche rufen und er wird sich Stufe für Sufe selbst schwer nach oben schieben, sich, dort angekommen, leicht auf den Wind setzen und mit den Kranichen weiter ziehen.
Der Bann ist gebrochen, die "Grenze der Aufwand-Nutzen-Matrix" überwunden ;-)))
"Der Mensch kann nicht leben ohne ein dauerndes Vertrauen zu
etwas Unzerstörbarem, wobei sowohl das Unzerstörbare als auch
das Vertrauen ihm dauernd unbekannt bleiben können" - schreibt auch Kafka - sei denn, das Vertrauen, sich den Kranichen zu gesellen für ihn kein Mythos bleibt, natürlich bis die nur für ihn bestimmte Tür endgültig zuschlägt wird. :)
Nun die Tür ist endgültig zu, er fand keinen Einlass, sein unzerstörbares Vertrauen machte das Gesetz zu seinem Mythos.
"Die Kraniche des Sisyphos" brachten ihm Gerechtigkeit, sie waren kein Mythos.
Er konnte sie sehen, hören und fühlen,
ihre Freiheit wurde zu der seinen. ;-))
In der Dämmerung des Lebens sitzt er unter der Laterne und denkt an all die hohen Stufen, die er zu erklimmen suchte, die alle Kraft kosteten auch mitten im Leben, an sein Gelingen und sein Scheitern- wofür? Er denkt an den Ort des Rückzugs, den er immer wieder aufsuchte- einem Schneckenhaus gleich und das ihn schützte vor allen Anforderungen, denen er sich mit zunehmendem Älterwerden nicht mehr gewachsen fühlte, das aber auch die Scham verbergen sollte, die er empfand wegen seines Scheiterns. Und er denkt an seine unendliche Sehnsucht nach Freiheit- dort sitzt er, ganz bei sich und für sich alleine- wie man es in allerletzter Hinsicht ja vielleicht auch ist. Kein Streben mehr nach Größe und Bewunderung- ein Mensch in seinem Gewordensein. Dies sich anzuschauen bedeutet Stärke! Er wird lernen, in Liebe dieses Bild zu betrachten- und dann mit diesem Bild im Inneren wird er die Sonne suchen-ohne Mühe, Schritt für Schritt und jeden Tag. Was für ein Bild!! Lieber Christoph, ich grüße Dich herzlich Brigitta
Eine tiefe, traurige Melodie.... eine Bild-Natation.
Alle Bildteile zu einem, die keine Ruhe lassen, die beunruhigend wirken. Bis auf das Schneckenhaus.... doch es liegt auf seiner Tür.
Lieber Christoph.... herzliche Grüße, Karin
er scheint an einem dunklen Punkt angekommen zu sein, wo es kein vor und kein zurück gibt. Er sollte nicht resignieren, sondern schnellstmöglich versuchen, diese Situation hinter sich zu bringen.
Deine Fotoarbeit ist fantastisch, die mystische Stimmung aller feinst.
lg tinchen
† dannpet 28/04/2019 13:37
.Ist dieses Bild mit Logik zu fassen oder führt es uns das Absurde des Daseins vor Augen?
Zunächst denke ich an Kafkas Türhüterparabel "Vor dem Gesetz".
In dieser Geschichte bat ein Mann um Einlass in das Gesetz, doch wartete er zeitlebens vergeblich, da er sich bereits bei der ersten Gegenwehr des ersten Wächters, beim ersten Erschauern vor der unbebilderten Macht, zu der er Zutritt suchte, in sein Schneckenhaus zurückzog. Jetzt am Ende seines Lebens schloß der Wächter vor ihm das Tor, welches nur ihm bestimmt war und vielleicht war es diese Treppe, die sich vor ihm auftat und aus dem Leben führte...
Dem gegenüber steht hier der schalkhafte Sisyphos, der sich nicht zurückweisen ließ und gar noch Wege fand den Tod selbst auszutricksen, bis ihm die Strafe der Götter für sein frevelhaftes Treiben ereilte. Fortan ward er in der Unterwelt dazu verbannt einen Felsbrocken einen Berg hinaufzurollen, was ihm natürlich kurz vor erreichen des Zieles immer wieder misslingen sollte, da es den Brocken immer wieder in die Tiefe zog...
Nun einen Felsbrocken sehe ich in deinem Bild nicht, doch sehe ich an seiner statt ein Schneckenhaus und dann auch noch Kraniche, die hoch am Himmel vorüberziehen, scheinbar unerreichbar für den Mann unter der Laterne.
... Na wenn das nicht absurd ist? ...
So schreibt Camus in seinem Essay "Der Mythos des Sisyphos":
„Wenn es das Absurde gibt, dann nur im Universum des Menschen. Sobald dieser Begriff sich in ein Sprungbrett zur Ewigkeit verwandelt, ist er nicht mehr mit der menschlichen Hellsichtigkeit verbunden."
Der Mensch revoltiere zu Lebzeiten gegen das Absurde, doch könne er dem Grund des Absurden - dem Tod nicht entfliehen.
„Was bleibt, ist ein Schicksal, bei dem allein das Ende fatal ist. Abgesehen von dieser einzigen fatalen Unabwendbarkeit des Todes ist alles, sei es Freude oder Glück, nichts als Freiheit. Es bleibt eine Welt, in der der Mensch der einzige Herr ist.“
...
Zurück zu deinem Bild:
... und hier sitzt er nun, der kleine Mensch - der einzige Herr, unter der Laterne, das Schneckenhaus liegt verlassen. Die Kraniche rufen und er wird sich Stufe für Sufe selbst schwer nach oben schieben, sich, dort angekommen, leicht auf den Wind setzen und mit den Kranichen weiter ziehen.
Der Bann ist gebrochen, die "Grenze der Aufwand-Nutzen-Matrix" überwunden ;-)))
Anerkennung und Gruß,
Peter
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Zarafa 28/04/2019 13:13
Eine außergewöhnliche Arbeit!! VG DORIvan Zanotti Photo 28/04/2019 11:09
Hai saputo realizzare una composizione molto suggestiva, complimenti caro ChristophLG Ivan
Günter7 28/04/2019 10:34
Eine gelungene Fotoarbeit mit schönen und passenden Bildteilen.LG Günter
Lana 1 28/04/2019 10:22
In der Dämmerung des Lebens sitzt er unter der Laterne und denkt an all die hohen Stufen, die er zu erklimmen suchte, die alle Kraft kosteten auch mitten im Leben, an sein Gelingen und sein Scheitern- wofür? Er denkt an den Ort des Rückzugs, den er immer wieder aufsuchte- einem Schneckenhaus gleich und das ihn schützte vor allen Anforderungen, denen er sich mit zunehmendem Älterwerden nicht mehr gewachsen fühlte, das aber auch die Scham verbergen sollte, die er empfand wegen seines Scheiterns. Und er denkt an seine unendliche Sehnsucht nach Freiheit- dort sitzt er, ganz bei sich und für sich alleine- wie man es in allerletzter Hinsicht ja vielleicht auch ist. Kein Streben mehr nach Größe und Bewunderung- ein Mensch in seinem Gewordensein. Dies sich anzuschauen bedeutet Stärke! Er wird lernen, in Liebe dieses Bild zu betrachten- und dann mit diesem Bild im Inneren wird er die Sonne suchen-ohne Mühe, Schritt für Schritt und jeden Tag. Was für ein Bild!! Lieber Christoph, ich grüße Dich herzlich BrigittaAnja Muskalla 28/04/2019 9:47
Eine hammer Atmosphäre......mystisch gut!
Dir einen schönen Sonntag lieber Christoph.
LG Anja
Maringe 28/04/2019 8:12
Eine tiefe, traurige Melodie.... eine Bild-Natation.Alle Bildteile zu einem, die keine Ruhe lassen, die beunruhigend wirken. Bis auf das Schneckenhaus.... doch es liegt auf seiner Tür.
Lieber Christoph.... herzliche Grüße, Karin
tinchen49 28/04/2019 7:38
er scheint an einem dunklen Punkt angekommen zu sein, wo es kein vor und kein zurück gibt. Er sollte nicht resignieren, sondern schnellstmöglich versuchen, diese Situation hinter sich zu bringen.Deine Fotoarbeit ist fantastisch, die mystische Stimmung aller feinst.
lg tinchen
nur ein moment 28/04/2019 7:09
Wow, was für eine fantastische Arbeit! Mega Stimmung und sehr gut arrangiert!lg. Dir einen schönen Sonntag.
nur ein moment
Nicola Gehrt 28/04/2019 1:34
Das hat eine magisch ,mystisch gute Wirkung, die düstere Stimmung passt gut zu einem Fantasyfilm oder BuchumschlagLg Nicola