Lieber Marc,
was an Streetphotographie großartig sein kann, zeigt dein Bild. Eine alltägliche Szene in alltäglichem Wirrwarr, so der erste Blick, und wenn man die Ruhe für einen zweiten Blick hat, dann verwandelt sich die ganze Szenerie. Dinge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, treten in eine Verbindung miteinander und die ganze Szene wird auf eine zweite Ebene gehoben.
Besonders gelungen ist hier, dass es eine Art von rotem Faden gibt, die der zweiten Ebene eine eigene Gestalt geben: das Wolkenmotiv. Da sind die Wölkchen, die als Dekoration für das Karussell dienen, sie treten in anderer Gestalt in den Zuckerwattesäcken wieder auf; und hat man diesen Bezug hergestellt, dann werden die Becher und Näpfe mit diesem Schaumzeug zu Verwandten. Plötzlich wird durch diesen wolkenreichen Tag plausibel, dass die Dame einen Schirm trägt - Nebengedanke: Schirm - meteorologischer Schutz - Mundschutz -, sie ist so mitfühlend, dass sie gleich einen Mitmenschen mit darunter nimmt, der ein wenig blasiert zu sein scheint und nicht reagiert. Ein bemerkenswertes Geschehen, also eine Figur, die darauf mit einem Finger hinweist, und um diese Geste hervorzuheben, wird der Mann enthauptet und ganz auf das Zeigen reduziert. Das alles ist so bemerkenswert, dass es im Vordergrund zweier Schaufiguren bedarf, um der ganzen Szenerie einen Rahmen zu geben und sie ausdrücklich als Szene, als Imagination zu kennzeichnen.
Dieses Hereinbrechen der Imagination in den Alltag, diese Art, den Zufall ausdrücklich als Zufall zu gestalten, aber durch das Gestalten ihm zugleich die Sinnlosigkeit des blinden Zufalls zu nehmen, das finde ich grandios an deinem Bild.
Herzliche Grüße, Lucius
Da hast du wohl Recht. Aber es ist nur *eine* Sichtweise *eines* Users. (möchte das damit nicht verharmlosen, mich schauderte als ich diese Zeilen lesen musste. Schließlich war ich es der besagtes Foto in die Galerie befördern wollte) ... Dennoch müssen auch solche Menschen herausgefordert werden.
Das derzeitige Voting System spielt dabei eine große Rolle und sollte dringend überarbeitet werden.
Naja, was weiß ich schon. Aufgeben sollte man allerdings nie.
Hier geht es denke ich vordergründig um Anmerkungen und Sternchen und damit verbunden der Rechtfertigung sich in seiner fotografischen Belanglosigkeit suhlen zu können. Alles andere - vor allem anspruchsvolle Fotografie - wird von vielen hier mit fotografischem Pseudowissen niedergemacht ... ist jetzt vielleicht etwas überspitzt formuliert, dürfte der Wahrheit aber doch relativ nahekommen :).
Vielen Dank euch Beiden (auch für den Galerie-Vorschlag!). Aufgeben werde ich nicht, aber das Resultat ist, dass ich deutlich weniger Zeit in die FC investiere als früher. Die populäre Galerie ist zu einer Hochglanz-Broschüre “verkommen”. Aber das eigentlich Traurige ist, dass diese Galerie so vielen Usern ein sehr einseitiges Bild von Fotografie vermittelt. Technische Perfektion (was auch immer das sein soll) wird über Inhalt und Emotionen gestellt. Ist ein Bild spannend?, gibt es mehrere Dimensionen?, berührt das Bild? welche Stimmung strahlt es aus?...(und diese Fragen können durchaus auch Tier- und Landschaftsfotografie positiv beantworten!). Aber leider ist das Plakative und Klischeehafte hier in der Galerie so stark repräsentiert, dass es eine Eigendynamik entwickelt und zum Mass aller Dinge wird. Ich würde angehenden Fotografen nur bedingt die FC empfehlen, da sie sehr einseitig ist und die falschen “Werte” in der Fotografie vermittelt. Ich hoffe mit meinen Bildern ein bisschen zum Gegengewicht der populären Galerie beizutragen. Und es gibt ja die paar inspirierenden Fotografen hier und eben den großartigen Lucius :-). LG, Marc
... wer nicht schaut, sieht eh nichts. wer aber sieht, schaut (und findet hoffentlich) außerhalb der Galerie. .-) ... ich kann Deine Überlegung zum Empfehlungsvorbehalt gegenüber "Newcomern" zwar nachvollziehen, habe aber Vertrauen, dass es sich von selbst reguliert, weil Leute immer ihren Interessen folgen. Wenn jemand allgemeinen Zuspruch höher wertet als seine Ideen und sie deshalb massentauglich anpasst, ist auch das ein individueller Weg, nicht unbedingt ein schlechter, nur meist keiner, der mich (nun ausgerechnet .) so interessiert.
Ich persönlich finde flickr zum Beispiel furchtbar groß. Auch, wenn ich weiß, dass es dort massenhaft herrliche Fotos gibt, die ich entdecken wollte - bietet doch schon der kleine fc-Rahmen mehr Zeitsaugmöglichkeiten als mir lieb ist. (z.B. dass ich jetzt noch diese Zeilen tippe ... das geht gar nicht! ;)
Was für ein Überfluss an Bonbonfarben! Besonders gefallen mir die zwei Personen unter einem Schirm, die kopfllose Person links im Bild und die vielen Blickrichtungen.
emfredo 05/06/2019 8:27
Klasse Street, mit Wölkchen am Himmel, da wird der Schirm gebrauchtLucius Sombre 05/06/2019 8:10
Lieber Marc,was an Streetphotographie großartig sein kann, zeigt dein Bild. Eine alltägliche Szene in alltäglichem Wirrwarr, so der erste Blick, und wenn man die Ruhe für einen zweiten Blick hat, dann verwandelt sich die ganze Szenerie. Dinge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, treten in eine Verbindung miteinander und die ganze Szene wird auf eine zweite Ebene gehoben.
Besonders gelungen ist hier, dass es eine Art von rotem Faden gibt, die der zweiten Ebene eine eigene Gestalt geben: das Wolkenmotiv. Da sind die Wölkchen, die als Dekoration für das Karussell dienen, sie treten in anderer Gestalt in den Zuckerwattesäcken wieder auf; und hat man diesen Bezug hergestellt, dann werden die Becher und Näpfe mit diesem Schaumzeug zu Verwandten. Plötzlich wird durch diesen wolkenreichen Tag plausibel, dass die Dame einen Schirm trägt - Nebengedanke: Schirm - meteorologischer Schutz - Mundschutz -, sie ist so mitfühlend, dass sie gleich einen Mitmenschen mit darunter nimmt, der ein wenig blasiert zu sein scheint und nicht reagiert. Ein bemerkenswertes Geschehen, also eine Figur, die darauf mit einem Finger hinweist, und um diese Geste hervorzuheben, wird der Mann enthauptet und ganz auf das Zeigen reduziert. Das alles ist so bemerkenswert, dass es im Vordergrund zweier Schaufiguren bedarf, um der ganzen Szenerie einen Rahmen zu geben und sie ausdrücklich als Szene, als Imagination zu kennzeichnen.
Dieses Hereinbrechen der Imagination in den Alltag, diese Art, den Zufall ausdrücklich als Zufall zu gestalten, aber durch das Gestalten ihm zugleich die Sinnlosigkeit des blinden Zufalls zu nehmen, das finde ich grandios an deinem Bild.
Herzliche Grüße, Lucius
Adele D. Oliver 05/06/2019 1:50
great compo, much to see in this busy everyday streetlifefar away ... fine and fascinating !!!
warm regards,
Adele
Gerhard Hucke 04/06/2019 23:04
Was für ein Überfluss an Bonbonfarben! Besonders gefallen mir die zwei Personen unter einem Schirm, die kopfllose Person links im Bild und die vielen Blickrichtungen.JOKIST 04/06/2019 22:30
Eine wunderbare Aufnahme,total nach unserem Geschmack
Ingrid und Hans
Morgen-Stern 04/06/2019 22:13
Exzellente Komposition!