was soll man nach Lucius' Kommentar noch hinzufügen? Nichts! Ein Street, das seinesgleichen sucht ... Lauerbild und scheinbar Zufallsbild in Einem ... und dass es bis ins kleinste Detail passt, wurde ja bereits erwähnt :-)
Unphilosophische und schaufreudige Grüße von der Martina.
Danke Martina. Ja Lauerbild und Zufallsbild bringen es auf den Punkt. Ich war von diesem Relief angezogen und gerade in dem Moment wo ich mich auf dieses Gebäudedetail hinbewegte, sah ich die beiden Flaschenträger auf mich zukommen. Adrenalin pur, weil ich wusste einen besseren Moment und coolere Konstellation würde ich an dieser Ecke kaum erleben :-) LG, Marc
Mit interessanter Verbindung zum letzten Bild, in dem Stadt, Natur und Menschen chaotisch ineinanderschmelzen - hier das gestalterische Gegenprogramm: wie entsteht aus dem Einfachen das Komplexe (oder umgekehrt)?
Das Einfache: der Bau aus Rot, den beiden Gelbs und Blau, deren Anordnung das Bild schon fast für sich lesbar macht. Und die Führung des Blicks, der von der linken Wasserflasche und das Profil des Trägers über die Treppen des Reliefs hinauf- und hinabsteigt zum zweiten Träger und dessen Flasche, um an seiner Hand zu enden. Links wird die Sehbewegung wie in einer Ouvertüre eingeleitet durch die Zahlen-Buchstabenkombination, rechts ausgeleitet durch den knappen Blick in die Raumtiefe, für den die Hand sehr präzise wie ein Scharnier wirkt.
Überhaupt die Präzision: das ist ja der eigentliche Gewinn der geradezu klassisch einfachen Komposition, die nichts mit einer Abstration oder Reduktion zu tun hat - das Einfache ermöglicht die Lust am Komplexen, an der genauen Beobachtung und es macht einfach Spaß, sich in die Details zu versenken, die genau wegen des präzisen Bildbaus auch keine Details, sondern spielerische Vertiefungen des Grundthemas sind. So sieht man, dass der Deckel der Wasserflaschen jeweils knapp zwischen dem vierten und fünften Finger sichtbar werden, und versteht, dass der Träger links knapp im Profil sichtbar wird, während dies bei dem anderen, der am Ende der Leserichtung steht, nicht der Fall ist.
Auch wenn diese Beschreibung weitgehend formal bleibt, ist das Bild selbst nicht formalistisch. Auf den ersten Blick erfasst der Betrachter das überwältigende Licht eines heißen Tages in einem heißen Land, er erfasst die Arbeit der menschlichen Zivilisation, die innerhalb der Natur sich zweite, künstliche Welt baut, um leben zu können. Vielleicht könnte man sagen, dass dieses Photo die zivilisatorische Arbeit nicht abbildet (ohnehin bildet das Photo nicht ab), sondern durch das gestaltende Auge imitiert, zu einer Mimesis wird, also eine dritte Welt schafft, in der der Mensch nicht mehr arbeitet, sondern sich selbst anschaut.
Herzliche Grüße, Lucius
Vielen herzlichen Dank Lucius für diese sehr detaillierte Analyse meines Bildes. Über deinen letzten Satz wie mein Photo zur Memesis wird, muss ich allerdings noch einmal schlafen. :-) Herzliche Grüße, Marc
Hellmut Hubmann 08/02/2020 9:07
Sehen und kombinieren - ein schönes Paar (hier) in mehrfachem Sinn.Die Träger waren zur rechten Zeit am rechten Ort. Zum Glück du auch.
† JYM59 08/02/2020 9:01
Excellent bien vu....!ShivaK 08/02/2020 8:08
was soll man nach Lucius' Kommentar noch hinzufügen? Nichts! Ein Street, das seinesgleichen sucht ... Lauerbild und scheinbar Zufallsbild in Einem ... und dass es bis ins kleinste Detail passt, wurde ja bereits erwähnt :-)Unphilosophische und schaufreudige Grüße von der Martina.
Lucius Sombre 08/02/2020 6:48
Mit interessanter Verbindung zum letzten Bild, in dem Stadt, Natur und Menschen chaotisch ineinanderschmelzen - hier das gestalterische Gegenprogramm: wie entsteht aus dem Einfachen das Komplexe (oder umgekehrt)?Das Einfache: der Bau aus Rot, den beiden Gelbs und Blau, deren Anordnung das Bild schon fast für sich lesbar macht. Und die Führung des Blicks, der von der linken Wasserflasche und das Profil des Trägers über die Treppen des Reliefs hinauf- und hinabsteigt zum zweiten Träger und dessen Flasche, um an seiner Hand zu enden. Links wird die Sehbewegung wie in einer Ouvertüre eingeleitet durch die Zahlen-Buchstabenkombination, rechts ausgeleitet durch den knappen Blick in die Raumtiefe, für den die Hand sehr präzise wie ein Scharnier wirkt.
Überhaupt die Präzision: das ist ja der eigentliche Gewinn der geradezu klassisch einfachen Komposition, die nichts mit einer Abstration oder Reduktion zu tun hat - das Einfache ermöglicht die Lust am Komplexen, an der genauen Beobachtung und es macht einfach Spaß, sich in die Details zu versenken, die genau wegen des präzisen Bildbaus auch keine Details, sondern spielerische Vertiefungen des Grundthemas sind. So sieht man, dass der Deckel der Wasserflaschen jeweils knapp zwischen dem vierten und fünften Finger sichtbar werden, und versteht, dass der Träger links knapp im Profil sichtbar wird, während dies bei dem anderen, der am Ende der Leserichtung steht, nicht der Fall ist.
Auch wenn diese Beschreibung weitgehend formal bleibt, ist das Bild selbst nicht formalistisch. Auf den ersten Blick erfasst der Betrachter das überwältigende Licht eines heißen Tages in einem heißen Land, er erfasst die Arbeit der menschlichen Zivilisation, die innerhalb der Natur sich zweite, künstliche Welt baut, um leben zu können. Vielleicht könnte man sagen, dass dieses Photo die zivilisatorische Arbeit nicht abbildet (ohnehin bildet das Photo nicht ab), sondern durch das gestaltende Auge imitiert, zu einer Mimesis wird, also eine dritte Welt schafft, in der der Mensch nicht mehr arbeitet, sondern sich selbst anschaut.
Herzliche Grüße, Lucius