Die Voigtländer Superb kostete 1935 (in „meiner Version“) gemäß Katalog 167 Reichsmark.
Der durchschnittliche Brutto-Arbeitslohn in der Ratinger Eisenhütte betrug zur gleichen Zeit 30 Reichsmark pro Woche, wobei das Lohngefälle so gestaltet war, dass ein Arbeiter 18 Reichsmark brutto, ein Angestellter 22 bis 24 Reichsmark und ein leitender Angestellter bis (Spitzenposition) 50 Reichsmark brutto, bei eine linearen Versteuerung von 23%.
Ein Angestelltenhaushalt hatte 1935 Kosten des Lebensunterhalts von ca. 18 RM pro Woche. Die meisten Haushalte waren damit nicht in der Lage sich mit einem Gehalt selbst zu finanzieren. Zusatzerwerb von verheirateten Frauen war fast nicht möglich, zumal die NSDAP hier eine eigene Familienpolitik betrieb, die wie ein Gesetz gehandhabt wurde.
Die Superb war eine gesuchte und gefragte Kamera im Kreis der Profifotografen. Voigtländer hatte speziell für dieses Klientel ein neues Objektiv geschaffen, das Heliar (5Linser – Preis mit Kamera = 187 RM), das jedoch von den Fotografen wegen Gewicht und Seitenlichtempfindlichkeit abgelehnt wurde.
Somit wurden fast nur Superb mit Skopar (4Linser) gefertigt.
Eine (fast) vergleichbare Kamera war die Brillant V6, die mit (fast) vergleichbarem Objektiv 58 RM kostete und in der Einfachversion für 29 RM zu haben war.
Die „Reichen“, also die besser Verdienenden, gaben der abbildungstechnisch ebenbürtigen Brillant V6 mit Voigtar 1:3,5 den Vorzug, zumal diese „nur“ 72 RM kostete.
Nach einem mir vorliegenden Bericht war der erste Zielmarkt in Übersee, wobei die politischen Veränderungen im deutschen Reich Voigtländer sehr schnell zum nationalen Markt zwang. Trotzdem wurde die Feet-Skala nicht in Meter gewandelt. Über einen Händler in Braunschweig wurden größere Mengen der Kamera direkt in die USA, einige nach Frankreich geliefert.
Zunächst wurden diese Geräte als Reporterkamera eingesetzt, jedoch recht schnell von aufkommenden Kleinbildkameras verdrängt (sie waren schneller).
Bis ca. 1970 nutzten viele Industriefotografen die Superb, was jedoch mit den neuen Generationen der Farbfilme immer schwieriger wurde. SW-Industriefotografie verschwand durch Farbbilder von der Mondlandung und dem grundsätzlichen Bunt-Hype der 70er Jahre in der Versenkung, somit auch die letzten Superbs.
Eine Besonderheit noch. Speziell für die Eigenschaften der Superb wurde ein Farbfilm entwickelt und produziert (BESSAPAN), der bei 21DIN in Tageslicht und Kunstlicht gelb-grün und rot in gleichem Maß wiedergeben konnte. Für die damalige Zeit eine Art Meilenstein.
So weit der Ausflug in die Vergangenheit und Ergebnis meiner Such- und Kontaktarbeit (viele Grüße in die USA, an Phil, thanks and my regards).
Michael
@Tilla
ups, stümmt, wegen der "Echtheit" korrigiere ich den Tüppfähler nicht.
Auf die Küchenwaage komme ich zurück.
@Arne
selbstverständlich wird das gute Stück in meinen "normalen Produktionsalltag" eingefügt. Die erste Serie mit ihr werden dann die Schauspielerportraits sein. Kann aber ein wenig dauern und zunächst müssen 3 bis 4 Probefilme durch.
@Xaverius
ich suche gerade Infos zur Kamera-Geschichte heraus. Nicht so leicht, weil es ein sehr, sehr seltenes Stück ist und Zielmarkt waren die USA (auch ein spannendes Detail).
Verschluß und Filmtransport sind unabhängig. Aber wie es scheint, hat die Kamera nch einige (unentdeckte) Funktionen, mit denen ich mich erst beschäftigen muß (stehe in Kontakt zu einem Fotografen in den USA ... 84 Jahre alt und ehemaliger Presseprofi, der mit einer solchen Kamera fotografiert hat). Also, etwas später mehr.
@Ulle
wohlgeformt !!!!!
@Jürgen
ja, es gibt ein Prisma (der alte Nihil hat sich die Nase beim Finden bestimmt am Bildschirm platt gedrückt). Interessant ist auch, es gibt im Schachtsucher, direkt auf der Mattscheibe, eine Kreiswasserwaage.
Die Lupe ist (große Seltenheit) mit Vergrößerungswert 2,2, also gnadenlos gute Einstellmöglichkeit.
Der Film läuft horizontal, vo links nach rechts (dafür auch die Ausbuchtungen links und rechts des Gehäuses).
Über eine Schnecke wird bei der Fokusierung der Neigungswinkel des oberen Objektivs in der Achse geschwenkt (schätzungsweise 0,5 Grad), damit beide Linsen ein nahezu gleiche Aufnahme des fixierten Motivs haben.
@all
es gibt noch viel zu entdecken! Ich forsche noch.
So wie es aussieht wurden Film und Verschluss unabhängig voneinander gespannt.
Mich würde mal interessieren, was diese Kamera damals gekostet hat.
Dann im Reallohn, also in Arbeitsstunden umgerechnet, was man heute für diese Arbeitszeit als Kamera bekommen würde.
Das war zu einer Zeit, wo sich viele Leute noch nicht mal ein Fahrrad leisten konnten, auch wenn jeder der in dieser Zeit gelebt hatte natürlich unfallfrei Auto gefahren ist. Allerdings hatten damals nur 1% der Bevölkerung ein Auto. Viel mehr werden auch nicht so eine Kamera gehabt haben.....
*grübel* stimmt, ich habe keine Küchenwaage, nur Zuckerpäckchen und da steht tatsächlich 500 gr drauf.
Ok, ich werde nachwiegen ... wer hat ne Küchenwaage, bitte melden ...
Aber egal, es ist un bleibt ein liebevolles Schwermetall.
Gutes eignet sich nicht unbedingt für die Hosentaschen ;-)))
Dafür hat der Fotograf bei entsprechendem Training auch keine Chance die Aufnahmen mit 1/20 zu verwackeln.
@Kay
zum einfach wegwerfen ist sie viiiiiel zu schwer.
Wenn ich das richtig einordne, wiegt das Schätzchen so viel wie zwei Zuckerpäckchen ;-))
Stimmt, sie hat Seele. Wir zwei haben uns vom ersten Augenblick an verstanden (Liebe). Das Handgefühl ist einmalig und die Optik zum Niederknien ...
@alter Nihil
ja, und sie hat sogar die Besonderheit, daß je nach verwendetem Filmmaterial zwei Rotlichtfenster (hinten und seitlich) vorhanden sind und zusätzlich ein eigenes Zählwerk für selbstkonfektionierte Filme.
Michael Weyl 29/11/2005 16:45
Ein interessantes Stück Zeitgeschichte.Die Voigtländer Superb kostete 1935 (in „meiner Version“) gemäß Katalog 167 Reichsmark.
Der durchschnittliche Brutto-Arbeitslohn in der Ratinger Eisenhütte betrug zur gleichen Zeit 30 Reichsmark pro Woche, wobei das Lohngefälle so gestaltet war, dass ein Arbeiter 18 Reichsmark brutto, ein Angestellter 22 bis 24 Reichsmark und ein leitender Angestellter bis (Spitzenposition) 50 Reichsmark brutto, bei eine linearen Versteuerung von 23%.
Ein Angestelltenhaushalt hatte 1935 Kosten des Lebensunterhalts von ca. 18 RM pro Woche. Die meisten Haushalte waren damit nicht in der Lage sich mit einem Gehalt selbst zu finanzieren. Zusatzerwerb von verheirateten Frauen war fast nicht möglich, zumal die NSDAP hier eine eigene Familienpolitik betrieb, die wie ein Gesetz gehandhabt wurde.
Die Superb war eine gesuchte und gefragte Kamera im Kreis der Profifotografen. Voigtländer hatte speziell für dieses Klientel ein neues Objektiv geschaffen, das Heliar (5Linser – Preis mit Kamera = 187 RM), das jedoch von den Fotografen wegen Gewicht und Seitenlichtempfindlichkeit abgelehnt wurde.
Somit wurden fast nur Superb mit Skopar (4Linser) gefertigt.
Eine (fast) vergleichbare Kamera war die Brillant V6, die mit (fast) vergleichbarem Objektiv 58 RM kostete und in der Einfachversion für 29 RM zu haben war.
Die „Reichen“, also die besser Verdienenden, gaben der abbildungstechnisch ebenbürtigen Brillant V6 mit Voigtar 1:3,5 den Vorzug, zumal diese „nur“ 72 RM kostete.
Nach einem mir vorliegenden Bericht war der erste Zielmarkt in Übersee, wobei die politischen Veränderungen im deutschen Reich Voigtländer sehr schnell zum nationalen Markt zwang. Trotzdem wurde die Feet-Skala nicht in Meter gewandelt. Über einen Händler in Braunschweig wurden größere Mengen der Kamera direkt in die USA, einige nach Frankreich geliefert.
Zunächst wurden diese Geräte als Reporterkamera eingesetzt, jedoch recht schnell von aufkommenden Kleinbildkameras verdrängt (sie waren schneller).
Bis ca. 1970 nutzten viele Industriefotografen die Superb, was jedoch mit den neuen Generationen der Farbfilme immer schwieriger wurde. SW-Industriefotografie verschwand durch Farbbilder von der Mondlandung und dem grundsätzlichen Bunt-Hype der 70er Jahre in der Versenkung, somit auch die letzten Superbs.
Eine Besonderheit noch. Speziell für die Eigenschaften der Superb wurde ein Farbfilm entwickelt und produziert (BESSAPAN), der bei 21DIN in Tageslicht und Kunstlicht gelb-grün und rot in gleichem Maß wiedergeben konnte. Für die damalige Zeit eine Art Meilenstein.
So weit der Ausflug in die Vergangenheit und Ergebnis meiner Such- und Kontaktarbeit (viele Grüße in die USA, an Phil, thanks and my regards).
Michael
Michael Weyl 29/11/2005 14:52
@Rinaangemessen ;-))))))
@Tilla
ups, stümmt, wegen der "Echtheit" korrigiere ich den Tüppfähler nicht.
Auf die Küchenwaage komme ich zurück.
@Arne
selbstverständlich wird das gute Stück in meinen "normalen Produktionsalltag" eingefügt. Die erste Serie mit ihr werden dann die Schauspielerportraits sein. Kann aber ein wenig dauern und zunächst müssen 3 bis 4 Probefilme durch.
@Xaverius
ich suche gerade Infos zur Kamera-Geschichte heraus. Nicht so leicht, weil es ein sehr, sehr seltenes Stück ist und Zielmarkt waren die USA (auch ein spannendes Detail).
Verschluß und Filmtransport sind unabhängig. Aber wie es scheint, hat die Kamera nch einige (unentdeckte) Funktionen, mit denen ich mich erst beschäftigen muß (stehe in Kontakt zu einem Fotografen in den USA ... 84 Jahre alt und ehemaliger Presseprofi, der mit einer solchen Kamera fotografiert hat). Also, etwas später mehr.
@Ulle
wohlgeformt !!!!!
@Jürgen
ja, es gibt ein Prisma (der alte Nihil hat sich die Nase beim Finden bestimmt am Bildschirm platt gedrückt). Interessant ist auch, es gibt im Schachtsucher, direkt auf der Mattscheibe, eine Kreiswasserwaage.
Die Lupe ist (große Seltenheit) mit Vergrößerungswert 2,2, also gnadenlos gute Einstellmöglichkeit.
Der Film läuft horizontal, vo links nach rechts (dafür auch die Ausbuchtungen links und rechts des Gehäuses).
Über eine Schnecke wird bei der Fokusierung der Neigungswinkel des oberen Objektivs in der Achse geschwenkt (schätzungsweise 0,5 Grad), damit beide Linsen ein nahezu gleiche Aufnahme des fixierten Motivs haben.
@all
es gibt noch viel zu entdecken! Ich forsche noch.
Viele Grüße
Michael
Kata Maler 29/11/2005 14:51
Was sind die beiden hübsch!Ulrike Richter-Lies 29/11/2005 13:36
Oh was für eine feine alte Dame, und das ganz ohne Falten!Xaverius X. 29/11/2005 13:21
So wie es aussieht wurden Film und Verschluss unabhängig voneinander gespannt.Mich würde mal interessieren, was diese Kamera damals gekostet hat.
Dann im Reallohn, also in Arbeitsstunden umgerechnet, was man heute für diese Arbeitszeit als Kamera bekommen würde.
Das war zu einer Zeit, wo sich viele Leute noch nicht mal ein Fahrrad leisten konnten, auch wenn jeder der in dieser Zeit gelebt hatte natürlich unfallfrei Auto gefahren ist. Allerdings hatten damals nur 1% der Bevölkerung ein Auto. Viel mehr werden auch nicht so eine Kamera gehabt haben.....
Arne We. 29/11/2005 13:17
ein leid auf das ich gerne warte ;)schöne kamera! da packt mich ja schon die vorfreude auf die fotos! :)
lg arne
Rina H. 29/11/2005 12:18
Passt sehr schön zum Interieur :--))Michael Weyl 29/11/2005 12:16
*grübel* stimmt, ich habe keine Küchenwaage, nur Zuckerpäckchen und da steht tatsächlich 500 gr drauf.Ok, ich werde nachwiegen ... wer hat ne Küchenwaage, bitte melden ...
Aber egal, es ist un bleibt ein liebevolles Schwermetall.
Michael Weyl 29/11/2005 12:13
Gutes eignet sich nicht unbedingt für die Hosentaschen ;-)))Dafür hat der Fotograf bei entsprechendem Training auch keine Chance die Aufnahmen mit 1/20 zu verwackeln.
Michael Weyl 29/11/2005 12:02
@Kayzum einfach wegwerfen ist sie viiiiiel zu schwer.
Wenn ich das richtig einordne, wiegt das Schätzchen so viel wie zwei Zuckerpäckchen ;-))
Stimmt, sie hat Seele. Wir zwei haben uns vom ersten Augenblick an verstanden (Liebe). Das Handgefühl ist einmalig und die Optik zum Niederknien ...
Michael Weyl 29/11/2005 11:58
@alter Nihilja, und sie hat sogar die Besonderheit, daß je nach verwendetem Filmmaterial zwei Rotlichtfenster (hinten und seitlich) vorhanden sind und zusätzlich ein eigenes Zählwerk für selbstkonfektionierte Filme.