Ein Platz für Gott

Ein Platz für Gott

Ein guter Platz, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Das hat man ja nicht alle Tage. Man könnte sagen: "Lieber Gott, nehmen Sie Platz. Mögen Sie einen Cafè? Sitzen Sie bequem?" Und dann sagt man alles, was man mit ihm schon immer bereden wollte. Also was er vom Klimawandel hält oder von der Vergewaltigung kleiner Knaben durch sein Personal, oder ob die schrägen Vögel Erdogan, Trump oder Putin wirklich nötig seien und so weiter. Schließlich ist er ja Gott und müsste auf alles eine Antwort haben. Wieso bringen eigentlich jedes Jahr eine große Anzahl von deutschen Männern ihre Frauen um, selbst wenn unter diesen Grobianen auch Christen seien? Oder könnte er doch wenigstens mal den Muslimen bedeuten, ihren Sprengstoff langsam zu vergessen oder die Messer stecken lassen? Und wäre es nicht angebracht, Putin einen leisen Tod zu erlauben und der Ukraine wieder Leben einzuhauchen? Wenn ich so nachdenke, würde ich Gott auch fragen, warum ausgerechnet die Armen so wenig Geld haben?
Was wohl würde Gott mir antworten?
Vielleicht würde er sagen, man solle ihm den Klimawandel nicht in die Schuhe schieben. Er komme nicht mehr nach mit dem Nachwachsen der Bäume. Auch die Vergewaltigungen an den kleinen Knaben in den Klosterschulen werde er nie begreifen. Mit dem Sprengstoff der Muslime hat er nun wirklich nichts am Hut und dass die Armen wenig Geld hätten läge doch wohl eher an den Reichen als an ihm, nicht wahr? Vielleicht würde Gott auch mit mir streiten, wer für die horrenden Mieten in Berlin verantwortlich sei und ich sollte lieber zu den Immobilienfirmen gehen und mich beschweren. "Nein, das ist nun wirklich nicht mein Ding", könnte Gott sagen. Und ich gebe ihm da irgenwie Recht. "Aber", würde ich einwenden, "wenn wir Sie, verehrter Herr Gott, nicht für alle diese schlimmen Dinge verantwortlich machen können, wozu brauchen wir Sie dann noch?"