(6) Die Gemeine oder Europäische GOTTESANBETERIN (Mantis religiosa)
(1) An der Haustür der Nachbarin hatte das schwangere Weibchen schon seit etwa zwei Wochen gesessen, erzählte sie mir.
(2) Das in Bayern bisher nur äußerst selten gefundene, wärmeliebende Tier - das bis vor vielleicht 20 Jahren bei uns nur am Kaiserstuhl vorkam, breitet sich seitdem in Deutschland und den Nachbarländern aufgrund der Klimaerwärmung aus. Ich habe es auf die Südseite an meine Hauswand gesetzt.
(3) Unglaublich wendig ist der Kopf des Tieres, das normalerweise ganz unbeweglich auf Beute lauert - aber zum Anvisieren einschließlich der Entfernungsschätzung muß man sich schonmal etwas drehen ... S. z.B. auch Abb. 7, 8 und 18!
(4) Hier sieht man die gezähnten Fangarme, die sowohl zum Laufen als auch zum Beutemachen dienen. Die Innenseite der Arme sind körpernah mit einem großen schwarzweißen Mal und den hier sichtbaren weißen Punkten versehen, die wie der gelbe Fleck fast nur bei der Schreckhaltung zum Irritieren des Feindes sichtbar werden (siehe auch Abb. 5, 10 und 11!).
(5) Ein weißer Streifen zieht sich rund um den dreieckigen Kopf herum und ist sogar in den Augen zu sehen.
(6) Nach mehrfachem Erklettern der Wand und des Fensterrahmens fiel die 6 bis 8 cm lange Gottesanbeterin (Männchen werden nur bis 6 cm groß) zu Boden, wo sie bestens zwischen den Grashalmen, ihrem üblichen Aufenthaltsort, getarnt ist. Obwohl ich ja von ihr wußte und sie beobachtete, mußte ich zweimal hinsehen, um sie wiederzufinden ...
(7) Wenn man nicht wüßte, daß die Weibchen in etwa einem von drei Fällen das Männchen nach der Paarung (oder bereits während dieser!) verspeisen, könnte man das Gesicht der Gottesanbeterin für niedlich halten :-) ! Die namengebenden Fangarme werden in Ruhe wie zum (Tisch-?)Gebet gefaltete Hände gehalten - sowas von Heuchelei!
(8) Der weit nach rechts gedrehte Kopf von hinten. Die Beweglichkeit des Halses erinnert an die von Eulen. Die seitlich angebrachten Kugelaugen dienen wie bei den Libellen der Rundumsicht.
(9) Oberseite des Kopfes mit den drei Ocellen (Stirnaugen).
(10) Nur ein einziges Mal nach dem Herunterfallen und danach Störung durch mich zeigte das Tier diese Schreckhaltung (hier im Liegen), die durch scheinbare Vergrößerung des Körpers und kontrastreiche Male auf den Innenseiten der Fangarme für Freßfeinde der wehrhaften Gottesanbeterin bedrohlich aussieht. Wie sie die doch relativ starren Flügel dazu (vgl. Internet-Aufnahmen!) biegt, weiß ich nicht - eigene Muskeln in der Flügelfläche sind doch nicht vorhanden (?). Stupst man die träge wirkende, aber äußerst wendige Gottesanbeterin von hinten an, dreht sie sich manchmal blitzschnell um und zwickt mit den zahnbewehrten Fangarmen. Meist ist das Insekt aber ganz geduldig und bewegt sich erstaunlich langsam, schaukelt manchmal beim Gehen wie ein Chamäleon oder eine Wanze, was ihm als Tarnung zugutekommt!
Fund und Fotos: Regenstauf/Opf., Bayern, 11.10.2023 - Beobachtung mit viel Begeisterung von ca. 10.30h bis ca. 18.30h. Muß es wegen der Seltenheit noch melden ...
Fotos 11 - 20 folgen noch!
12.10.2023 f
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