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Premium (World), Kaiserstadt / GosLar in NDS

Augustinerkirche - Mainz " Blick, zum Hochaltar..."

Nikon D 800 / Sigma 12-24@ 12mm / F 8 / ISO 2500 / Aufnahmemodus M / 1/125 Sek, +0,0 EV / Freihand / Einzelaufnahme / Sep.2014... Entwickelt mit LR 5.6 und BEa Element 10



Die Klosterkirche für die Augustinereremiten ersetzte den gotischen Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert. Dank des Mäzenatentums des Stiftadels fiel dieser biblisch-augustinisch geprägte Neubau prächtig aus, da der damalige Erzbischof und Kurfürst Emmerich Joseph keine „Bauernkirche“ an der Hauptstraße seiner Residenzstadt haben wollte. Mit der Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgehoben und 1805 die unbewohnten Gebäude Bischof Colmar für das Priesterseminar übergeben.

Mitten in der Mainzer Altstadt in der schmalen und lebhaften Augustinerstraße erhebt sich die prachtvolle, rote Sandsteinfassade der Augustinerkirche. Vorbild der plastisch gegliederten Schaufassade waren die römischen Jesuitenkirchen, während die Detailformen im mainfränkischen Barock wurzeln. Das von Doppelsäulen flankierte Portal rückt in einer ungewöhnlich hohen Nische hinter die Bauflucht der übrigen Häuser als „Zelt Gottes unter den Menschen“ (Offb 21, 3). Der Grund hierfür liegt in der kurfürstlichen Anweisung, die recht enge Augustinerstraße nicht durch vorspringende Fassadenteile noch mehr zu verschmälern. Über dem Portal inszeniert die Figurengruppe mit Maria, dem heiligen Augustinus und seiner Mutter, der heiligen Monika, das Thema der Marienkrönung durch die darüber thronende Dreifaltigkeit in einer beeindruckenden Verknüpfung von Bildwerken und Architektur.

Das Langhaus, das durch hohe Bodenfenster belichtetet wird, verbindet sich über verschleifende Rundungen fließend mit dem Chor. Chor und Mittelschiff repräsentieren die universale Kirche, die auf Schrift und Tradition aufbaut. Alle Linien des Raumes streben auf den Tabernakel, der unter einem kostbaren Baldachinthronaltar steht. Der Hochaltar zeigt die Kreuzesabnahme Jesu, darüber Gottvater und Heiliger Geist. Eine ikonographische Besonderheit deutet das Altarprogramm: Ein Engel zerreißt auf Befehl Gottvaters den „Schuldschein der Menschheit“ (Kol 2, 14) als Zeichen für den Opfertod Christi, der in der Eucharistie gegenwärtig wird. Für alttestamentliche Vorbilder der Messe stehen Abraham, der Isaak opfern will, und der Priesterkönig Melchisedek mit den Gaben Brot und Wein. Auch der helle, lichte und heitere Kirchenraum zeichnet den Festsaal des himmlischen Hochzeitsmahls. Von Johann Baptist Enderle stammt die malerische Ausgestaltung des Rokokogewölbes mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Augustinus. Jedes Detail ist nach augustinischer Theologie durchdacht worden.

Die Orgel auf der Empore wurde 1774 von den Brüdern Johann Heinrich und Johann Philipp Stumm, der bekannten Orgelbauerfamilie Stumm, vollendet. Sie gehört zu den wenigen erhaltenen Spätbarockorgeln Mitteleuropas.

Gegenüber der Skulptur des heiligen Josef steht in einer Nische ein hochverehrtes Gnadenbild, das 1793 aus der brennenden Liebfrauenkirche gerettet wurde.

Als einzige der innerstädtischen Kirchen blieb die Augustinerkirche im Zweiten Weltkrieg fast unzerstört erhalten.

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