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Oliver Schiebek


Premium (World), Düsseldorf

Das Küken im Regen

„Warum krabbelst du nicht unter die Fittiche deiner Mutter? Dort ist es bestimmt viel wärmer und du wirst nicht so nass!“, fragte ich das Nilgansküken.
„Da ist kein Platz mehr. Meine drei Geschwister sind schon dort.“, sagte das vor Kälte bibbernde kleine Gänslein.
„Stimmt das?“ Ich schaute tadelnd zur Mutter des Kleinen.
„Ja, das stimmt. Es ist einfach nicht genug Platz. Wenn ich es dazu hole, erfrieren alle vier über Nacht.“
„Du nimmst also in Kauf, dass eines deiner Kinder erfriert, nur damit die anderen überleben?“, fragte ich wütend.
„So ist es, leider. Ich bin eine Nilgans und das ist bei uns der Lauf der Dinge!“
„Würdest du mich denn adoptieren und mit zu dir nach Hause nehmen?“ Das kleine Küken sah mich schlotternd an.
Ich blickte fragend zur Mutter.
„Nimm´ es mit. Ich kann ihm nicht helfen. Bei dir wird es ihm besser ergehen.“
Vorsichtig nahm ich das Küken, verstaute es in meinem Fotorucksack und machte mich auf den Heimweg.
Dort wickelte ich es erst einmal in ein dickes Frottee-Handtuch, rubbelte es trocken und setzte es vor den offenen Kamin, in dem ein wärmendes Feuer prasselte.
„Möchtest du vielleicht eine heiße Schokolade?“
„Oh ja, sehr gerne. Machst du bitte auch etwas Honig hinein?
„Selbstverständlich!“
Ich brachte dem Küken die heiße Schokolade, auf der sogar noch ein dickes Marshmallow schwamm.
„Es ist sehr schön bei dir, danke dass du mich mitgenommen hast“, sagte die kleine Nilgans.
„Sehr gerne!“, antwortete ich und so verbrachten wir eine wunderbare Zeit zusammen, bis die Tage wieder wärmer wurden…

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Section
Dossier Tierkinder
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Exif

APN NIKON D780
Objectif VR 200-500mm f/5.6E
Ouverture 9
Temps de pose 1/100
Focale 410.0 mm
ISO 1000

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