Der Jungschwan

Der Jungschwan

„Fotografierst du mich etwa?“, fragte mich der Jungschwan verärgert.
„Ähhm, ja. Hast du was dagegen?“, antwortete ich leicht verunsichert.
„Ob ich was dagegen habe, dass du mich fotografierst?“ Der Schwan trat unangenehm nah an mich heran.
„So lautete meine Frage.“ So schnell ließ ich mich nicht einschüchtern.
„Du hältst dich wohl für einen ganz Schlauen, was?“ Der Vogel machte einen weiteren Schritt auf mich zu, so dass sein Schnabel fast mein Objektiv berührte.
„Könntest du bitte ein bisschen Abstand halten?“, bat ich den Jungschwan.
„Warum? Mache ich dir etwa Angst?“ Nun stand der Schwan unmittelbar vor mir. Sein Schnabel und meine Nasenspitze trennten nur wenige Millimeter.
„Nein, das ist es nicht.“ Ich nahm eine aufrechte Körperhaltung ein.
„Was ist es dann?“, hauchte der Jungspund mir ins Gesicht.
„Du hast schlechten Atem“, nuschelte ich.
„Wie war das? Sprich lauter, ich kann dich nicht verstehen!“ Der halbstarke Vogel stupste mit seinem Schnabel gegen mein Kinn.
„Mann! Du hast Schnabelgeruch, Alter!“ Entschlossen trat ich einen Schritt zurück und freute mich direkt über die frische Luft.
„Ach, wirklich?“ Der Vogel blies in seine Flügel und nahm einen tiefen Zug.
„Oh, du hast recht“, lachte er verlegen. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“
„Wollte ich doch!“, entgegnete ich. „Aber du hast ja Streit gesucht.“
„Das tut mir echt leid“, entschuldigte sich der Schwan. „Du hast nicht zufällig eine Idee, wie ich den Schnabelgeruch loswerde?“
„Nimm erst einmal dies hier.“ Ich reichte ihm ein Pfefferminz-Bonbon. Danach ging ich mit ihm in eine Drogerie. Dort kauften wir Schnabelseide, Schnabelbürste und ein frisch riechendes Schnabelwasser mit dem er von da an täglich ausspülte.
„Was macht dein Schnabelgeruch?“, fragte ich den Schwan wenige Tage später.
„Er ist wie weggeblasen, vielen Dank für deine Hilfe. Ich habe jetzt sogar eine Freundin“, berichtete er stolz.
„Das freut mich für dich!“ Ich wünschte dem Schwan alles Gute und war froh über meine gute Tat…