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Die Eisenbahn und der Winter bei der DR

Die Eisenbahn und der Winter bei der DR

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Die Eisenbahn und der Winter bei der DR

21.Dezember 1981 - drei Tage vor heilig Abend, wenig Schnee dafür arg kalt.
War vorher der Dienst schon zum Glücksspiel geworden weil mal das Öl dann wieder die Kohle fehlte. Mischte der sogenannte „General Winter“ die Loks sowie das Personal und die Dienstpläne wie beim einen Kartenspiel unberechenbar durcheinander.
Aber nicht desto trotz kam die DR an den Slogan der DB nah heran - „Alle reden von Wetter, wir nicht“.
Aufgefangen wurden die Unregelmäßigkeiten mit Diensten wie den meinen an dem 21. Dezember der sich „Bw Reserve“ nannte. Von Flexibel seien wird heute gern gesprochen wir waren es damals schon ohne große Worte.
In die Hand gedrückt bekamen mein Heizer und ich den Jumbo 44 0115 für den großen Kampf gegen die unvorhersehbaren Ausfälle wie auch sie immer geartet seien. Dabei wäre es völlig egal gewesen was auf der Strecke geblieben ist. Wir hätten alles an den Zughaken gehängt unabhängig von der Zugart.
Auch für uns war oberstes Gebot „ Alle Räder müssen rollen für den Sieg“ nur das es diesmal um den Sieg des Sozialismus ging.
Wie dies letztendlich leider ausging ist hinreichend bekannt.
Doch zurück zur Reserve wo wir nicht nur faul in der Betriebskantine herum saßen um heiße Getränke zu uns zu nehmen und die Kollegen voll laberten.
Nein wir bekamen den Auftrag einzuheizen (Service am Kunden würde man heute dazu sagen) damit sich die zu erwarteten Fahrgäste des E 802 in einen mollig warmen Verstärkerzugteil gleich richtig wohl fühlen.
Was mit der Planlok für diese Leistung war daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern.
Gesagt getan, als wir nicht mehr gebraucht wurden dampfte wir zurück ins Bw um unsere Lok unauffällig zu verstecken. Wollten nun erst mal die Kantine anlaufen, doch Pustekuchen es wurde nichts daraus. Der Außenlokleiter war bereits in der Spur, suchte uns schon bevor wir in Deckung gehen konnten. Mit einen Lokschlüsselbund in der Hand winkte er uns lächelnd zu. Einen lockeren Spruch dazu auf den Lippen der aber für uns arg viel unangenehme Arbeit bedeutete. Die Nummer auf den Blechanhänger der Lokschlüssel lautete 44 0305, eine Lok die nie meine Planlok war aber mich verfolgte bis zum Schluß.
Der korrekte Auftrag: Lok aufheizen und vorbereiten !
Normal kein Problem doch im Winter bei der Kälte schon, zumal man die Lok auf den „Friedhof“ ein Gleis in der Nähe der Öltankanlage rangiert hatte. Keiner wollte die Belästigung durch das ununterbrochene ballern unserer Brenner haben, die Werkstatt sowieso nicht.
Wenn wir die 305 im Schuppen aufgeheizt hätten bei den Außentemperaturen ich glaube die Schlosser wären kaum unsere Freunde geblieben weil die Schuppentore dabei nicht geschlossen werden konnten.
Einer muß eben in den saureren Apfel beißen das waren in dem Fall nun mal wir beide.
Was soll’s wir legten los, setzten uns vor die 44 0305 so das die Loks Schnauze an Schnauze sich gegenüberstanden. Die Heizleitungen miteinander verbunden damit mit der Mund zu Mund Beatmung begonnen werden konnte bis zur Wiederbelebung.
Die Dampfheizungs Sicherheitsventile bei beiden Loks noch bis zum Anschlag reingedreht dann aber Dampf zur Erwärmung in die kalte Lok blasen.
Jetzt folgt noch eine Unmenge an Arbeiten, plus der die der Winter noch zusätzlich mit sich bringt. In Fachkreisen und Vorschriften genannt „Maßnahmen zur Verhütung von Frostschäden“ die im einzelnen hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen.
Wie sagt man heute so locker, wir machten unseren Job - einen guten Job mit allen was dazu gehört. Es gab keinerlei Beschwerden in nachhinein das die 305 nicht i. O. war.
Bei all dem konnte ich es mir nicht verkneifen zwischendurch mal mit meiner Kamera die 01 0520 mit P 3004 aufzunehmen. Die ausfahrende 41 1150 und eine einfahrende 132 ... sowie natürlich die 44 0196 ebenfalls.

Kaum zu übersehen, mein Foto mit der 44 0196, entstand schon am frühen Morgen. Just in dem Moment als wir an der Lokübergabestelle wegen der Einfahrt gerade dieses Zugs zum warten verdammt waren. Um danach zum Vorheizen an den E 802 quer über den Bahnhof mit zweimaliger Sägefahrt hin und her einzuwechseln. In das Gleis 6 neben den bekanntesten Wasserkran in Saalfeld.
Einen sehr langer Achtungspfiff war mir zu Ohren gekommen dort aus dem Nebel von der Saalebahn her. Dann etwas später folgte ein weiterer, ganz kurz was mir klar zu verstehen gab die Einfahrt wurde zwischenzeitlich gezogen. So gab es nur eins runter vom Bock in Stellung gehen um aufzunehmen was da auf mich zukommt.
Die 44 0196 quält sich nach schwerer Anfahrt vor den Einfahrsignal mit voller Kraft in den noch leicht nebligen Bahnhof. Hierbei hat es den Anschein als wollte die Lok sich im Eigendampf verstecken oder selbst aufwärmen. Das es ein sehr kalter Morgen ist wo die Sonne versucht so langsam die Oberhand zu gewinnen zeigt uns allein der Eisansatz vor der Speisepumpe.
Genau das ist es was dem Personal zu schaffen macht. Denn wenn man nur einmal etwas vergißt von den umfangreichen „Maßnahmen zur Verhütung von Frostschäden“ wird dir der böse Winter die Lok ruck zuck außer Betrieb setzten.

So zum z.B. geschehen einen Tag vorher bei meiner 01 0522. Weil man achtlos die Lok verfahren wollte mit der Folge das ein Treibzapfen nicht stand hielt. Dabei weggerissen wurde als wäre er nur Spielzug. Kondenswasser hatte in den Zylinder sich zu handfesten Eis verwandelt, nicht wie angenommen wurde die ganze Lok sei nur mal am Gleis angefroren.
Der „General Winter“ läßt grüßen denn in ihm steckt oft auch der Teufel.

Ralf

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