Ein stiller Moment auf dem Dresdener Dampflokfest

Ein stiller Moment auf dem Dresdener Dampflokfest

Es war schon eigenartig, stundenlang traten sich tausende Menschen gegenseitig die Füße platt, denn jeder wollte in der ersten Reihe stehen und die besten Fotos erhaschen. Um die Mittagszeit wurde es dann schlagartig merklich ruhiger und so lohnte es sich umso mehr, eine weitere Runde durch das ehemalige Bahnbetriebswerk Dresden-Altstadt zu unternehmen. Irgendwann war ich mal wieder vorn am Schuppen Nr. 1 angelangt und stellte fest, dass hier eine ungewöhnliche Menschenleere herrschte. Hier und da stand mal ein Fan mit Kamera, ansonsten war nur das Kratzen eines Straßenbesens zu hören, mit dem ein Eisenbahner den Lokschuppen von den Spuren der vielen Besucher und der Loks befreite. Auch außerhalb der Lokschuppen wurde es relativ ruhig – keine Pfiffe, keine großartigen Fahrgeräusche. Oben auf der Straßenbrücke standen nach wie vor hunderte Schaulustige, teilweise sogar mit Klappstühlen, und warteten darauf, dass bald wieder was passieren würde.
Die 01 137 stand nun völlig allein auf ihrem Schuppengleis, kaum einer würdigte sie auch nur eines Blickes. Kein wunder, zwischen so vielen angeheizten Maschinen geht die kalt abgestellte 01 natürlich etwas unter. Ich dachte wirklich, man würde diese Lok mal auf die Drehscheibe ziehen, was aber leider nicht geschah – kann auch sein, dass ich gerade woanders herumlief. Ich fand’s schade, war die 01 137 doch eine derjenigen Lokomotiven, die mich, auch auf Grund ihrer Formschönheit, sehr beeindruckt haben.
Mir persönlich drängte sich der Vergleich mit den recht bulligen Reko-01.5 auf, die hier gezeigte Altbau-01 hingegen wirkte viel filigraner, gefiel mir insgesamt besser, als die Reko-Variante, was sie auch ihren „großen Ohren“, also den Wagner-Windleitblechen zu verdanken hatte.

Das Bild entstand am 22. Mai 2004 mit meiner kleinen Kompaktknipse, der Kodak Advantix. Es wurde entfärbt und leicht coloriert. Die Reflektorstreifen auf der Weste des Eisenbahners habe ich notdürftig wegretuschiert. Klar, der Bildausschnitt hätte wohl optimaler sein können – zumindest müsste der Mann mit dem Besen nicht direkt auf der Bildkante stehen. Was den Pfeiler links angeht bin ich mir nicht einig, mir scheint es jedoch so, als wenn dieser dem Bild einen besseren Abschluss gibt. Das Foto entstand eben noch zu der Zeit, als ich noch mehr „knipste“ als fotografierte – ich sah damals zwar schon das Motiv, aber der Gedanke an die Umsetzung kam häufig zu kurz.
Ich denke, bei meinen Bildern ist insgesamt eine Weiterentwicklung zu verzeichnen – wenn ich mir meine ersten Fotocommunity-Fotos ansehe, dann packt mich oft das kalte Grausen und ich überlege manchmal, ob ich sie nicht besser löschen sollte. Insofern haben die vielen Ratschläge hier mich doch sehr weiter gebracht – an dieser Stelle vielen Dank für die vielen sachkundigen Anmerkungen!