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Eine ganze Nacht für 11 km

Eine ganze Nacht für 11 km

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Eine ganze Nacht für 11 km

Thomas' Bild

Ein Pfeifen im Ohr
Ein Pfeifen im Ohr
Maschinensetzer
hat mich animiert. Da ich an die Origanalfotos von der beschriebenen Fahrt im Augenblick nicht ran komme, ersatzweise ein ähnliches aus dem Bahnhof Venlo. Aber von einer Fahrt ohne Probleme:

Es hätte so schön werden können. Doch wie heißt es bei Schiller? Mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten.

Eine besondere Leistung war geplant, eine Class 66 sollte von Hattingen / Ruhr nach Aachen West überführt werden. Dort sollte eine andere Lok abgeholt werden. Das hört sich doch gut an. Auf kürzestem Weg sind das grad mal etwas über 100 km je Richtung. Wenn es keine großartigen Verzögerungen gibt, ist die Schicht in vier , vielleicht fünf Stunden gelaufen. Für mich war das eine gute Gelegenheit, als Mitfahrer Streckenkunde zu erwerben. Nach Aachen über Mönchengladbach bei Nacht, das fehlte noch in meiner Sammlung. Ich holte meinen streckenkundigen Kollegen ab und wir machten uns daran, die im Werksanschluß abgestellte Lok aufzurüsten. Der Mond schien so hell, dass wir keinerlei Lampen brauchten, als wir uns die Lok von außen ansahen. Im Führerstand war es nicht dunkler. Die hellgraue Farbe vertiefte diesen Eindruck. Nach den üblichen Checks startete mein Kollege die Motoren. Aber oh weh eine weiße Wolke hüllte die ganze Lok ein und es dauerte eine Weile, bis sich der Rauch verzog. Das hätte uns schon stutzig machen müssen.

Zwei S-Bahnen mussten wir noch abwarten, bevor wir gegen 23 Uhr aus dem Bahnhof Hattingen ausfahren konnten. Es war recht ruhig im Führerstand als wir die freie Strecke erreichten. Mein Kollege drehte auf. Sein Gesicht verfinsterte sich. „Mist die Lok gibt keine Leistung“. Stimmt, sie heulte nicht mal auf und die Geschwindigkeit nahm auch nicht zu. „In Dahlhausen geht’s mal rechts raus“, verabredete er mit dem Stellwerk. Im Gleis 313 standen wir nun und versuchten mit Hilfe des Bordcomputers den Fehler zu analysieren. Man kennt ja das Prozedere von Motorenneustart und Computerreset. Aber nichts führte zu Erfolg. Dann rufen wir noch den Werkstattleiter an, der den Probelauf durchgeführt hat. Der gab meinem Kollegen noch einige Hinweise, er verstellte hier was und dort was und siehe da die Motoren schienen auf Leistung zu gehen.

Von Dahlhausen bis Stelle sind nur vier Kilometer aber es geht bergauf. Wir wagten einen neuen Versuch. Doch schon nach wenigen hundert Metern, leider hinter Ausfahrsignal wieder die gleiche Misere. „In Steele auf die Seite“, wurde mit dem Fahrdienstleiter vereinbart. Da stand die Lok nun und harrte der Dinge. Zwei Schlosser vom Notdienst kamen und wechselten mit uns die Spritfilter. Das ging einschließlich Entlüften relativ schnell und wir waren guter Dinge, dass wir spätestens um zwei Uhr weiter fahren konnten. Aber die Motoren kamen einfach nicht auf Touren. Die Lok muß zurück in die Werkstatt. Mit den Jungs vom Notdienst fuhren wir zurück in die Werkstatt. Hier stand die werkseigene V 200 mit der wir die Lok zurück schleppen wollten. Aber such mal Nachts in einer fremden Werkstatt die Schlüssel, außerdem musste noch ein Fahrplan her. Mit einigen Mühen gelang es, alles erforderliche zu arrangieren. Aber die Zeit verstrich. Es begann schon die Morgendämmerung.

Als die V 200 aus dem Werkstor fuhr, wartete die nächste Überraschung auf uns. Ein vollbeladener Lkw (fragt mich nicht welcher Typ) hatte sich nicht profilfrei neben dem Gleis geparkt. Wir klopften den Fahrer aus dem Schlaf. Hat der blöd geschaut, als er die riesige Lok vor seinem Führerhausfenster sah. Radebrechend machten wir ihm klar, daß er seinen Lkw umparken musste. Alles dauerte so seine Zeit. Um fünf Uhr erreichten wir die liegengebliebene Class 66. Noch etwas rangieren und es konnte zurück gefahren werden . Kurz nach sechs Uhr lieferten wir die Maschine auf dem Werkshof ab, wo sie die Handwerker gleich unter ihre Fittiche nahmen. Eine ganze Nacht für nur elf Kilometer.

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