Endchen*
Neulich im Park.
Es ist nicht ohne Grund verboten, die Entchen im Park zu füttern. Nicht nur, weil das Entchenfüttern die Entchenfiguren ruiniert. Die Teiche veralgen, weil die Entchen vom Füttern so viel kacken, das auch noch. Die Fische kriegen keine Luft mehr. Die Ratten explodieren, das ganze Ökosystem kippt um. Das weiß ich wohl.
Aber ich schaffe es einfach nicht. Ich halte nicht aus, wenn die Entchen so erwartungsfroh angeschnattert kommen, sobald sich ein Mensch mit einem Eis in der Hand an ihr Teichufer setzt. Und wie sie dann aufgeregt vor einem auf- und abtuckern und sich wie Bolle auf die Waffel freuen, die der Mensch - nach zwei dicken Eiscremekugeln – doch ganz sicher nicht mehr mag. Wie sie auch dann die Hoffnung nicht aufgeben, wenn der Mensch dann doch in die Waffel beißt. Aber wenigstens die Spitze, denken sie dann, die Spitze, da wo keine Eiscreme mehr drin ist, die gibt der Mensch uns ganz sicher ab. Ich schaffe es einfach nicht, diese Enten zu enttäuschen. Und meistens finde ich dann in irgendeiner Tasche zufällig noch ein kleines Stück trockenes Brötchen (Zucker geht wirklich nicht!). Obwohl es ihnen eigentlich nicht gut tut. Ich muss diesen Enten irgendetwas geben. Wusch!
„Sind das schon Star-Allüren?“
Aus dieser Ecke hatte ich die Kritik nun nicht erwartet. Und dann guckte sie auch noch so finster. „Sie“ ist meine Freundin Frau D., mit der ich im Sommer alle zwei Wochen zum Eisessen und im Winter genauso regelmäßig zum Eierlikörtrinken verabredet bin. So ungefähr.
„Man soll Enten nicht füttern. Kaum bist du in Zeitung, Lchen, meinst du wohl, du darfst dich über alles hinwegsetzen.“
„Stimmt doch gar nicht! Ich hab den Enten immer… “
„Das Ökosystem kippt davon um!“
„Ich weiß…“
„Die Fische krepieren!“
„Ich… ich… oje…“
„Die Enten werden fett!“
„Ja und? Meinetwegen muss eine Ente keinen Waschbrettbauch haben, Frau D., verdammt, was ist denn los?“
„Und krank werden sie auch. Du hast dich sechs Wochen nicht gemeldet!
„Oh.“ Oh.
„Du hast nicht mal zu meinem Geburtstag angerufen!“
„Na und?! Das ist doch nichts Neues, ich vergesse ihn immer.“
„Starallüren!“
„Genauso wie ich immer Ökosysteme kippe! Herzlichen Glückwunsch!“
„Starallüren!“
„Okay. Willst du ein Autogramm!“
„Nein, noch zwei Kugeln. Zitrone, Erdbeer.“
Das hat man nämlich davon.
P.S. Und im Übrigen verspreche ich: Ich werde damit aufhören. Ich werde die Enten nicht mehr füttern. Das tut ihnen nämlich wirklich nicht gut. Quak, quak.
von: Lapared
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