Fredda ist weg
Fredda ist weg
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Mein geliebtes Fahrrad! Die stählerne Berghutze, mit der ich schon so viel erlebt habe und die mich ungeheuer zuverlässig und klaglos durch bisweilen widriges Gelände trug. Diese Ausgeburt von Ästhetik – Adel bis in die Speichen. Gut, zum Schluss hatte sie ein wenig zugenommen (vermutlich an den Reifen), doch ich liebte sie wie am ersten Tage im September 2005.
Ich werde Albträume haben in einer Intensität, in der ich es bisher noch nicht kannte.
Beinahe hätte ich das schreiben müssen.
Wenn ich mit Fahrrad und Anhänger auch die Bahn nutze, war/ist immer mein größter Horror, dass der Zug losfährt und eine der Komponenten – Fahrrad oder Anhänger – entweder am Bahnsteig zurückbleibt oder ohne mich davon gefahren wird.
So geschehen tatsächlich letzten Montag!
Die Haltestelle, an der sich das Drama abspielte, ist eine Endhaltestelle. Vor der Abfahrt stehen die Züge recht lange bereit und in den allermeisten Fällen ist das Einsteigen entspannt.
Die Treppen hatte ich soeben für den Anhänger mittels einer Kinderwagenrampe überwunden. Ein paar Minuten vorher hatte ich Fredda hochgewuppt. Fredda steht also bereits an der Treppe auf dem Bahnsteig, als ich mit dem Anhänger oben ankomme. Ich sehe den Zug, öffne eine Tür und stelle den Anhänger platzsparend ins Abteil. Dann will ich wieder zurück, um Fredda‘chen zu holen. In diesem Moment schließt die Tür. „Kein Problem“, denke ich, denn die Türen schließen ja immer nach ein paar Sekunden automatisch. Sie lassen sich jedoch bis zur Abfahrt wieder öffnen.
Ich drücke auf den Öffnen-Knopf – und dann fährt der Zug los! DER ZUG FÄHRT LOS! ER FÄHRT LOS!
Ich bekomme einen Adrenalin-Stoß wie in Todesangst und haue im Affekt und mit voller Wucht fäustings gegen die Tür. Diese zwei Sekunden, in denen Fredda aus meinem Blickfeld verschwindet, werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Der reinste Horror!
Wer mich kennt, kennt auch mein besonders inniges Verhältnis zu Fahrrädern. Sie sind meine größte Freude und mein Schicksal zugleich. Als Heranwachsende habe ich mir das rechte Knie gesprengt bei einem Fahrradunfall – zur Therapie nach der aufwendigen Operation 1986 sollte ich Fahrrad fahren!
In meiner internen Wertehierarchie stehen Fahrräder noch deutlich vor den Kameras. Ich könnte eher den Verlust einer Kamera verschmerzen, als den eines Fahrrades und schon gar nicht den Verlust von Fredda. Sie ist definitiv der wertvollste Gegenstand, den ich besitze und je besaß – nicht nur finanziell gesehen, sondern auch emotional. Wohlgemerkt: Ich spreche hier von einem Gegenstand – Lebewesen sind natürlich noch mal eine andere Kategorie, selbstverständlich!
Ich stehe also fassungslos, wild pöbelnd und endlos traurig im Bahnabteil. Natürlich habe ich nur eine Chance: Nächste Station raus und so schnell wie möglich wieder zurück. Den Zugführer meuchele ich ein anderes Mal, nehme ich mir vor (bitte nicht zu ernst nehmen, ja?!).
Nach schier endlosen 25 Minuten kehre ich an den Tatort zurück mit langem Hals und weit aufgerissenen Augen. Wo ist Fredda? Ich sehe sie nicht! DOCH, ICH SEHE SIE!!!
Ich springe förmlich mit dem Anhänger aus dem Zug und rufe: „Fredda, ich liebe Dich! Ich komme!“
Ich muss noch auf den anderen Bahnsteig rüber (wieder diese Rampen). Dann endlich kann ich ihr zärtlich über den Sattel streicheln – wir sind wieder vereint. Mein armes Herz!
Tja, das ist die Geschichte zu diesem Bild. Alles hatte so wunderbar geklappt in jener Nacht und an jenem Morgen – schaut Euch diese Stimmung an! Mein Schutzengel hat wieder mal gute Arbeit geleistet, dabei wollte ich ihn dieses Jahr doch schonen!
Der Zugführer ist übrigens entlastet – Fredda stand, für ihn nicht zu sehen, am Treppenaufgang und der ist überdacht! Es war mein Fehler, aber der kommt kein zweites Mal vor – isch schwör‘!
Malibu 15/06/2024 18:07
????ePICS 09/10/2021 5:59
Geschichten vergehen, aber Bilder prägen sich ein! Das is so eins!Blula 05/05/2020 6:03
Was für ein Bild, was für eine Geschichte dazu. Druckreif und spannend bis zur letzten Zeile. Glückwunsch, dass Du Deine Fredda wieder hast.LG Ursula
Ralf Brinkmann 03/05/2020 20:57
Heiße Geschichte und tolles Bild.Tobi-Pics 03/05/2020 20:43
Ein sehr stimmungsvolles Bild mit einem Krimi dazu.Gruß Tobi
Siupic 03/05/2020 18:49
einen wunderbaren Moment hast du hier festgehalteninteressante Geschichte
LG Uwe
Neydhart von Gmunden 03/05/2020 18:45
Oh man, spannender als Edgar Wallace, mir pumpt mein Herzimmer noch, vor Aufregung .... puh .... das war knapp.
Beste Grüße,
Neydhart
bubirog - I 03/05/2020 18:16
Wie ich das verstehe, war die/Deine Welt da noch in Ordnung!? Nun ist sie es wieder und Du/wir bist/sind bereichert um ein sehr schönes Bild und eine interessante Erfahrung/Geschichte:-) LG RogerMischa KÖNIG 03/05/2020 17:37
Duuuuuuuuuu, ist Dir eigentlich voll bewusstwie reich Du bist .....
gglG
Mischa
holgeri1 03/05/2020 17:33
Schön mit den Dunstwölkchen über dem Wasser.LG Holger
Hans-Peter Bigler 03/05/2020 15:27
Wunderschönes Bild,Das mit dem Fahrrad, da kann ich mitfühlen..... ich habe meinen alten Drahtesel gegen einen neuen mit E-Motor getauscht, ich werde in gelegentlich in meinen Bildern vorstellen. Nur soviel, es ist ein geniales Teil, so ein E-Bike.
gefällt mir, LG Hans-Peter
Volker Keller 03/05/2020 15:06
Bild und Story einfach toll.LG Volker
Rolfi112 03/05/2020 14:35
Einfach herrlich, deine Geschichte deiner geliebten Fredda! ;-) Am Anfang dachte ich, das wird ein herzereißender Krimi, am Ende entpuppt es sich aber als herzerweichender Liebesroman mit Happy-End! ;-)Du solltest Roman-Authorin werden, die du gleich auch wunderschön bebildern könntest! ;-)
lGe, Rolf
Sille Homburg 03/05/2020 14:34
Wunderschön, Nebel, Sonnenstern und dieser schöne Baum mit dem hinreißenden Vordergrund! Lg sillereka750 03/05/2020 14:28
Story - smile - smileBild - wow - wow