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Griff nach den Wolken

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Es war einer dieser wunderbaren Frühlingstage, die Sonne schien, die Luft war seidig, hin und wieder ging eine angenehme Brise, die Vögelein zwitscherten, der Kuckuck rief zum ersten Mal, und Heinz-Hugo hatte tatsächlich Münzen in der Tasche, mit denen er dann klimperte. Er würde das ganze Jahr Geld haben, und alles schien im möglich. Er ging mit seiner Familie auf den Jahrmarkt, wollte sich und ihr mal so richtig was gönnen. Als sie an einen Stand kamen, der ihnen den Griff nach den Sternen in Aussicht stellte, kam Abenteuergeist in Heinz-Hugo auf. Das wollte er schon immer mal, nach den Sternen greifen, so richtig in die vollen, und sie der seiner Frau vom Himmel holen. Heinz-Hugo fragte nach dem Preis. Aber au weh, das war doch arg viel für ein Sonntagnachmittagsvergnügen, auch wenn es etwas Einmaliges sein sollte. Nun, zum Glück gab es noch das Angebot zum Griff nach den Wolken. Das war erschwinglich.

Doch die Kinder bettelten. Papa, Papa, ich will mit, zerrte Maik an seinen Hosenbeinen und Mendi fiel in den Chor ein. Heinz-Hugo, ein erfahrener Vater, schaffte es, den Kindern das auszureden, er verwies auf die ungeheuerlichen Gefahren, und daß sie den Kuchen bei Oma und Opa dadurch verpassen könnten. Das zog.

Heinz-Hugo stellte sich auf die Abschußrampe und ließ sich das Seil an die Beine binden. Er hatte die Variante mit Rückkommgarantie gewählt, die kostete zwar ein paar Euro mehr, beruhigte aber vor allem seine Frau Eulalia, die um den Ernährer bangte. Womm machte es, und Heinz-Hugo schoß erst langsam und dann immer schneller werdend gen Himmel bis an die Unterkante der ersten schönen Gewitterwolke. "Schnell zupack, nix viel Zeit!" hatte ihm der Mann an der Kanone noch eingeschärft. Schnell griff Heinz-Hugo in die Wolken und nahm beide Hände voller Wolkenwatte mit. Das sollte Beweis seines Mutes für die Stammtischkumpel sein. Und schon begann Heinz-Hugos Rückreise. Er hatte noch Zeit, sich seine Stadt in Ruhe von oben anzusehen, verpaßte dabei aber die Landung. Es schlug ihn lang hin, und es dauerte ein paar Minuten, bis er zu sich kam. Als er aufschaute, sah er in Jopis Augen. "Mann, wat machste auch für'n Scheiß," sagte der Sani. Heinz-Hugo rappelte sich auf, Maik und Mendi rannten auf ihn zu und rissen ihm die Wolkenwatte aus den Händen. Mit leuchtenden Augen aßen und genossen sie die Wolkenwatte, die viel köstlicher schmeckte als alle Zuckerwatte dieser Erde. Sie waren stolz auf ihren Papa. Nur Eulalia schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.

Als Heinz-Hugo die Story seinen Stammtischkumpels erzählte, erntete er heftiges Gelächter. Beweisen konnte er nichts ...





P. S.
Noch fünf Tage bis Alaska



Heinz-Hugos nächstes Abenteuer

Frühlingsfestmysterium
Frühlingsfestmysterium
Klacky Feldherr vom Duloh und Schwarzer Ritter vom Hönnetal

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