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Hol über!

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Nach einer langen, langen Reise mit vielen Verwirrungen aber auch schönen Erlebnissen, mit vielen Höhen und Tiefen, hatte ich am Ende das Ziel aus den Augen verloren. Ich hatte mich verirrt.
Ich war sehr müde, zerschlagen, und durstig.

In der Nacht kam ich an einen Fluß, den ich mehr erahnen als sehen konnte. Ich wußte nicht, wo ich war, wußte aber eins: Ich muß rüber. Doch meine Kräfte reichten nicht mehr zum Schwimmen.
Da sah ich am jenseitigen Ufer schwach eine eigenartige Gestalt mit einem schmalen Boot. War es ein Nachen, war es ein Einbaum? Das konnte ich nicht erkennen.
Ich mußte es versuchen. "Hol über!" rief ich.

Und tatsächlich, er setzte sich in Bewegung und kam. Es dauerte eine Weile, bevor sein Boot leise ans Ufer stieß. Er schaute mich an und meinte "Du bist in besserer Verfassung als die meisten." Mehr sagte er nicht. Es war mir auch egal. Ich gab ihm meine letzte Münze, die er einsteckte, ohne sie anzusehen. Wir stießen ab und glitten auf den Strom hinaus. Der Mann war wie von Mondlicht beschienen, obwohl ich keinen Mond sah. Er war fast farblos. Seine Augen blieben im tiefen Schatten seiner Mütze verborgen, doch ich fühlte sie auf mir ruhen. Er sah mich an, als wisse er alles von mir.
"Wie heißt Du?" fragte ich ihn. Er gab keine Antwort.
Ich wiederholte die Frage, leicht ungeduldig.
Er schwieg lange, doch dann entgegnete er:
"Du weißt es nicht? Warum bist Du dann hier?"
Eine rätselhafte Antwort. Ich wurde ungehalten.
"Und Du sagst mir endlich, wie Du heißt."
Wieder schwieg er lange. Dann kam nur ein Wort.
"Charon"

Ich blickte mich um, sah, daß wir noch weit vom anderen Ufer weg waren, ließ mich wortlos ins Wasser gleiten und versuchte zurückzuschwimmen ...

Er sah mir nach und schüttelte den Kopf. Das war das letzte, was ich sah ...


von ihm ...








vorläufig ...













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