In Brandenburg - an einem Mittwoch...

In Brandenburg - an einem Mittwoch...

Ich hatte noch etwas Zeit an diesem kühlen, aber eigentlich freundlichen Mittwoch Abend. Mein Zug war überpünktlich und so entschloss ich mich die Zeit auf dem Bahnhofsvorplatz zu verbringen um ein paar interessante Motive aufzuspüren.
Die Kamera baumelte schon über der Schulter als ich den Bahnhofsimbiss erreichte. Mit energischem Hantieren des Besens an der Eingangstür gab mir die Person am oberen Ende des Stieles eindeutig zu verstehen, dass gleich Feierabend sein würde. Durch die schmierigen Scheiben glotzen mich von innen ein paar glasige Augen über den Rand einer Flasche hinweg an. Der dazugehörige Herr hatte sichtlich Mühe der Schwerkraft entgegenzuwirken sodass sein Kopf sich unweigerlich in Richtung Tischplatte bewegte. Die Kommunikation zwischen dem Besenschwinger und dem
Flaschenfesthalter hätte mich ja irgendwie schon noch interessiert, ich beschloss aber dennoch einem Gebäude auf der anderen Strassenseite, welches mich beim vorbeifahren schon mehrfach interessierte, mein Augenmerk zu schenken.
Geduldig wartete ich auf das grüne Ampelmännchen und überquerte die Strasse bei seinem Erscheinen. Quietschend näherte sich die Strassenbahn von links und der Fahrer signalisierte mir mit ungeminderter Fahrt, dass er in seiner Position klar im Vorteil ist und ihn und sein tonnenschweres Gefährt so schnell nichts stoppen wird. An solch einem Duell war ich nicht wirklich interessiert und so beschleunigte ich meine Schritte etwas.
Auf einer nahegelegenen Bank sitzend wechselte ich noch rasch mein Objektiv und suchte mir vor besagtem Gebäude eine geeignete Perspektive. Bis auf die beiden Strassenbahnfahrer an der Haltestelle waren kaum Personen zu sehen, so staunte ich nicht schlecht als ich die Worte „lassen sie das mal“ aus nicht definierbarer Richtung vernahm. Mit einer Intensität und Stimmlage zwischen abrutschendem Messer auf Porzellanteller und abbrechender Kreide auf Schultafel wiederholte sich der Satz „ej lassen se ditt ma sein“. Der Wortschwall schien aus der Verkaufsstelle für Industrieteiglinge zu kommen, Bäckerei ist sicherlich nicht der richtige Begriff für ein Bromat -Vollsortimenter dessen Weizenblähklumpen lackiert zu Lieblingsbrötchen werden. Wenn wenigstens die Coffee to go Becher aus dem gleichen Biomüll bestünden, aber ich schweife ab.
Ich weiss nicht ob jedem die Szene aus Jurassic Park geläufig ist in der sich die Wasseroberfläche des Wasserbechers kräuselt weil der Tyrannosaurus Rex aus dem Wald gestapft kam, jedenfalls stand die mutmaßliche Eignerin der Sirene plötzlich formatfüllend in der Eingangstür und trötete in meine Richtung „ Ick will nich uff die Bilda druff sein“. Erst jetzt begriff ich was gemeint war und ich beruhigte sie, ich würde Architekturaufnahmen machen und man würde sie bestimmt auf den Bildern nicht erkennen, zwar murmelte ich noch was wie Ästhetik und bildstörende Elemente aber sie war schon wieder in ihrer Glitzerwelt verschwunden.
Ich frag mich immer wieder warum die Menschen sich gleich so aufregen müssen aber wenn immer alles harmonisch ablaufen würde, gäbe es solche Geschichten ja nicht.

Wie jeder andere schlecht bis gar nicht recherchierte Beitrag in mehr oder weniger bekannten Medien, erhebt auch dieser Text keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit.