Retour à la liste
Iß niemals gelben Schnee nicht!

Iß niemals gelben Schnee nicht!

1 476 29

Iß niemals gelben Schnee nicht!

.






Dort hinten auf der Bank saß er lange und beobachtete sie.

Dann stand er auf, ging zur Schneefrau hin und sprach mit ihr. Besser gesagt, er versuchte es. Doch schon auf sein "Grüß Gott" kam keine Antwort, ja nicht einmal eine Reaktion. Aber er gab nicht auf, denn höflich war er ja. Er erzählte ihr was von Mügida, von Stromtrassen bzw. Nichtstromtrassen, von Nachfolge bwz. Nichtnachfolge, denn was gut ist, kann ja ewiglich währen, und von Migration und Integration. Nach jedem bedeutenden Absatz stieß er in akzentuiertes "Host mi!" aus, nicht mit Fragezeichen versehen, wie man vielleicht hätte meinen können, sondern mit einem durch Armheben verdeutlichten Ausrufezeichen. Doch die Frau reagierte nicht, zuckte nicht einmal mit der Wimper. Das brachte ihn in Rage.

So konnte man nicht mit ihm umgehen! Schließlich war er ein Ureinwohner des Landes und ein angesehenes Mitglied der Gemeinde. Beinahe hätte er es mal in den Bezirksauschuß geschafft, doch so ein Zugereister Grüner hatte ihm den Platz vor der Nase weggeschnappt. Seither fand er regelmäßig Trost im Alten Wirt und Gehör bei seinen Spezl.

Mehrmals umrundete er die Frau, von hinten sprach er leiser, fast drohend, von vorne lauter, sehr bestimmt und respekterheischend. Doch nichts tat sich. Nach einer kurzen Phase der Irritation kam er zum Thema.
"Koast koa Deutsch net?" fuhr er sie an. Keine Antwort kam.
"Mogst di net intekriern?" Die Frau ignorierte ihn weiter.
"Aba kassiern, des duast scho!" rief er ihr entgegen. Ihre Nichtanwort nahm er als Bejahung.
"Wart's no ab, di kriag i scho, du Luada!" waren seine letzten Worte an sie, denn er hatte nun einen Plan. Sie gehörte abgeschoben, aber das würde etwas dauern, und sie würde sich dem durch Schmelze entziehen. Das durfte nicht sein.

Er setzte sich wieder auf die Bank und wartete. Sein Gesicht versteckte er hinter dem Sprachrohr der einzig staatstragenden Partei seines Heimatlandes, dem Druckerzeugnis, das leider sterben mußte, weil seine wöchentliche Erscheinungsweise nicht den viel schnelleren Richtungswechseln des Staatschefs folgen konnte. Doch er, also nicht der Chef sondern der Kerl auf der Bank, verfolgte genau, was um ihn herum und vor allem um diese Frau herum geschah.

Er saß lange, viel zu lange, denn seine Blase drückte, außerdem mußte er im Alten Wirt nachfüllen und seine Spezl auf den neuesten Stand bringen, und es war trotz der strahlenden Sonne kalt, denn ein Wind pfiff durch den Park.

Dann kam sein Moment, denn niemand kam in den Park. Er stand auf, ging rüber zur Frau, schaute sich noch einmal um und schritt zur Tat.
Zack!
Bumm!
Die Schneefrau die fiel um.

Zufrieden und schnell lenkte er seine Schritte zum Alten Wirt, schaffte es aber nicht ganz, ohne sich an einem Baum mitten in den jungfräulich weißen Schnee zu erleichtern. Um das Wuidbieslverbot scherte er sich nicht. Das war für die Preißn gemacht worden, die eh nix vertrugen.









P. S.
Um die schockierenden Details dieser grauenhaften Tat nicht zu arg zu verdeutlichen, ließ ich einen Zeichweichner über Teile des Bildes laufen, doch die Bank ist klar genug erkennbar, so hoffe ich.

P. P. S.
Für Frau Heide habe ich eine klare Version, damit sie den Fall analysieren und den Täter zur Strecke bringen kann.

P. P. P. S
Der Titel wurde aufgrund einer Eingabe von Frau K. aus M. auf den landesüblichen Stand gebracht.
Vielen Dank für die aufmerksame Aufmerksamkeit!

Commentaire 29