Mauereidechsen – Ersatzschwanz

Mauereidechsen – Ersatzschwanz

Nie werde ich vergessen, wie ich als Kind einmal eine Eidechse fangen wollte, das Tier plötzlich weg war und der Schwanz vor mir herumzappelte. Seit dem fasse ich die Tiere nur noch zum Zwecke der Lebensrettung an und empfehle dies auch allen anderen Eidechseninteressenten.
In der Rubrik „Stimmt`s“ aus der ZEIT habe ich eine Erklärung zur Schwanzabwurftechnik der Eidechsen gefunden:
„Bei der Eidechse besitzt jeder Schwanzwirbel vom sechsten abwärts in seiner Mitte eine Art Sollbruchstelle. Auch das Bindegewebe ist dort schwächer. Wenn das Tier in eine gefährliche Situation gerät und sich bedroht fühlt, kann es mit einer kurzen Kontraktion des entsprechenden Ringmuskels ein kürzeres oder längeres Stück des Schwanzes abzwacken, ohne dass es zu großem Blutvergießen kommt.
Der Sinn dieser einschneidenden Maßnahme ist die Ablenkung des Feindes: Der Schwanz, der meist auffallend und farbenprächtig gemustert ist, kann nämlich noch bis zu 20 Minuten lang ein gewisses Eigenleben führen. Der Fressfeind stürzt sich auf den zuckenden Fortsatz, während sich das Reptil unauffällig aus dem Staub macht.
Im Gegensatz zu manchen anderen Tieren, die sich von Körperteilen trennen können, wächst bei der Eidechse der abgeworfene Schwanz sogar wieder nach. Allerdings ist der Ersatzschwanz nur ein schwacher Abglanz des Originals. Meist ist er nicht so aufwändig gemustert, vor allem aber enthält er kein Knochengerüst, in seinem Innern steckt nur ein ungegliederter Knorpelstab. Der Verlust des Schwanzes ist vor allem für die männlichen Echsen mit einem geringeren sozialen Status verbunden, insbesondere was die Wirkung aufs andere Geschlecht angeht. Außerdem sind die Tiere in der Regenerationsphase eine leichtere Beute für ihre Feinde – das Nachwachsen erfordert viel Energie, und die Tiere sind weniger wendig. Deshalb setzen Eidechsen die Autotomie wirklich nur als letztes Mittel ein, wenn sie ihr Leben bedroht sehen. Christoph Drösser“
http://www.zeit.de/2005/39/Stimmts_39
Nahetal, 01.05.14.
Nikon D300, Nikkor AF 4/200, aus der Hand.