Mit den “Löffeldok” unterwegs - dritter Teil
Nie hätte ich geahnt das gerade diese Geschichte über “Löffeldok” oder auch "HOBBY-DOK" genannt jemals soviel Feedback finden wird.
Meldeten sich plötzlich Menschen die ihm ebenfalls kennen gelernt hatten in seiner sprichwörtlichen gemütlichen Art.
Deren TÜV - ihre Diensttauglich für den Fahrdienst er regelmäßig abnimmt.
Alle jetzt aufzuzählen würde den Rahmen der “FC” sprengen.
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Die Rauchkammer der 01 2204 war endlich von Lösche befreit. Ebenso das Zeug was über der Pufferbohle noch herumlag erst mal grob abgekehrt. Dann wurde noch am Wasserkran mit dem dortigen Spritzschlauch die Feinreinigung betrieben.
Letztendlich noch die restlichen Lager und Steuerungsteile auf der linken Seite, an die wir wegen des Kanals nicht rankamen, mit Öl versorgt.
Schnell auch der fehlenden Sand ergänzt damit waren wir im Grunde genommen einsatzfähig für unsere Saaletal Tour.
Um ohne größere Verzögerung dann pünktlich zur Lokübergabezeit starten zu können wählten wir den strategisch günstigen Parkplatz ein Gleis weiter rechts.
Vor auf die Drehscheibe eine halbe Umdrehung mit dem Karussell und zurück nach Gl. 30 gefahren. Weil nur von dort aus direkt zügig über die Drehscheibe aus dem Bw gefahren werden kann.
Sonntag ohne Mittagessen das geht gar nicht. Also los die Kantine stürmen um danach gut gestärkt mit bester Laune in den sozialistischen Wettbewerb übergehen zu können.
Wobei unser Parole lautete; - “Wie die Verpflegung so die Bewegung”.
Wir bewegten uns zügig in froher Erwartung, ein Zuruf noch im eiligen Lauf zur Lok. Der Drehscheibenwärter wusste über unser Anliegen bereits bescheit. Mit seiner Winkerscheibe gab er Ra2 (herkommen) gleichzeitig krächzte heisern “Gääg, Gääg” das komische Ding auf seiner Drehscheibenbude.
Ein Achtungspfiff unserseits los ging’s vorbei an der Lok- Übergabestelle in den Bahnhof. Wo am ganz anderen Ende, fast bei W2 in Gl. 102 abgestellt unser Zug stand. Bestehend aus einer lächerlichen vierteilige Doppelstockeinheit von 13 Achsen mit 126 t Wagengewischt. Damit ist die Lok allein (171t) schon schwerer als der ganze Zug.
Schwerstarbeit wurde meinen Löffeldok dabei kaum abverlangt dafür stieg unser Spaßfaktor.
Jetzt wurde es ernst mehr oder weniger. Kaum am Zug P 4004 begann das Vorheizen des selben, Dampf kochen war angesagt. Am letzten Wagen musste ich den Heizhahn noch entsprechend etwas drosseln um die Funktion der Dampfheizung zu gewährleisten. Um nicht Löfflers- Dampf einfach nur in die Luft zu blasen.
Vor in den Personenbahnhof nach Gl. 2. Aber dabei mit dem Führerhaus bewusst so und genau am Treppenaufgang halten. Um unsere Fahrgäste schon mal in Augenschein zu nehmen zu können. Dazu sagte man auch in unseren Kreisen die Parade abnehmen. Was verständlich zu wärmeren Zeiten im Sommer z.B. uns da von hoch oben wesendlich attraktiver Einblicke verschafft.
Abfahrzeit, 13.17 Uhr Achtungspiff ab geht’s.
Mit Hf 2 starten wir zunächst über eine äußerst waghalsige angelegte Weichenstraße. Schlängeln uns hart nach rechts dann gleich wieder nach links elegant mit der hinter uns mal hin und her wankenden Doppelstockeinheit aus Gl. 2. Um das Stellwerk B1 eng herum zielgerichtet auf die Saalebahn zu.
Jedoch nicht ohne uns mit eine längeren Achtungspfiff winkend Richtung Bw zu verabschieden.
Heute ist mir klar das dies mehr unbewusst auch den Stellwerk zu gute kam. Vielleicht sogar ….. man weis es nicht.
Wie ich erst jetzt erfuhr nannte man oben im Stellwerk B1 diese Züge auch Todeszüge. Weil immer dabei die große Gefahr mitspielte beim verlassen des Stellwerks unter die Räder zu kommen. Bedingt wegen der nur sehr geringen Einsicht aber auch des Abstandes.
Es waren nicht immer Doppelstockwagen
Für mich dagegen auf der Lok war es immer etwas besonderes gekonnt diese engen Radien zu durchfahren. Wobei die sonst so gutmütige, wie ein Brett auf dem Gleis liegende Altbau 01, schon mal zu schaukeln begann.
Schnell zu schnell wahrscheinlich waren wir mit den vier Hutschachteln am Zugharken in Fahrt gekommen. Dafür zeigte uns dann das Einfahrsignal von Bhf. Rudolstadt Schwarza mal lässig den Daumen, - “Hf 0” Halt.
Lange kein Grund um sich aufzuregen runter vom Bock an den Fernsprecher. Das Handy war ja noch lange nicht erfunden.
Schön kurbeln, dann krächzte schon die Fahrdienstleiter Stimme am anderen Ende der Leitung. Um mir lapidar mitzuteilen das übers Dreieck (Blankenburg - Rudolstadt/ Schwarza) ein Sonderzug von Arnstadt vorgefahren sei.
Listig oder voraussehend, wer weis, hatte ich die Kamera natürlich am Mann.
Somit ist ein weiteres Bild, bei dem inzwischen leider eingetrübten Wetter, vom unseren “Löffeldok” an diesen Tag entstanden.
Stolz und weit hängt er sich mit seinen jugendlichen Körber dabei zum Führerhausfenster heraus. Man könnte denken die 204 hätte dadurch wirklich leichte Schlagseite bekommen.
Ein verdächtiges klappern hinter meinen Rücken sagte mir das wir in Rudolstadt/Schwarza nun doch willkommen sind.
Von Heizerqualitäten zeugt der Qualm welcher sich sachte durch den Schornstein hinaus zwängt. Weit weg von den Manieren mancher alten Heizer wo bei geschlossenen Regler ständig ein belästigendes stark zischendes Geräusch vernehmbar einen auf den Geist geht. Der Hilfsbläser immer meist in einer Stellung unmöglich weit aus Bequemlichkeit geöffnet bleibt.
Rein in den Bahnhof locker mit dem Zügle weiter bis Camburg. Soweit lief alles im Führerstand spaßig normal, wie am Schnürchen, ohne den geringsten Grund das ich hätte eingreifen müssen. Warum auch bei einer ausgelasteten Lz- Fahrt. So ein Zug fuhren wir früher mit der P8 nach Großheringen ohne uns dabei zu übernehmen.
Wenn auch der Kalender Sonntag anzeigte lief heute alles etwas anders als nach Plan. Die große Pause von gut 3 Stunden war uns diesmal nicht vergönnt. Wegen einer Fplo wurden wir den Zug in Camburg eben nicht los.
Diesmal schossen wir über unser sonstiges Ziel hinaus die Fuhre ging weiter bis Naumburg.
Kein Problem für die Starlok aus Dresden deren Status auch im Bw Saalfeld bewahrt wurde. Sowie den Zug und einen der gern schaufelte wie mein Semester- Linksaußen dessen Name ausgerechnet “Löffler” lautete.
Da ein drehen in Naumburg nicht möglich war blieb uns nichts anderes übrig Tender voran zurück nach Camburg zu fahren. Bei der Gelegenheit wurde gleich noch Wasser genommen und die großen Lager nachgeschaut.
Dann aber schnellstmöglich Tender voran wieder Richtung Naumburg in See gestochen um dort bereits den P 4009 dann zu übernehmen.
Die Rückfahrt in die Dunkelheit hinein zum Zielbahnhof Saalfeld mit einen Zug der etwas schwerer war verlief wiederum locker entspannt ohne irgendwelche Vorkommnisse die zu erwähnen es Wert waren.
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Mittlerweile kam mir ein weitere Spitzname meines damaligen Studentenheizers zu Ohren der da lautet
"HOBBY DOKTOR".
Wobei persönlich ich „Löffeldok“ schon schmeichelnder, irgendwie passender finde.
Übrigens hatte “Löffeldok” mit mir im November 1980 noch zweimal das Vergnügen mit einer Altbau 01 unterwegs zu seien.
Das ist wiederum genug Stoff für den kommenden Freitag denke ich.
In dem Sinne würde ich sagen schön neugierig bleiben !
Euer Ralf
94 2105 10/03/2012 21:39
Das ist wieder eine richtig tolle Aufnahme + Geschichte Ralf!Klar war es schade das die 204 gegen Devisen verkauft wurde, aber immerhin wurde sie so erhalten, wenn auch heute leider sehr versteckt. :-(
Viele Grüße
Felix
BR 45 10/03/2012 18:22
Ralf,das ist wieder "ganz grosses Kino", Dein Bild incl.Geschichte.Auch wenn der Freitag bei mir nicht automatisch WE bedeutet freu ich mich immer auf Deine Bildgeschichten.
Liebe Grüsse Max
Hartmut Wohlfarth 09/03/2012 16:30
Wieder eine schöne Nostalgie Aufnahme von der Großohrigen zeigst Du hier und Dein Bericht ist wie immer Umwerfend. Schmunzeln muss ich über die Wellblechhütte Links, so was Sieht man heute auch nicht mehr ;-) !!!Ich war heute auch auf der Saalebahn Unterwegs und habe ein FC Freund mit seinen ICE Abgelichtet.
LG Hartmut
Michael PK 09/03/2012 15:26
Das Bild ist sehr schön anzusehen und die passende Story lieferst Du gleich wieder mit.Tolles FreitagsprogrammKlaus Kieslich 09/03/2012 13:05
Eine super PräsentationGruß Klaus
Dieter Jüngling 09/03/2012 11:39
Was wäre ein Freitag ohne deine Eisenbahngeschichten? Einfach wieder lesenswert und interessant. Die 01 2204 war ja mal so die heimliche oder gewünschte Traditionslok des DMV. Aber die DR-Obersten hatten andere Pläne mit ihr. Schließlich brauchte man Devisen.Danke fürs Erzählen und Zeigen.
Gruß D. J.
Stephan Schenk ( `Der Leitermann` ) 09/03/2012 11:05
Hallo Ralf,wieder eine nette Geschichte zum Freitag - herzlichen Dank!
Ich fühle mich jedenfalls für 10min. immer in die frühere Zeit zurück versetzt, kannte ich den Betriebsablauf ja nur als Fahrgast oder später als Fotograph.
beste Grüße aus Köln, Stephan