Ort ohne Rückkehr...
Der Sommer kam und mit ihm ein gewaltiges Ansteigen der Typhusfälle. Rudek, Krankenpfleger im Block 7, kräftig gebaut und in hervorragender körperlicher Verfassung, ging schon nach wenigen Krankheitstagen "dahin". Menschen mit starkem Organismus und normalem Gewicht, gesunde Leute erlagen der Typhuswelle rascher und leichter. Die mit geschwächtem Organismus erwiesen sich als widerstandsfähiger. Ein abgehärteter Muselmann konnte Typhus und Rekonvaleszenz leichter bestehen. Bei einer erniedrigten Körpertemperatur verspürte der Organismus nicht so ein großes Bedürfnis nach Flüssigkeit, und später begnügte er sich mit geringeren Essensrationen.
Bedenkt, in dem isolierten und ummauerten Block gab es außer der Regentonne nirgends einen Tropfen Wasser zu holen ! Nur selten gelang es, den in ganz Birkenau schwer erhältlichen Nektar durch das Barackenfenster zu Preisen wie ein Stück Brot oder etwas Suppe zu erhandeln - eine etwas muffig riechende, immer dreckige Brühe in einer rostigen Blechdose.
Bisweilen schlichen nachts "Gespenster", angetrieben von fiebrigen Haluzinationen, umher und versuchten, die Ummauerung des Blocks zu überwinden - hauptsächlich auf der Suche nach Wasser; wer sich nicht beherrschen konnte, beschleunigte auf diese Weise sein Ende...
Ende August, Anfang September an einem - anderswo - schönen, heißen Tag haben die Bewohner des Blocks 9 Gelegenheit einen Vorgeschmack der späteren Selektionen zu bekommen. Für irgendein Vergehen bleibt unser Block nach dem Mittagsappell stehen. Das längere stehen begleiten die normal dazugehörenden Schikanen, vor allem werden diejenigen gequält, die sich nicht auf den Beinen halten oder physiologische Bedürfnisse nicht zurückhalten können. Anschließend wird jeder zehnte in den Bunker nach Block 11 ausgewählt. Ich stehe in der zweiten Reihe. Mützen ab ! Bis zehn abzählen. Jeder Zehnte raus !
(Quelle: Überlegungen im Warteraum zum Gas von Adolf Gawalewicz)
Unterwegs in Auschwitz - Birkenau mit meinem Freund Joachim Irelandeddie
Urs V58 12/06/2017 22:58
Die Düsterheit des Grauens hast du einmal mehr sehr gut dargestellt!LG Urs
Karin.M 09/06/2017 19:00
Nie wieder diese Grausamkeit!Eine ganz besonders starke Perspektive!Für Deine Aufnahme und die aufwendige Beschreibung von mir wieder ein großes Kompliment!LG Karin
Nebelhexe 09/06/2017 15:56
Manches Grauen kann man einfach nicht begreifen...LG
Mary.D. 09/06/2017 10:15
Das hast du gut festgehalten...!Der Titel paßt sehr gut dazu...es war eine schlimme Zeit.
LG Mary
† BlauerKlausi 08/06/2017 20:51
Das Bild alleine bedrückend genug, der Text der Hammer!Heul in mich rein.
Gruß Blauerklausi
Joachim Irelandeddie 08/06/2017 20:43
Immer wieder fassungslos lese ich die grausamen Geschichten die du hier nieder geschrieben hast! Ein Ort des Grauens und der Mahnung der nie in Vergessenheit geraten darf! Eine sehr gute dunkle Bearbeitung!lg eddie
ammerguide 08/06/2017 20:20
Ein Jägerstand, der auf keinen Fall akzeptanz finden darf.