Jolifanto1960


Premium (World), Mutlangen

Santa Maria Immacolata III

Und zwischendurch wieder mal was aus der "schwarzen" Serie:

Bei der Ankunft in Longarone nimmt man vor allem eins wahr: Beton. Unglaublich viel Beton. – Brutaler Beton, der schnell hochgezogen und gesichtslos scheint; Beton, der aber auch aussieht als wolle er sagen: Macht euch keine Sorgen, hier seid ihr sicher. Info-Tafeln in der Stadt informieren, warum Longarone aussieht wie es aussieht. Welch leidvollen Grund dieser ganze 60er-Jahre-Beton hat.
Das Undenkbare, Unbegreifliche passierte am 9. Oktober 1963, um 22:39 Uhr: Durch das Aufstauen des Vajont-Stausees kam es am labilen Monte Toc zu einem riesigen Bergrutsch, der wiederum eine große Flutwelle nach sich zog. Das Wasser stürzte über die Mauerkrone, die wie durch ein Wunder stehen blieb, schwappte innerhalb kürzester Zeit über Longarone und zerstörte den Ort vollständig. Rund 2.000 Menschen starben, nur einige wenige Einwohner überlebten.
Die Marienkirche der "unbefleckten Empfängnis" wurde in Longarone 1983 - nach vielen Streitigkeiten erst zwanzig Jahre nach der Katastrophe von Vajont - am 9. Oktober 1983 eingeweiht. Die im Zentrum gelegene Kirche gilt als "das" Symbol des neuen Longarone, wurde auf den Ruinen der alten Pfarrkirche errichtet und ist den Opfern von Vajont gewidmet. Die Kirche versteht sich als Anti-Staumauer, als Kalvarienberg für die zerstörte und wiederaufgebaute Stadt. Planer dieser expressionistischen Kirche war der toskanische Architekt Giovanni Michelucci , ein Protagonist der italienischen Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Angesichts der Tragik geht für mich hier nur SW.

Für mich war der Besuch in Longarone auch eine Zeitreise in meine Kindheit. Ab 1967 fuhren wir jeden Sommer durch diese Stadt, am Vajont vorbei und durchs Val Celina in den Sommerurlaub an die Adria. Dies waren damals noch richtige Expeditionen, denn es gab noch keine Tauern-Autobahn oder die ausgebaute "Alemagna" (SS 51 und A 27).

Anfang Juni 2022

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