Anemonen
Rainer Maria Rilke
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Die Sonette an Orpheus . 1. Auflage 1923
V
Blumenmuskel, der der Anemone
Wiesenmorgen nach und nach erschließt,
bis in ihren Schoß das polyphone
Licht der lauten Himmel sich ergießt,
in den stillen Blütenstern gespannter
Muskel des unendlichen Empfangs,
manchmal so von Fülle übermannter,
daß der Ruhewink des Untergangs
kaum vermag die weitzurückgeschnellten
Blätterränder dir zurückzugeben:
du, Entschluß und Kraft von wieviel Welten!
Wir Gewaltsamen, wir währen länger.
Aber wann, in welchem aller Leben,
sind wir endlich offen und Empfänger?
J.E. Zimosch 13/02/2010 19:48
Bild und Poesie.Gruß
J.E.
LauraFlorence 13/02/2010 19:45
Bearbeitung und Gedicht gefallen mir ausgezeichnet.. und mögen die Aemonen doch bitte dem Frühling zuwinken.. er möge bald kommen.LG und einen schönen Sonntag
Laura