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Blick in die Tiefe......

Blick in die Tiefe......

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Klaus-Peter Beck


Premium (World), Bergheim

Blick in die Tiefe......

Das Treppenhaus, im Roten Haus, Monschau.

Eine freitragende Treppe im Foyer, die dem Roten Haus ein fast schlossartiges Ambiente verleiht, zeigt als Verzierung in 21 Kartuschen alle wesentlichen Schritte der Tuchherstellung vom Waschen der Wolle, über das Spulen, Spinnen, Weben, Scheren und Rauen des Tuches bis hin zum Abtransport des fertigen Tuchs – im Stile der Zeit von barocken Putti dargestellt.

Auch für die Treppenmotive zur Tuchherstellung gibt es keine direkten Vorbilder. Offenbar hat Scheibler – bei aller barocken Ornamentik – den Kunsthandwerkern klare Vorgaben gegeben, denn die Darstellungen zeigen präzis die grundlegenden Abläufe der Tuchherstellung zu Zeiten Scheiblers und – das ist der Beleg für den direkten Einfluss des Bauherrn – auch bestimmte von ihm selbst eingeführte Innovationen: etwa das Färben der Wolle statt des ganzen Tuchs. Im Vergleich mit anderen Bildzyklen der Zeit zur Tuchherstellung sind weitere Spezifika der Monschauer Darstellung erkennbar, die mit der Arbeitsweise im Scheiblerischen Betrieb überstimmen, zum Beispiel die Verwendung einer Hammerwalke. Nach einem Vergleich solcher Bildzyklen kommt die Volkskunderlin Kerkhoff-Hader zu dem Ergebnis: "Die Herstellungsphasen scheinen als im Ganzen betrachtet auf die spezielle Situation des Scheiblerischen Unternehmens hin konzipiert zu sein." Da der Künstler damit rechnen musste, dass sein fachkundiger Auftraggeber das Ergebnis kompetent und kritisch bewerten würde, wird man davon ausgehen können, dass sich die Darstellung sehr genau „an den realen Produktionsverhältnissen“ orientierte.[17] Zugleich wird die realistische Dokumentation aber durch die idyllische Darstellung mit Putti und in reich ornamentierten Zierrahmenwerk gebrochen und „geschönt“.

Die große künstlerische Leistung dieser Schnitzerei ist die Reduktion des komplexen Herstellungsprozesses auf einfache, eben holzschnittartige Allegorien einerseits, und die realitätsnähe Dokumentation von Arbeitsweisen und Techniken der Zeit anderseits. Die Treppe ist in dieser sehr spezifischen Kombination aus Rokoko und Realismus einzigartig.

Auf der Innenseite der Treppe werden in ähnlicher Form die Jahreszeiten, die Tageszeiten und die Elemente in Allegorien dargestellt. Eine weitere Treppe, die allerdings nicht öffentlich zugänglich ist, zeigt Darstellungen der vier Jahreszeiten, der zwölf Monate, des Sündenfalls und des Todes.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rotes_Haus_%28Monschau%29

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