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Blutiger Boden 1

Eine Wegkreuzung bei Plancenoit, nahe der alten Straße von Namur nach Brüssel. Am Nachmittag des 18. Juni 1815 waren auf diesen friedlichen Weiden Napoleon Bonapartes Reserven, die "junge" und die "mittlere" Garde aufgestellt. Mit der berühmten "alten Garde" gedachte der Kaiser die Schlacht von Waterloo zu seinen Gunsten zu entscheiden, und die Linien der Koaltitionstruppen unter Führung Wellingtons zu durchbrechen, die etwa einen Kilometer zur linken aufgestellt waren.
Gegen Abend sahen Posten aus der Blickrichtung Truppen heranmarschieren. Zunächst dachte man, es wäre das Korps Marschall Grouchys, der die kurz zuvor bei Ligny geschlagenen Preußen verfolgte hatte und jetzt zur Verstärkung herankam. Statt dessen waren es die Preußen selbst, die Grouchy "abgehängt" hatten.
Wer diesen alten Weg zwei Stunden später hätte benutzen wollen, hätte buchstäblich über Berge von Leichen, Verwundeten und toten und verletzten Pferden steigen müssen.
Wie viele hier starben oder verwundet wurden? Insgesamt starben etwa 100.000 hier, bei Waterloo, nicht gezählt die Toten der vorausgegangenen Schlachten von Ligny und Quatre Bras...
Aber niemand hat sie so richtig gezählt. An dieser Stelle, die auf dem Bild zu sehen ist, werden es 10.000 bis 20.000 gewesen sein, es war ja nur "der Abschaum der Erde", wie Wellington seine Soldaten nannte. Aber am Abend, als er über das Schlachtfeld ritt um an der Kreuzung von Belle Alliance seinen Verbündeten Blücher zu treffen, muß ihn doch eine Spur von Unwohlsein oder gar Mitgefühl befallen haben, denn von ihm wird der Satz überliefert: "Next to a battle lost, the greatest misery is a battle gained." - Nächst einer verlorenen Schlacht ist das größte Elend eine gewonnene Schlacht...

Beruflich und privat komme ich immer wieder an Orte wo "Geschichte gemacht" wurde, und meist mache ich dann auch Fotos. Daraus entstand diese Miniserie mit ein paar Gedanken und Assoziationen.

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