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Der innere Schweinehund

Der innere Schweinehund

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Klaus Tesching


Premium (World), hinter den sieben Bergen

Der innere Schweinehund


Ich war beim Radiologen, wollte endlich wissen, was es mit meinem inneren Schweinehund auf sich hat. Na ja, was soll ich sagen? Da war er, mitten auf dem Bildschirm, gemütlich eingerollt, grinste mich frech an. "Tja," sagte der Radiologe, "der scheint sich bei Ihnen ziemlich wohl zu fühlen."

"Und wie werde ich ihn los?", fragte ich.
Der Radiologe schmunzelte. "Mit viel Disziplin und ein bisschen Sturheit. Vielleicht hilft es, ihn ein bisschen zu ärgern. Bewegung, gesunde Ernährung, und nicht immer nachgeben, wenn er es sich bequem machen will."

Ich schaute wieder auf den Bildschirm. Der Schweinehund rümpfte die Nase, als hätte er alles genau gehört. Na warte, dachte ich, jetzt ist Schluss mit der Gemütlichkeit. Dir werde ich es zeigen, und zwar richtig!

Am nächsten Morgen stand ich früher auf als sonst. Ich schnürte meine Laufschuhe, während der innere Schweinehund auf seinem Lieblingsplatz, meiner Couch, schmollend zusah. Mit jedem Schritt, den ich durch den Park lief, hörte ich ihn leise knurren. "Das gefällt dir nicht, was?", dachte ich grinsend. Später ließ ich das Frühstücksbrot liegen und machte mir stattdessen einen grünen Smoothie. Der Schweinehund verzog das Gesicht, als hätte ich ihm etwas Schreckliches angetan.

Abends, als ich noch eine Runde spazieren ging, hörte ich ihn leise jammern: "Müssen wir das wirklich tun?" Ja, müssen wir, dachte ich entschlossen. Es war Zeit, ihm zu zeigen, dass ich hier das Sagen hatte.

"Und was ist mit den Leberkässemmeln und dem Weißbier?", höhnte der Schweinehund in meinem Kopf, als ich an der Metzgerei vorbeiging. Ich spürte die Versuchung, der vertraute Duft schlich sich in meine Nase. Aber ich biss die Zähne zusammen. "Nicht heute, mein Freund. Heute gibt es Salat und Wasser." Ich konnte förmlich hören, wie der Schweinehund empört die Augen verdrehte. "Das ist ja Folter!" Aber ich lächelte nur. Es war erst der Anfang.

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