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Sylvia M.


Free Account, Austria

Der Kamelflüsterer

EIN INNIGES BILD UND EINE SINNLICHE GESCHICHTE FÜR MEINE FC FREUNDE:
Ich wachte mitten in der Nacht auf und sah die Sterne, die wie Brillanten am nachtschwarzen Himmel blitzten. Der Wüstenwind war frisch und strich mir über das Gesicht, durch das Haar, er brachte den Geruch der beiden Kamele, einen harzigen Moschusgeruch, vermischt mit ihrem Dung. Die Kamele lagen fast neben mir, mit erhobenen Köpfen die leicht hin und her schaukelten. Sie ließen die Unterlippe hängen. Ich richtete mich auf und betrachtete meinen Begleiter, einen Mann der Wüste. Er hatte seinen Kopf wieder in diese meterlangen Tücher gerollt, so geschickt, dass sie gleichzeitig ein weiches Polster für den Kopf und die Arme boten, er lag auf der Seite und ich konnte sein Profil studieren, die scharfe, gebogene Nase, sensible Lippen, die sanft geschwungenen Augenbrauen, die entblößten Unterarme. Kräftige, dunkle Arme und sehr schmale, sensible Hände, die viele Menschen der Wüste besitzen. Ich bewundere diese Menschen seit ich denken kann, die mit ergreifender Anmut archaische Dinge tun. Dinge, wie Kamele tränken, Dinge, wie einen Brunnen in der Wüste suchen, einen Rastplatz der sicher ist......
Ich bin eingetaucht wie eine Süchtige, wie eine Dürstende in diese fremde Welt. Das Geheimnis Wüste, das mich schon in meiner Kindheit gelockt hatte. Diese Welt von Gefühl und Geruch, Entsagung und Begierden, ich hatte mich nach seinem ersten Kuss gesehnt, wie nach dem ersten Schluck Wasser nach einem langen Kamelritt, hatte die Augen geschlossen und einfach gewartet, während er sich um die Dinge kümmerte, von denen ich nichts verstand. Habe sehnsuchtsvoll darauf gewartet, dass er sich endlich über mein Gesicht beugen wird, dass er endlich seine Lippen auf meine legen würde. Von der Hitze und der Trockenheit aufgesprungene Lippen mit weichen tiefen Fruchen, heiße trockene und gleichzetig unglaublich sensible Lippen. Ich habe all das gewollt, dass er mein Haar nahm, um sein Gesicht damit zu bedecken. Niemlas war ich mir meiner weißen Haut so bewußt als in dieser Nacht, als der Mond in der Wüste auf meinen nackten Körper schien. Niemals hatte ich einen dunkleren und kräftigeren Körper auf mir gehabt, der so wild und gleichzeitig so besorgt war, mir nicht weh zu tun. Seine Stirn, mal von der Konzentration auf meine Reaktionen in tiefe Falten gelegt, und dann wieder weich und gelöst, wenn er sicher war, dass ich ihm folgte, dass ich alles genoß, alles, während die Sterne über uns zusammenstürzten und die Kamele leise schnaubend neben uns lagen. Während er mich liebte, sprach er arabisch. Es klang weich, zärtlich und poetisch. Ich war mir sicher, keinen dieser Laute würde ich vergessen, und nichts würde damit je vergleichbar sein. Ganz, als habe mein Leben nur darin bestanden, die Zeit bis zu diesem Augenblick zu überbrücken, wo ein Beduine in der Rhub al Khali mich liebte.

Nachtrag: Beim Stöbern auf dem Dachboden fand ich einen alten Schulaufsatz (war 15 Jahre jung) hier ein Auszug: " Ich werde meine Hände und Füße mit Henna bemalen und werde lernen mit einem Falken zu jagen.
Mein Mann der Wüste wird mir einen Falken schenken mit goldenem Gefieder, beim Festmahl im Beduinenzelt wird mein Falke hinter mir sitzen und mich bewachen mit scharfen Augen. Ich werde die Sprache der Beduinen lernen, und der Rhythmus ihrer Tage wird mein Rhyhtmus werden. Mein Geliebter wird mir ein Pferd schenken, einen wilden Wüstenhengst, und ich werde lernen ihn zu zähmen. Ich werde ein Leben haben wie in meinen Träumen, wild und wunderbar. Wir werden in der Wüste schlafen neben unseren Kamelen. Wir werden Wasser aus Lederschläuchen trinken. Ich werde eine Wüstentochter sein und unter Beduinen leben wie eine Einheimische, in wallenden arabischen Gewändern. Ich werde einen Hammel schlachten lassen, wenn mein Geliebter von der Reise zurückkommt, und ihm Rosenwasser über die Hände gießen. Wir werden ein Lehmhaus haben, und hinter den Lehmmauern einen Garten anlegen, Datteln und Feigen pflanzen und Olivenbäume wässern. Abends werden wir unsere Füße im klaren Wasser eines Wadis kühlen, und mein Geliebter wird mir den Sternenhimmel erklären."
Ist schon seltsam - diese Wüstensehnsucht ist mir wohl in die Wiege gelegt.

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