Der Krieg
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.
In den Abendlärm der Städte fällt es weit,
Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit,
Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.
Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.
In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.
Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
In der Ferne ein Geläute dünn
Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.
Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.
Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.
Über runder Mauern blauem Flammenschwall
Steht er, über schwarzer Gassen Waffenschall.
In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein
Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.
Und mit tausend roten Zipfelmützen weit
Sind die finstren Ebnen flackend überstreut,
Und was unten auf den Straßen wimmelt hin und her,
Fegt er in die Feuerhaufen, daß die Flamme brenne mehr.
Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald,
Gelbe Fledermäuse zackig in das Laub gekrallt.
Seine Stange haut er wie ein Köhlerknecht
In die Bäume, daß das Feuer brause recht.
Eine große Stadt versank in gelbem Rauch,
Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch.
Aber riesig über glühnden Trümmern steht
Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht,
Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein,
In des toten Dunkels kalten Wüstenein,
Daß er mit dem Brande weit die Nacht verdorr,
Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh.
Georg Heym (1887 - 1912)
http://www.youtube.com/watch?v=L0bcRCCg01I
Gustav Holst - The Planets - Mars, the Bringer of War
Ach ja, ich bin mir bewusst, dass dieses Bild nicht 100 Pro in diese Sektion passt. Da das "Ausgangsmaterial" aber ein Soldatengrab ist und ich nicht weiss, wo dieses Bild sonst hinpasst, lass ich es hier in der "Friedhofssektion"....
Und wieso überhaupt so ein Bild? Ich bin in letzter Zeit immer mal wieder über Soldatengräber "gestolpert" und irgendwie hat es mich dann doch gereizt, daraus was zu machen. Und da die von mir gesehenen Gräber in der Regel immer noch einen Hauch von "Ehre" und "für Gott und Vaterland" verströmen, wollte ich mit meiner Bearbeitung einen Kontrapunkt setzen.
Ars moriendi 21/11/2011 0:48
Habs mir schon gedacht ;-DFielmann76 16/11/2011 23:14
jupp! ... der kontrapunkt ist dir gelungen ... gefällt!!!!lg
weisse feder 15/11/2011 23:47
als ich das rot sah, dachte ich auch sofort an blut... und ja, die tonung passt sehr sehr gut zu diesem grab und all dem was man so damit verbindet... schauerlich... aber realität.... toll gemacht..lg.weisse federMarcus Propostus 15/11/2011 21:05
@ Sandra: Rot = Feuer und Blut. Bei der Farbe hab ich mir schon was gedacht, gell ;-)Ars moriendi 15/11/2011 10:32
Krass das. Kommt wirklich gut und weiß zu gefallen. Ein Fav.Obwohl...
...rot?
Na ja. Geht scho´ irgendwie ;-D
Der HG erinnert mich an meine Photokiste in der noch Fotos versteckt sind vom Urgroßvater aus dem ersten und zweitem Weltkrieg.
Schon schauerlich...
Manfred.Weis 14/11/2011 15:57
Der ganze Irrsinn eines jeden Krieges spricht aus deinem Bild.Stark gemacht !!Karin Ueberrhein 14/11/2011 0:36
Ich setze ja ungern meine Fotos drunter, aber mich schockiert das immer wieder...............! Vaterland und Held sind die schlimmsten Wörter in diesem Zusammenhang!LG Karin
Schoengeist 13/11/2011 23:30
Heftigst in dieser Tonung von Blut und Feuer, aber das ist der "Arbeitsplatz" von Soldaten, wenn es in den Krieg geht. Die harten Kontraste unterstreichen das nochmals. Sie sterben für Dinge, die sie oft nicht mal zu verantworten haben, traurig, sehr traurig.vG
Schoengeist