Der Paß - Der Frauenarzt von Bischofsbrück Revival Folge 8

Der Paß - Der Frauenarzt von Bischofsbrück Revival Folge 8

Er wollte auf Goethes Spuren wandeln.
In der Stadtbibliothek hatte er sich alles reingezogen, was Goethe über seine Italienreise geschrieben hatte.
Auch, was andere über Goethes Italienreise geschrieben hatten.
Auch, was andere über die Toskana geschrieben hatten.

Auf jeden Fall wollte er sich langsam und genußvoll seinem Ziel nähern.
Da es keine Postkutschen mehr gab, reiste er mit dem Fernreisebus an.
Im Zentralen Omnibusbahnhof seiner Stadt war zu zugestiegen und bald umgeben von einer lärmenden Schar Kinder und wild gestikulierender Omas.
Sie nahmen ihn in ihre Mitte auf, als sei er einer von ihnen. Vom Brenner sah er nichts. Von der Po-Ebene auch nicht. Aber sein Italienisch wurde besser.

In Modena stieg er aus. Er wollte noch langsamer werden. Vor allem brauchte er Ruhe, um sich den Kopf für den wunderbaren Blick über die sanft gewellten Hügel der Toskana freizumachen.

Oben, vom letzten Paß des Apennin würde er hinunterschauen können auf die grünen Wellen der lieblichen Toskana. Unterwegs übte er immer wieder, wie er sie begrüßen würde. Mit ausgebreiteten Armen würde er "Geliebte Toskana, hier komme ich" ausstoßen und dann andächtig auf die Knie fallen.

Und da stand er nun, auf dem letzten Paß und schaute nach vorne.
Er stierte nach vorne.
Er erstarrte, fiel auf die Knie und fing bitterlich an zu weinen.
So hatte er sich das nicht vorgestellt!

Ach, wäre er doch in Bischofsbrück geblieben ...


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