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Der Wecker und die alte Dame

Der Wecker und die alte Dame

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Der Wecker und die alte Dame

Der Wecker klingelt weiter. Ich hole erneut aus. Scheppernd prallt der Wecker am anderen Ende des Zimmers gegen die Wand und bleibt immer noch klingelnd liegen. Der Versuch den Lärm zu überhören nimmt seinen normalen sonderbaren Lauf. Ich drücke mir die Bettdecke ins Gesicht. Wie gewohnt bringt es nicht wirklich viel. Zu verschlafen um mich daran zu stören, für einen Moment.

Torkelnd greife ich nach dem Wecker und falle fast um beim ausbalancieren und lehne mich komisch verdreht an die Wand um mich einen Moment später mit dem Wecker in der Hand davon abzustossen.
Während die Kaffeemaschine sich darauf vorbereitet mir meinen Kaffee zuzubereiten lege ich den Wecker in den Backofen. Das schrille Geräusch wird dort zu einem leisen Wimmern und er könnte einem fast Leid tun, wenn man es nicht besser wüsste. Es ist bloss ein alter Wecker und, was das besondere daran ist, er lässt sich nicht mehr ausschalten. Wenn er klingelt, dann ganze 12 Stunden. Ich kann gut damit leben. Fast schon vermissen würde ich ihn, wenn er weg wäre.

Ich nehme mir den Kaffee und setzte mich auf die Toilette, zünde mir eine Zigarette an. Als ich wieder aufwache hat der Teppich im Bad ein weiteres Loch und ein Geruch von verbranntem synthetischem Zeugs liegt in der Luft. Die Scherben der Kaffeetasse vermischen sich mit denen welche schon dort liegen und der Kaffee kringelt sich den Abfluss in der Mitte des Raumes hinab. Ich gehe zum Wandschrank und hole mir einen Hammer und eine Zange. Ich reisse den Abfluss raus und beginne mit dem Hammer den Boden darum aufzubrechen. Als die eine Seite des Abflusses freiliegt hole ich meine Kamera und mache ein Foto davon. Ich wollte schon lange mal sehen, wie etwas den Abfluss runterfliest. Das habe ich jetzt. Ich haue den Hammer in die Wand, sodass er stecken bleibt und etwas vom alten Verputz zu Boden wirbelt.

Ich ziehe mir den Bademantel über und gehe Milch kaufen. An der Kasse zahle ich mit der Zange, die ich immer noch in meiner Hand halte. Die junge Frau an der Kasse schaut mich dämlich an. Bevor sie irgendwas sagen kann bin ich zu Hause und stelle die Milch auf dem Fernseher ab. Die Milchflasche ist so eine schöne aus glas wo man durchsieht. Ich hole meine Videokamera und richte sie auf den Fernseher mit der Milch drauf und achte darauf dass noch genug vom Raum vor dem TV drauf ist.

Ich mache mir einen Kaffee und rauche eine Zigarette. Mir fällt das Gefühl von meinem strangen Traum heute Nacht ein. Der Traum selber kommt mir nicht mehr in den Sinn. Das leise surren vom Wecker im Backofen gibt mir das Gefühl zurück, dass Heute ein ganz normaler Tag ist.

Unter der Dusche ziehe ich den nun nassen Bademantel aus und werfe ihn neben das Loch im Boden. Als ich einen Zug von der Zigarette nehmen will ist sie nass. Ich nehme mir ne neue und noch eine. Beide werden sofort nass. Zurück auf dem Sofa klappt es endlich. Meine Fussabdrücke und einige Tropfen darum glitzern schön im Licht der aufgehenden Sonne. Auf dem Balkon motzt mich eine ältere Dame mit einem schrecklichroten viel zu grossen Hut an, was mir eigentlich einfalle hier nackt rumzustehen. Ich will mir die Milch holen, nehme aber den Fernseher mit, weil ich die Milch noch brauche, und werfe ihn in Richtung dieser Zwetschge. Ich amüsiere mich ab ihr. Mit einem ohrenbetäubenden Knall landet der Fernseher in Tausend wild umherfliegende Glassplitter einige Meter neben ihr auf der Strasse. Das muss ich unbedingt mal filmen, denk ich mir. Schreiend und mit den Armen herumfuchtelnd rennt die dumme Nuss den Hut mit beiden Händen haltend weg.
Ich schaue ihr nach, bis sie hinter der Hausecke verschwindet. Ich nehme einen Zug und werfe die Zigarette auf den qualmenden Haufen unten auf der Strasse. Ein gutes Gefühl.

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