Der wortkarge Totengräber kommt ins Plaudern

Abed ist Palästinenser, 88 Jahre alt, arbeitet seit seinem 7 Lebensjahr auf dem jüdischen Friedhof auf dem Ölberg und fährt einen roten VW Käfer. Er hat nie eine Schule besucht, spricht vier Sprachen fließend (Arabisch, Hebräisch, Englisch und Jiddisch) und hat sich das Schreiben und Lesen der hebräischen Sprache von den Inschriften der Grabsteine selbst beigebracht.

Abed liebt die Stille des Friedhofes, den Gesang des Windes und er schwört auf das Allheilmittel Olivenöl- das stellt er selbst her, selbstverständlich geerntet von den Bäumen die zwischen den Gräbern wachsen. Der Friedhof, so sagt er ist sein Lieblingsort, in den lauen Sommernächsten übernachtet er beschirmt von einem Olivenbaum auf einer alten Matratze am Rande der Gräber.

Abed hasst die acht Meter hohe Seperationsmauer die sich durch ganz Pälästina schlängelt, findet das Dieben die Hand abgehackt gehört und hat seit 15 Jahren nicht mehr das Stadtzentrum West- und Ostjerusalems betreten, aus Protest, weil die Menschen ganz gleich ob Israelis oder Palästinenser verrückt sind. Ich frag ihn, der so viel Zeitgeschichte und Unruhen in der Stadt miterlebt hat, ob er Hoffnungen für die Zukunft hat. Er lächelt verschmitzt und zahnlos und sagt: "Ja!"
Wind kommt auf, unterbricht unsere Unterhaltung, wir trinken unseren Pfefferminztee, genießen die Abkühlung und lauschen den Böen die durch die Olivenblätter streifen.

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Dossier Jerusalem
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APN FinePix S1600
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Ouverture 6.4
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Focale 5.0 mm
ISO 64