2 231 14

Wolf Gehrmann


Premium (Basic), Reichshof

DIE ALTEN WEIBERLEIN

Ich liebe die alten Weiberlein,
am Markttag, da stehn sie zum Warten bereit.
Diese uralten Mäntel mit verbogenen Schultern,
die frieren in jeder Jahreszeit.
Sie husten und wanken,
torkeln und fliehn,
halten sich wie kleine Insekten,
die im Dunkeln weiterziehn,
und die Augen diese Adler
blicken dich ganz ruhig an,
und sie lächeln leicht verbittert,
starren deine Jugend an.

Sie sind fast wie ein Sommernachtstraum,
der verging, wie er kam,
verflog, wie man sah,
nur ein Blatt, das vermodert am Baum.

Und seh ich sie in ihrer Vergangenheit
mit Lametta im Haar und Pumps an den Füßen,
seh die blühenden Körper zu allem bereit,
im siebzehnten Jahr und in Schönheit zerfließen.
Und sie gurren und schmachten,
turteln, sind kokett,
treiben mit berauschten Herzen
die Knaben in ihr Bett,
und die Augen, diese Rehe
blicken dich verlockend an,
sie lächeln kaum errötend,
preisen ihre Jugend an.

Sind fast wie ein Sommernachtstraum...

Und sie halten ihn fest, diesen Sommernachtstraum,
sie zweifeln nicht mehr,
sehn die Wolken ziehn,
erwarten den letzten Termin.

Text : Klaus Hoffmann

Markttag in Mires, Zentralkreta.



Commentaire 14