Die Freundin / Arkada...
Die Gedichte hängen im alten Botanischen Garten in Kiel.
Leider können in der fc einige Sonderzeichen der türkischen Sprache nicht dargestellt werden, so das ich die türkische Übersetzung nicht dazu schreiben kann.
Die Freundin
An einem dieser Abende werde ich mich
Sultan Selim dem Dritten gleich
in das spiegelverkleidete Kasino dieser Stadt mitten in die Spiegel setzen
vor mir der Raki... draußen der Abend, die Strömung, die Fischerboote und die Passanten.....
Jemand, der durch die Tür in die Kneipe hineinschaut, die
die Hände über Stirn und Schläfe hält, um besser sehen zu können,
wird sagen:” Dieser Kerl ist verliebt!”
Ein großes Fischerboot
wird ein Mädchen
aus der Strömung herausziehen,
die Haare wild zerzaust, die Lippen mit Tintenflecken übersät,
scheint sie genauso verrückt wie ich, man wird sie hierher bringen und sie zurücklassen
zwischen meinem Glas Raki und mir.
Ich werde sagen:
“Heute Abend nicht, aber an einem anderen Abend werde ich dich an die Hand nehmen und mit dir
in eine riesige Stadt gehen. In jener Stadt ist die Erde längst geplatzt.
Alles, was ich kenne, ist eingestürzt:
die Börse mit ihren riesigen Fassaden, die Paläste, wer
weiß, vielleicht auch die Gerichtshöfe und Gefängnisse...
Alles ist verschwunden, längst Märchen geworden;
ihr Heldentum, ihre Barmherzigkeit, ihre Tugenden...
Die Gebetsrufe, die Seelenmassage, die Kriege,
die Bataillone und die Helden...
Mein Kopf nicht von Alkohol benebelt, meine Hände nicht in Handschellen gezwängt,
werde ich dich eines Abends aus Sotirakis großem Kasino,
von deinem Platz zwischen meinem Glas Raki und mir,
an die Hand nehmen und dich in ein Land führen,
ein Land, in dem an goldenen Abenden die gelben Kinder auf die Bäume klettern,
in dem Vögel zwitschern und wo man Früchte isst,
ein Land ohne Grenzen und Zäune,
ohne Feen und Dschinnen
ohne Häuser und Stallungen,
ein Land, in dem der Gewinn nicht gemessen wird.
Sobald wir am Bahnhof aussteigen
soll die Metro ruhig dich in eine Richtung und mich in eine andere fahren.
Das macht nichts!
Du sollst nur wieder an solchen rötlich braunen Abenden,
an Novemberabend, an denen ich mutterseelenallein bin,
in deinem zerknitterten Mantel, deine zerzausten Haaren, mit deinen mit Tintenflecken
übersäten Lippen und deinem schwesterlichen
Gesichtsausdruck
- deine Beine an einen Stuhl gelehnt -
zwei, drei kurze Worte an mich richten:
„Was hast du heute gemacht? Hast du gearbeitet?“
Wenn du willst, kannst du danach aufstehen und einen Spaziergang machen
Ohne mich...
Wie du willst.
SaiT FaiK ABASIYANIK, geb. 1906
Lyrikparcours: “ Kultgedichte – Kült Şiirleri “(Türkische Bibliothek \ Unionsverlag)
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