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Klaus Tesching


Premium (World), hinter den sieben Bergen

Die letzten 1577 PS


Im Jahr 2067, in einem längst vergessenen Wald, steht das letzte Relikt einer vergangenen Ära: Ein rostiger, aufgepimpter Verbrenner mit einem Verbrauch von unglaublichen 257 Litern pro 100 Kilometer, ein Gemisch aus Benzin 200 Oktan, Helium, Methan und italienischem Olivenöl. Dieser Dinosaurier der Automobilgeschichte gehörte einst einem exzentrischen Sammler, der seine Faszination für alte Technik nie ablegen konnte.

Der Besitzer, ein ehemaliger Ingenieur, der sich gegen die Flut der Elektromobilität stemmte, verbrachte seine Tage damit, dieses Monstrum zu pflegen und zu fahren. Trotz des horrenden Verbrauchs und der lächerlich hohen Betriebskosten, weigerte er sich standhaft, auf ein Elektroauto umzusteigen. Für ihn war dieser Wagen ein Symbol des Widerstands gegen die immer größer werdende E-Auto-Lobby, die seiner Meinung nach die Freiheit des Autofahrens einschränkte.

Doch diese Sturheit sollte ihm teuer zu stehen kommen. An einem sonnigen Nachmittag, während er eine Spritztour durch die Wälder machte, wurde er von einer Gruppe aufgebrachter E-Auto-Enthusiasten entdeckt. Diese Anhänger der sauberen Mobilität hatten genug von seinem Umweltfrevel. Sie umzingelten ihn, und trotz seiner wütenden Verteidigungsreden, zerrten sie ihn aus dem Wagen.

Die Ironie des Schicksals wollte es, dass er von der Menge, die er so lange verspottet hatte, buchstäblich gelyncht wurde. Zurück blieb nur das Auto, ein stiller Zeuge einer vergessenen Zeit, verrostet und überwuchert von der Natur, während die Vögel in den Bäumen fröhlich zwitscherten. Die Rache der Natur und der modernen Gesellschaft war vollständig – und so verschwand der letzte Verbrenner aus der Geschichte, für immer in der Umarmung des Waldes verloren.

Schönen Montag noch.

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