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Klaus Basler


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Die Stolberger Burg

Die Burg mit ihren Wohngebäuden, ihren wuchtigen Türmen, Umfassungsmauern und Wehrgängen liegt auf einem mächtigen Kalksteinfelsen oberhalb des Vichttales. Die starken Mauern sind so kunstvoll in dem Felsen verankert, daß die ganze Burganlage wie aus dem Gestein herausgewachsen erscheint. Wann und aus welchen Gründen auf dem Felsen das erste befestigte Gebäude errichtet wurde, ist ungewiß. Möglicherweise befand sich dort in römischer Zeit ein Wachturm, sind doch nachweislich viele mittelalterliche Burgen an den Stätten römischer Kastelle und Straßenwarten erbaut Die Sage will wissen, Karl der Große habe sich auf dem Felsen, von dem aus das damals sicher reizvolle Vichttal zu übersehen und zu beherrschen war, ein Jagdschloß erbaut. Historisch gesicherte Erkenntnisse lassen sich erst für die Zeit kurz nach 1100 gewinnen, wobei allerdings zu bedenken ist, daß zufällig erhaltene Daten keineswegs den Zeitpunkt der Entstehung wiedergeben müssen. In mehreren Urkunden des 12. Jahrhundert - die älteste stammt aus dem Jahre 1118 - wird ein Edelherrengeschlecht derer von Stalburg erwähnt. Daraus ist zu schließen, daß mindestens bei Beginn des 12. Jahrhunderts auf dem Felsen < übrigens ein Stück oberhalb der jetzigen Wehranlage > eine Burg gestanden haben muß. Unter >> Burg > Burg >StalStahal< oder >Stal< in seiner ursprünglichen Bedeutung von >fest,standhaftfeste BurgStolberg< entwickelt.Der Herrensitz hat im Laufe der Jahrhunderte vielfach den Besitzer gewechselt. Zeit und Witterung müssen dem Gebäude arg zugesetzt haben, wie sich aus einer Urkunde aus dem Jahre 1364 schließen läßt. Der neue Besitzer wird nämlich verpflichtet, an der Burg 400 Gulden zu verzimmern und zu verbauen. Sie muß also in einem schlechten baulichen Zustand gewesen sein. Im Jahre 1447 kann von einem burgartigen Gebäude überhaupt nichts mehr bestanden haben. Denn der Herzog von Jülich, der mittlerweile die Herrschaft von Stolberg in seinem Besitz gebracht hatte, belehnte mit >Staelburg uf der Veicht< Wilhelm von Nesselrode unter folgender Bedingung: sollte Wilhelm den Berg mit einer Burg versehen, so soll diese >Offenhaus< der Herzöge von Jülich sein. In der Tat entschloß sich Wilhelm, eine geräumige Feste auf dem Felsen zu errichten, denn die Zeitläufe waren unruhig und unsicher. Immer wieder entstanden Fehden durch die verworrenen und umstrittenen Eigentums-, Rechts- und Hoheitsverhältnisse der vielen weltlichen und geistlichen Territorien zwischen Maas und Rhein. Wilhelm baute einen mächtigen runden Bergfried, an den sich nach Westen ein großes Palasgebäude anschloß, das durch einen niedrigen Anbau erweitert war. Die Verbindung mit einem Flankierungsturm auf der Westseite stellte ein Torbau her. Eine Zeichnung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts gibt diesen Neubau wieder, der im Kern der heutigen Burg noch deutlich zu erkennen ist. Im Schutze der Wehrmauer lag die Burgkapelle, an deren Stelle später die heutige katholische Pfarrkirche St. Lucia errichtet wurde. Die Burg hat im Laufe der Jahrhunderte durch Brand, Plünderung, Pulverexplosion, Erdbeben und Kriegseinwirkung starke Schäden erlitten. Bei den Instandsetzungsarbeiten hat die Anlage nach den Wünschen und Bedürfnissen der jeweiligen Besitzer wesentliche bauliche Erweiterungen erfahren, die leider nicht immer urkundlich belegt sind.

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