Eine Geschichte
Ich war mit meinem Fotokumpel Frank Hans unterwegs, um Rehe in der Paarungszeit zu fotografieren. Wir hatten am Vortage eine tolle Stelle entdeckt: eine große Wiese voller gelb und rosa blühender Blumen, links ein Maisfeld, rechts ein Kornfeld, hinten Wald und zwischendrin ein paar Buschgruppen, die dem Wild Schutz und Schatten spenden würden. In den 10 Minuten, die wir dort standen, hatten wir Anblick von 8 Rehen. Es schien alles perfekt zu sein. Am nächsten Morgen setzten wir uns noch im Dunkeln an. Es war wie meist beim Ansitz: es rührte sich nichts. Kurz vor acht kam die Sonne über dem Waldrand hoch und auf der Wiese tummelten sich große Schwärme von Staren, die von Fleck zu Fleck flogen. Ihre Flügel leuchteten herrlich in dem Gegenlicht. Wir beschlossen, unser Versteck aufzugeben und liefen in Lebensgröße und völlig ungetarnt auf die Wiese, um die Stare zu fotografieren. Dabei unterhielten wir uns in normaler Lautstärke. Es dauerte nicht lange, da traten aus einer nahen Buschgruppe zwei Ricken aus und begannen auf der Wiese zu äsen. Kurz darauf erschienen aus dem Kornfeld eine Ricke, ein Bock und ein Kitz. Das Kitz war verwaist, wir hatten es schon am Vortag völlig allein äsen sehen. Was war mit seiner Mutter passiert? Erschossen? Überfahren? Wir glaubten unseren Augen nicht zu trauen, die fünf Rehe wiesen uns Ungetarnten gegenüber überhaupt keine Scheu auf. Das habe ich schon mehrfach beobachtet: wenn man sich verhält wie ein Spaziergänger, Pilzsucher, Landwirt oder Forstarbeiter, also wie jemand, den das Wild kennt und von dem für es keine Gefahr auszugehen scheint, dann kann man auf gute Distanz plötzlich einem Keiler, Hirsch oder Bock gegenüber stehen. Wenn aber der Wind menschliche Witterung verbreitet und die Tiere sehen keine dazu passende Gestalt, dann wittern sie Gefahr und bleiben in Deckung. Plötzlich waren die Stare wieder Nebensache und wir versuchten, uns langsam den Tieren auf Fotodistanz zu nähern. Dann aber kam ein Radfahrer geräuschlos den Weg herunter gefahren, und wir waren wieder mit den Staren allein. Das Foto zeigt den Moment, wo Ricke, Bock und Kitz in das Kornfeld absprangen.
D3s, 600 mm, Blende 5.6, 1/1000 s, ISO 800, 25.07.2010, 08.06 Uhr MESZ
Chris 59 30/08/2010 10:14
Feine SZene. Finde die Farben klasse und den Moment wo sie ins Feld springen.MeG
Elly van der Ploeg 17/08/2010 22:09
Starke Szene, sehr schön die Geschichte dazu und ein klasse Bild.LG Elly
Osate 17/08/2010 21:24
Deine Story lässt das Bild leben, eine wunderbare und beeindruckende Präsentation.Gruß Osate
Alfad 17/08/2010 18:23
Eine schöne Geschichte aus dem Leben eines Naturfotografen mit entsprechender fotografischer Dokumentation.Gruß Alfred
JeannyL 17/08/2010 8:01
ein Erlebniss, klasse und die Geschichte dazuLG Jeanny
Naturbeobachter 17/08/2010 5:55
Schöne Geschichte und sie zeigt das es sich doch immer irgendwie lohnt in der Natur zu seien!Gruß
Carsten
Werner Meier 17/08/2010 1:59
. . . schöne Geschichte . . . feines Bild!Gruß
Werner
Johannes Macher 16/08/2010 23:20
In der Rehbrunft glaubt man oft verwaiste Kitze zu sehen,während die Ricke mit ihrem Freier Hexenringe austritt.
Du hast uns sehr schön eine Fluchtreaktion gezeigt.
Gruß Johannes
Dave Augustin 16/08/2010 22:35
Deine Bilder erzählen schon immer eine tolle Geschichte.Ich finde einfach klasse wie ihr euch mit den Tieren beschäftigt und ich finde was du hier wieder aufs Bild gebracht hast wieder sehr gelungen.LG
Dave
Katharina Noord 16/08/2010 21:33
Ein enormer Sprung und eine spannende Geschichte.lg, Katharina
Anla 16/08/2010 20:47
Das nenne ich mal Flucht !!Und Deine Geschichte gefällt mir gut !
Gruß Anla
Norbert Kappenstein 16/08/2010 20:46
Zu dieser schönen Aufnahme eine spannende Geschichte von Dir...das ist toll gemacht. Das Verhalten der Tiere kann ich nur bestätigen, aber wehe Du setzt eine Kamera mit Tele an Dein Auge, dann bist Du kein normaler Mensch mehr und die Tiere erschrecken. Zum Teil passiert mir das sogar bei Hunden von Spaziergängern.LG Norbert
Tobias Städtler 16/08/2010 20:38
Gefällt mir ausgezeichnet, wie du in Bild und Wort eine Geschichte erzählst. Mitten in ihrer Bewegung konntest du sie festhalten.Daß das Wild bei normalem Verhalten und Sichtkontakt wenig Scheu zeigt, konnte ich auch schon feststellen. Radfahrer und Jogger verderben einem öfter plötzlich die Situation...
LG Tobias
Stefan Sprenger 16/08/2010 20:25
Ein schönes Foto mit den dreien und Deine Geschichten zu den Fotos sind immer sensationell als ob man live dabei war.LG
Stefan
Fred Pechardscheck 16/08/2010 20:20
Ja, die Fahrradfahrer...Das ist doch toll geworden! Ähnliche Erfahrungen habe ich mit meinem Hasen gemacht.
Schön, wenn man als ungefährlich eingestuft wird.