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Einladung zu einem Ritt (Achtung: Literatur!)

Einladung zu einem Ritt (Achtung: Literatur!)

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Böni von Bödefeldt


Premium (Basic), Berlin (Vorort von Groitzsch)

Einladung zu einem Ritt (Achtung: Literatur!)

Teil 1

Es läutet.
'Wer sollte mich um diese Zeit noch besuchen wollen? Wer sollte mich überhaupt besuchen wollen.'
Mein Blick irrt hektisch im Raum umher. Chaos! Überall verstreut liegen Experimente, Protokolle, Bücher herum. Hat der Kommende überhaupt Platz zum Sitzen? Nein! Mein Entschluß steht fest: 'Der wird abgewimmlt!' oder besser noch: 'Ich bin gar nicht da!'
Es läutet abermals.
Verflixt ist der hartnäckig. Hab ich vielleicht irgendwelche Rechnungen übersehen?
Verzweifelter Blick in die Ecke mit dem Stapel ungeöffneter Briefe: 'Ja! Sicherlich!' Also wird es einer dieser vollziehenden Gerichtsbeamten sein! Klare Sache, einfache Entscheidung: 'Ich bin nicht da!'
Schritte im Treppenhaus, es schellt abermals, Türklopfen. Mein Hund schlägt an.
Mist! Ich wußte, der wird mich in Schwierigkeiten bringen. 'Warum hab ich nur die Ausbildung meines Hundes in der Zeichensprache vernachlässigt? Dann könnte ich ihm jetzt per Handzeichen Ruhe gebieten.'
Es klopft wieder!
Murks (zum ersten mal weiß ich, daß ich ihm den perfekten Namen gab) schlägt verstärkt an. Er meint es nicht böse, wedelt ungestüm mit dem Schwanz, jault in wechselnden Tonhöhen. Fast könnte man meinen er unterhält sich mit jemanden.
Vor der Tür jault und bellt es ebenfalls. 'Also auch ein Hund!'
Mist! 'Die kommen mit Polizei!' Gut, daß ich zur Zeit keine Nachbarn habe, sonst wären jetzt schon alle Türen auf und ich das Gespräch des Tages.
Plötzlich ist Ruhe.
Es klopft wieder!
Eine Stimme ruft: "Machen Sie auf! Ich weiß, daß sie da sind!" Ich bleibe ruhig.
Kurzer Jauler draußen, mäßiges Bellen drin.
"Sie stehen direkt hinter der Tür!"
'Woher weiß der das!'
"Murks hat es mir erzählt!"
Was soll das! Wer ist der Kerl? Zugegeben, ein wenig kommt die Stimme mir bekannt vor, aber das sollte in einem Ort mit knapp 6000 Einwohnern nicht ungewöhnlich sein. Hier kennt doch jeder jeden - irgendwie.
"Jetzt machen Sie schon auf! Sie werden doch Ihren alten Freund Doolittle nicht vergessen haben!"
'Doolittle? Das ist doch mindestens 30 Jahre her!'
Zögernd ergreife ich die Klinke. Murks bellt kurz.
"Jetzt drücken Sie die Klinke schon herunter!"
Jetzt siegt die Neugier. Ich öffne die Tür und seh einen älteren, zweckmäßig gekleideten Herrn einem zerstreuten Professor sehr ähnlich.
"Hello Malligton! Sagen sie bloß, Sie erinnern sich nicht mehr?"
"Doch! Nur wie konnten sie ...?"
Murks bellt und winselt und jault was das Zeug hällt. Und Doolittle tut es ihm gleich. Fast könnte man meinen, er möchte mit ihm spielen. Aber langsam dämmerte es mir:
'Er unterhällt sich mit ihm!'
Mir blieb der Unterkiefer in der untersten Stellung hängen.
"Schließen sie den Mund bitte! Das ist da, wohin ich sie einladen möchte, eine große Beleidigung!"
"Wohin wollen wir denn?"
"Lassen Sie sich überraschen! Nehmen sie ihre Kamera mit!"
Schnell ist alles zusammengepackt, denn wenn mein Interesse geweckt ist, hält einen Forscher nichts mehr in den eigenen vier Wänden.
Wärend wir die Treppe hinab stiegen, versuchte ich ein paar mehr Informationen zu bekommen, aber Doolittle lächelte nur verschmitzt und blieb stumm. Dann betraten wir den Hof und mir stockte der Atem.
'Das ist doch, das ist doch, aber unmöglich, doch das muß sie sein ...'
"Darf ich vorstellen: die Rosa Riesenseeschnecke!"
Klapp! Mein Kinn folgte wieder der Schwerkraft.
Doolittle vollführte mekwürdige Verränkungen vor der Schnecke und es dämmerte mir: 'Er spricht mit ihr!'
Er blickte mich an und forderte mich auf, auf ihrem Rücken in einem kleinen Transportkorb Platz zu nehmen. Nachdem ich umständlich ihren Rücken erklomm und mich nieder ließ, beobachtete ich Doolittle, der behände und flink im Korb Platz nahm.
"Wo soll die Reise hingehen?", fragte ich.
"Wir werden uns auf die Suche nach dem Grünen Zebrabären begeben und Amalia hier kennt dessen Heimat." schmunzelte er.
Das war es, was mir in letzter Zeit fehlte: eine Expeditionsreise!
Entspannt lehnte ich mich zurück und nahm mir vor, diese Reise zu genießen.
"Vergessen sie das Fotografieren nicht!", meinte Doolittle. "Amalia ist sehr eitel und möchte die Fotos später ihren Enkeln zeigen."
Ich zückte also meine Kamera und begann, diese Reise fotografisch zu dokumentieren.

Nächster Teil:


Die ersten anderen Bilder:

Bilderrätsel
Bilderrätsel
Böni von Bödefeldt


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