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Thomas Reitzel


Premium (World), Fountain, RP

Etwas Psychologie

Dieses Bild ist ein Beispiel für einen Bildaufbau nach dem berühmten "Goldenen Schnitt".

Ich habe mit roten Linien das Bild horizontal und vertikal in drei Drittel unterteilt.
Im Schnittpunkt der Linien sollte sich ein bildwichtiges Detail befinden.
Die beste Aufteilung besteht in zwei diagonal gegenüberliegenden Hauptbestandteilen.
Hier ist es unten die Front des ICE, oben rechts die beiden Brückentürme.
Gleichzeitig hat die Aufnahme auch noch zwei "Nebenschauplätze", die große Kiefer und das Vorsignal, die sich ebenfalls wieder diagonal gegenüberliegen.
Diese vier Brennpunkte bilden also das Bild im Bild, eben den "Goldenen Schnitt", der Rest ist sozusagen der Rahmen, die Peripherie, die also wie gesagt rundum etwa je ein grobes Bild-Drittel betragen sollte.

Warum ist das so? Schon die alten Meister haben herausgefunden, daß der Goldene Schnitt ein Bild am harmonischsten erscheinen läßt, es ist für den Betrachter ganz einfach ausgewogen. Psychologie!

Und noch etwas mehr Psychologie:

Das Auge eines Betrachters fängt in der Regel ein Bild links oben in der Ecke zu betrachten an. Der Blick wandert dann, - wenn ihn das Bild fesselt, wohlgemerkt! - von oben links etwas schräg nach rechts und sucht den nächsten Ankerpunkt des Interesses, in diesem Fall die Brückentürme.
Weiter wandert der Blick nach unten. Und hier besteht die Gefahr, daß das Auge aus dem Bild herausfällt, wenn es dort unten nicht wieder etwas findet, das es im Bild festhält. Das ist hier der untere "Nebenschauplatz" in Form des Oberleitungsmasten und des Signals. Hier bleibt das Auge also wieder haften, das Signal hat seinen Zweck erfüllt. Außerdem verlaufen die Linien von Mast und Signal vertikal, was dem gesamten Bild "Halt" gibt.
Der Schatten in der rechten Ecke unten verwehrt dem Auge ebenfalls das Heraustreten aus dem Bild.
Weiter sucht das Auge dann wieder nach links, wo es die Front des ICE vorfindet.

Diesen Ablauf habe ich mit roten Pfeilen markiert.

Der ICE selbst und das Gleis verbindet zudem noch die beiden bildwichtigsten Teile diagonal miteinander, idealerweise sogar von rechts oben nach links unten.

Eine bildbestimmende Diagonale ist neben den Regeln des Goldenen Schnitts immer vorteilhaft für ein Bild.

Gewiß nicht immer und so bilderbuchmäßig umzusetzen, aber man sollte dieses Schema im Hinterkopf haben, wenn man auf Motivsuche geht.

Natürlich gibt es auch noch andere Regeln, die man beachten sollte, Vordergründe etwa einzubauen, oder eine interessante Tiefenstaffelung(die es auch hier im Bild gibt), damit ein Bild an imaginärer Tiefe gewinnt.

Außerdem sind auch noch andere Bildaufbauten denkbar, aber das würde hier zu weit führen.

Übrigens hier noch das Bild ohne Gekritzel:

Spät Winter
Spät Winter
Thomas Reitzel


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