Gedankenlandschaften
Mein Wollen hat sich zwischen alten Papiertüten und Stoffresten versteckt, wo es eifrig Melancholie aus Pappe in Schiffchen verwandelt, die mal eine große Reise auf dem kleinen Bach hundert Meter von der Wohnung entfernt, in der ich lebe, machen werden.
Vielleicht werde ich dabei stehen und keine Zigaretten rauchen. Vielleicht werde ich dem Schauspiel auch meinen Rücken zudrehen und daran denken, wie es ist betrunken mit der Dunkelheit rumzuknutschen und anschließend zu merken wie beschissen mein Leben ist. Wie beschissen der Teppichboden im Flur ausschaut und wie gelb der alte Lampenschirm von der alten Nachbarin ist, der vor dem Fenster in dem Raum steht, wo man vergessen kann, das Leben atmen heißt.
Da steht noch ein alter Tisch, der viele alte Wunden trägt, die man ganz mit streicheln macht. Er hat so eine Farbe, wo man an Bäume denken muss, die den Geruch von verloren sein und Himmel mit sich tragen. Der Geruch wäscht das Denken so sauber, das man Verzweiflung weinen hören kann.
Ich wandere oft durch Menschen hindurch und klopfe hier und da an, während meine Augen sich sträuben, weil sie Angst davor haben, dass das Licht sie wieder erpressen könnte und der Asphalt schwer im Magen liegt, während das Klacken von einem aufprallenden Feuerzeug dem Loch im Zaun ein Ständchen spielt und ich verzückt dem Lächeln eine Erlaubnis erteile und entdecke, das versteckte Schattenspiele einen langen Vorhang bedecken, der Lärm hinter Fenster dämpft.
Ich küsse Straßenschilder und presse mein Gesicht an Schaufenster, die kalte Brüste und Po´s aus Kunststoff fies anstarren und dabei so ausdruckslos und langweilig aussehen, dass selbst mein Lächeln erstarrt. Und die Straßenlaternen, die jeder mal gerne hochklettern würde um die Welt zu retten, weil dann in hundert Jahren noch die Menschen darüber reden würden.
Aber eigentlich möchte ich gar nicht, dass in hundert Jahren noch Menschen über mich sprechen. Ich möchte nur dass sie schweigen. Vielleicht auch kurz lächeln und den Regen intensiver hören.
Ich mag eigentlich nur das Schnee langsamer fällt und das neben meiner Wohnung ein Supermarkt aufmacht, der überwiegend viele Pilze und Kirschen verkauft und Fruchtsäfte.
Achja und Brausestangen. Aber nur Zitrone. Ach und ich hätte gern einen Postboten, der mir jeden Morgen sagt, dass es nicht mehr lange dauert bis er nur für mich diesen Supermarkt baut.
Außerdem bräuchte der Supermarkt auch Einkaufstüten, die keine Henkel haben.
Ich bleibe langweilig, weil Wünsche nicht aus Knete sind und das Herz sich nicht bitten lässt.
So bleibe ich liegen und streite mich.
Rauche nicht und besteige einen großen Berg.
Aber nur in Gedanken.
a rebours 02/01/2006 5:09
wunderbar!Kitty Swallow 19/12/2005 17:49
wie hast du das mit den tauben gemacht??lg
Doreen Hasenfuß 26/11/2005 12:03
wirkt etwas überladen :/