"Gefährlicher Besuch"?
Nicht wirklich
Der Wanderfalke, der hier sein Winterrevier hat, sucht diesen Mast wohl häufiger auf. Möglicher Weise nächtigt er dort auch manchmal.
Aber ein Rabenkrähen-Paar hat hier nun seit einigen Tagen mit dem Nestbau begonnen und ist dort über Tag wohl auch meist ohne solchen Besuch.
Wenn sie auch keine Greifvogelbücher lesen, so wissen sie sicher doch, dass Wanderfalken manchmal auch eine Krähe essen mögen (wenn auch viel seltener als diese beim Falkner speziell dazu abgerichteten).
Die Begegnung in den hohen Gittermasten ist auch meist eher so, dass die Krähen den großen Vogeljäger oft solange drangsalieren, bis er den Platz verläßt.
Diesem rückten sie auch mehr verwundert als verärgert bis fast nur einen Meter auf die Pelle (s. das 2. Bild unten). Aber er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
So stocherten sie erst beide, dann noch eine ein paar Minuten in ihrem Nestanfang herum. Was aber doch die Irritation nicht recht auflösen konnte. Nachdem dann eine schon das Feld geräumt hatte, trug die andere dann noch einen Zweig davon, der wohl eigentlich schon eingebaut gewesen war!
Eventuell kennt dieses Paar seinen abendlichen Besuch. Vielleicht wissen sie sogar aus anderen Jahren darum, dass er wohl nicht mehr lange bleiben wird.
Sehr aufgeregt machte es sie jedenfalls nicht, aber ein bisschen "durcheinander" waren sie denn durch solchen "Hausbesuch" offenbar doch.
Fabienne Muriset 03/04/2008 21:16
Das ist ja wieder mal ein ganz interessanter und lehrreicher "Naturkrimi" zum Feierabend. Als Kind schaute ich zu dieser Zeit "Ein Platz für Tiere" - heute sitzt der "liebe Onkel Wulf" in der fc und erzählt spannende Sachen :-)Herzlichen Dank und Grüsslis
Fabienne
Anne Nettesheim 03/04/2008 17:21
Danke für Deine Mühe Wulf, das war ganz wissenswert für mich! LieGrüMabel B. 03/04/2008 16:37
Na, das sind hier aber heute interessante "Ausflüge" in die Vogelwelt.LG Mabel
Marina Luise 03/04/2008 12:03
Danke für deine ausfürliche Antwort, Wulf! Ich sehe das auch zum Glück nicht an allen Masten! ;)Wulf von Graefe 03/04/2008 11:54
@Marinadas ist eine andere Konstruktion in der Anbringung der gefährlichen Kabel, an denen größere Vögel verunglücken:
Für einen Stromschlag müssen sie gleichzeitig an Sitz und Kabel kommen können, dann gibt es dies unselige Schmorgeflügel.
Das ist aber nur bei diesen Formen, wo die Isolatoren nach oben stehen, der Fall. Das Modell ist hier erfreulicher Weise weitgehend beseitigt. Bei diesen (großen) hängenden Isolatoren können die Vögel ungefährdet auf den Trassen oder Kabeln sitzen.
(Aber bei ungünstigem Wetter und aufgeschreckt können sie sich weiterhin den Hals brechen an den vielen Strippen in der Landschaft.)
lg Wulf
Marina Luise 03/04/2008 11:38
Eine richtig spannende Geschichte! - Was mich mehr beunruhigt als der Falke - aber das sicher nur aus technischer Unkenntnis heraus - können die sich da nicht einen tödlichen Stromschlag holen? Ich habe auf meinen Spaziergängen schon häufiger tote Vögel an solchen Masten gefunden, die verkokelt waren! :((Wulf von Graefe 03/04/2008 10:39
@Veltennein, so deutlich wie für Deine Elefanten kann ich das hier für die Krähen natürlich nicht sagen.
Aber sie kennen, gerade an immer wieder benutzen Brutplätzen schon gewisse "Abläufe" incl. des Verhaltens von Mitbewohnern.
Und da könnte schon sein, dass sie darum wissen, daß hier wanderfalken-Besuch in diesen Masten gegen Mitte/Ende April aufhören wird.
@Buteo
Du hast schon Recht, dass hier Krähen nicht zum "normalen" Beutespektrum der schnellen Falken gehören. Aber ihre Jagden hier sehen doch meist anders aus, als Du es beschreibst.
Die meisten Arten werden hier aus "hochbeschleunigtem" Tiefflug (!) über Äckern und Wiesen (oder auch über der Wattkante) auf sitzende (!) Vögel geflogen, die dann erst im Auffliegen direkt verfolgt werden.
Wie es auch der kleine Merlin macht und die hier im offenen Gelände jagenden Habichte.
Und dabei dürfte dann auch den Krähen hier immer mal einer mit über den Kopf gesaust sein, der "sie gar nicht gemeint hatte".
"Gruselig" ist er ihnen also schon. Und dass sie ihm sitzend hier im stählernen Gezweig überlegen sind, das wissen sie wohl auch. Aber 3-4m neben ihm einfach an ihrem Nest zu basteln, da war ihnen sicher doch zu "mulmig" bei ;-)
@Anne
Was Du vom "Flachstoß" da gelesen hattest, ist auf der Jagd etwas mit hoher Geschwindigkeit (nur eben aus anderer Richtung als bei den imposanten Steilstößen).
Das funktioniert, wie Buteo richtig beschreibt, nicht im Nahbereich. Dennoch werden es die wendigeren Krähen nicht darauf ankommen lassen, vor und etwas unterhalb vom ihm, nur im Auge halten zu müssen, ob er sich nicht doch plötzlich bewegt.
Was hier wohl mit einem Brutkasten passieren würde, wäre wohl ziemlich "open end":
Diese jetzt noch hier anwesenden Wanderfalken gehören vermutlich nach Skandinavien oder Russland.
Und für doch an dieser Gegend interessierte würde es an solchem Platz vermutlich hauptsächlich mit den Turmfalken Zank geben, die das auch ei prima Angebot fänden.
An anderer Stelle macht sich hier oftmals ein Wanderfalke auch direkt auf so einem Krähennest gemütlich und gehen die Besitzer ihm dann auch lieber so lange aus dem Weg.
Es gibt in manchen Gegenden auch noch baumbrütende, die die Horste von Bussarden, Kolkraben oder Seeadlern beziehen. Aber der größere Teil nutzt nun wohl die Angebote an Gebäuden.
lg Wulf
Anne Nettesheim 03/04/2008 9:44
Eine unterhaltsame, spannende Vogelgeschichte, die Du hier beschreibst, habe ich mit Interesse gelesen. Verstehen kann ich sie allerdings nicht so ganz. Wanderfalken kommen doch heute in Großstädten vor und nisten vor allem in der Nähe von Kraftwerken und großen Gebäuden. Wenn doch Krähenvögel u.a. in ihr Beuteschema passen, hätte der Falke von hinten und möglichst noch im toten Winkel doch immer eine Chance, oder? Gibt es nicht auch so etwas wie einen Flachstoß? Wer hätte denn dort eher das Wohnrecht erworben , wenn man einen Brutkasten angebracht hätte? Oder brüten die gar nicht im Winterquartier???Tut mir leid, wenn sich das alles ornithologisch ungebildet anhört, aber bei Deinem nahen Bild hatte ich doch etwas Angst, dass der Falke jeden Moment von oben zuhackt!
Sei trotzdem herzlich gegrüßt!
Buteo 03/04/2008 8:44
Also eigentlich würde ich annehmen, dass Krähen nicht zum "normalen" Beutespektrum von Wanderfalken gehören. Er wird wohl eher Schwierigkeiten haben, sie zu erwischen. Meistens stürzen sich Wanderfalken aus ziemlich großen Höhen auf selber sehr hoch fliegende Vögel. Das sind mit Vorliebe Tauben, aber auch Limikolen werden gerne genommen, soweit ich weiß. Krähen sind also nicht wirklich gefährdet, da sie meist sehr niedrig fliegen und sich rechtzeitig in Deckung begeben könnten. Ansonsten passen sie natürlich von der Größe her schon. Aber es gibt wie gesagt leichtere Beute. Die Krähen auf dem Mast könnten sich völlig sicher fühlen, da der Falke auf die Entfernung und aus dem Stand gar nicht zur Tat schreiten werden kann, technisch gesehen?!Velten Feurich 03/04/2008 5:35
Eine sehr interessante Situation mit dieser den Rabenkrähen sicher lästigen "Dreierbeziehung". Bei Deiner Schilderung ergibt sich die Frage nach der Intelligenz hinsichtlich des merkens, das er später abzieht oder auch nicht.Bei höheren Säugetieren habe ich in meiner Jugend im Dresdner Zoo durchaus erstaunliche Situationserinnerungen bei Elefanten festgestellt.
So gingen wir öfters früh bevor die Besucher da waren mit den zwei ausgewachsenen Inder- und einer Afrikaner Kuh ein Spazierrunde durch den Garten und immer auf dem gleichen Weg . Als wir einmal davon abwichen drehte die Leitkuh dieser Dreiergruppe fast durch, zumal sie ohnehin wegen einiger Sperrlinge schon gerade esrchrocken war, die vor ihr aufflogen vom Weg. Es war also ganz klar die Situationserinnerung hier geht es rechts herum und nicht geradeaus weiter, um hier nur mal ein kleines Beispiel zu bringen, das sich mir eingeprägt hat.Sicher hast Du bei den Gefiederten deren Lebensweg Du schon länger verfolgst, da auch viel beobachtet.
LG Velten
LG Velten